Qualcomm: Geschäftsmodell in Gefahr?

Mittwoch, 14. März 2007 um 00:00
Qualcomm

(IT-Times) Der US-Mobilfunkchiphersteller und CDMA-Pionier Qualcomm (Nasdaq: QCOM, WKN: 883121) kann mit einem positiven Ausblick auf das