Research In Motion unter Zugzwang

Montag, 30. Juni 2008 um 13:39
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(IT-Times) Der BlackBerry-Hersteller Research In Motion (Nasdaq: RIMM, WKN: 909607) enttäuschte in der Vorwoche mit verhaltenen Zahlen. Mit den vorgelegten Gewinnzahlen blieb RIM leicht hinter den Markterwartungen zurück, was prompt einen deutlichen Kursrückgang bei RIM-Papieren auslöste.

Im Analystenlager gehen die Meinungen auseinander, inwiefern RIM seinen Wachstumskurs beibehalten kann. Hintergrund ist der zunehmende Wettbewerb im Smartphone-Markt. Mit Apple ist nunmehr ein neuer Player in den Markt eingestiegen, wobei Apple mit einer aggressiven Preisstrategie versucht, sein neues 3G iPhone an den Mann bzw. Frau zu bringen. Auch Nokia versucht mit der Übernahme von Symbian und der Öffnung der Plattform Entwickler und Nutzer gleichermaßen auf seine Seite zu ziehen.

Trend geht zu offenen Plattformen


Der Trend geht eindeutig zu offenen Plattformen. RIM stellt zwar mit dem BlackBerry Mobile Data System (BlackBerry MDS) einen Anwendungsentwicklungsrahmen für BlackBerry Firmenlösungen zur Verfügung, von offenen Plattformen a la Android ist man aber noch meilenweit entfernt, denn die Kanadier setzen nach wie vor auf ihr eigenes proprietäres Betriebssystem.

Daneben hat sich auch Apple stärker für Drittentwickler geöffnet und mit dem iPhone SDK ein Entwicklerkit auf den Markt gebracht, dass für eine Vielfalt von neuen Anwendungen für das iPhone sorgen soll. Zudem hat Apple mit seinem aggressiven Preisvorstoß zuletzt die Branche überrascht. Der Computerbauer aus Cupertino will damit den Massenmarkt erobern, was nicht nur RIM, sondern auch Nokia zu denken geben sollte.

RIM schickt BlackBerry Bold gegen iPhone ins Rennen


Im Mai stellte RIM sein neues Smartphone mit HSDPA-Unterstützung vor. Der BlackBerry Bold (9000) soll die Herzen der Internetsurfer und Multimedia-Fans höher schlagen lassen. Neben einem 1GB großen Speicher, kommt der BlackBerry Bold mit einem verbessertem Display (Auflösung 480 x 320 Pixel), sowie mit einem GPS-Chip, einer 2-Megapixel-Kamera und einem integrierten MP3-Player daher. Zudem werden auch die Schnittestellen Bluetooth und USB unterstützt. Kosten soll das Gerät voraussichtlich zwischen 300 bis 400 US-Dollar, wobei das Produkt im August auf den Markt kommen soll.

Im Hause RBC Dominion Securities hegt man allerdings Zweifel, ob die Kanadier den Zeitplan einhalten können. RBC-Analyst Mike Abramky erwartet Verzögerungen von zwei bis drei Wochen, um das neue Smartphone besser integrieren zu können. Ein ausgereiftes Produkt ist auch notwendig, denn mit Garmin (Nuvifone) schickt sich bereits der nächste Anbieter an, um im Smartphone-Markt mitzumischen...

Kurzportrait

Die im Jahre 1984 in Waterloo/Kanada gegründete Research In Motion (RIM) gilt heute als einer der führenden Anbieter von Smartphones. Das im kanadischen Ontario ansässige Unternehmen konnte sich durch seinen Email-Pushservice BlackBerry einen Namen nicht nur in Nordamerika machen. Mit dem BlackBerry können Nutzer an einen beliebigen Ort Emails empfangen, bearbeiten und versenden. RIMs kleines Kommunikationswunder wird derzeit bereits von mehr als 200.000 Organisationen und mehr als 16 Mio. Kunden in über 100 Ländern weltweit eingesetzt. Durch neue Produkte (BlackBerry Pearl, BlackBerry Bold) will das Unternehmen auch von neuen und schnellen Mobilfunknetzstandards profitieren und seine Marktposition entsprechend sichern. Nach der Expansion in europäische und asiatisch-pazifische Märkte, will das Unternehmen vor allem in China und Indien weiter wachsen. Durch ein Abkommen mit der ägyptischen Orascom Holdings ist RIM auch in den Märkten des Mittleren Ostens präsent. Durch Kooperationen mit zahlreichen ausländischen Partnern geht die Internationalisierung weiter. Im Mittelpunkt der Expansionsbemühungen stand zuletzt nicht nur Europa, sondern insbesondere auch Asien. Im Frühjahr 2006 verstärkten sich die Kanadier durch die Übernahme des kalifornischen Softwarespezialisten Ascendent Systems.

Neben dem Handheld-Computer BlackBerry bietet das Unternehmen aber auch PC-Steckkarten für Laptops und PDAs an. Entsprechende Softwarelösungen rund um die angebotene Hardware ergänzen das Produktportfolio der Kanadier. RIM vertreibt seine Produkte sowohl direkt an Herstellerfirmen, als auch über ein Händlernetz und Carrier wie Hutchison Telecommunications, Cingular und Motient. Zu den namhaften Vertriebspartnern zählen neben AT&T Wireless, auch T-Mobile, Vodafone und Sprint Nextel. Zu den Kunden der Kanadier zählen darüber hinaus Technologiefirmen wie AT&T, Dell, Intel, Panasonic und IBM. Das RIM-Führungsduo bestehend aus Jim Balsillie und Mike Lazaridis hielt zuletzt noch eine Minderheitsbeteiligung an der Gesellschaft.

Zahlen

Umgesetzt hat Research In Motion im ersten Quartal des Fiskaljahres 2009, welches am 31. Mai endete, 2,24 Mrd. US-Dollar. Verglichen mit dem Vorjahresquartal entspricht dies einem Anstieg um 107 Prozent.

Die Bruttomarge bezifferte sich im ersten Quartal des Fiskaljahres 2009 auf 50,7 Prozent, nach 51,8 Prozent vor einem Jahr und 51,4 Prozent im vorangegangenen Quartal. Brutto schrieb RIM damit einen Gewinn von 1,14 Mrd. Dollar, ein Jahr zuvor lag dieser bei 560 Mio. Dollar. Vor Steuern verdiente Research in Motion im ersten Quartal 2009 665,4 Mio. Dollar, im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 121 Prozent. Netto blieben nach Steuern noch 482,5 Mio. Dollar in den Kassen zurück.

Im Vergleichsquartal 2008 wies RIM einen Nettogewinn von 223,22 Mio. Dollar aus, eine Steigerung um 116 Prozent. Pro Aktie errechnet sich bei nahezu gleichgebliebener Anzahl der sich im Umlauf befindenden Aktien ein verwässerter Gewinn von 0,84 Dollar. Im Vergleichsquartal 2008 lag dieser bei 0,39 Dollar. Damit verfehlte der BlackBerry-Hersteller auch gleichzeitig die Erwartungen der Analysten, welche mit einem Plus von 85 US-Cent je Aktie gerechnet hatten.

Im jüngsten Quartal konnte RIM unter dem Strich 2,3 Mio. BlackBerry-Abonnenten gewinnen, womit die Abonnentenzahl im jüngsten Quartal auf über 16 Mio. Kunden stieg. Insgesamt wurden im jüngsten Quartal 5,4 Mio. Geräte zur Auslieferung gebracht.

Markt und Wettbewerb

Nach Meinung von Marktbeobachtern wird sich der Wettbewerb mit der Einführung von schnellen Übertragungsstandards (GPRS, CDMA, HSDPA) deutlich verschärfen. Nicht nur traditionelle PDA-Hersteller wie Palm werden durch neue Produkte Push-Email ermöglichen, sondern auch Mobilfunkspezialisten wie Nokia und Motorola sind inzwischen mit eigenen Produkten in diesem Markt präsent.

Daneben will der schwedisch-japanische Mobilfunker Sony Ericsson für neue Innovationen sorgen. Der südkoreanische Elektronikhersteller Samsung versucht ebenfalls durch entsprechende drahtlose Kommunikationslösungen (Blackjack) in diesem Markt Fuß zu fassen.

Der führende PDA-Hersteller Palm, der sich durch die Übernahme von Handspring verstärkt hat, dürfte die Entwicklung des Konkurrenzprodukts Treo weiter vorantreiben und hat mit dem Smartphone Centro einen neuen Vorstoß gestartet.

Meldung gespeichert unter: BlackBerry, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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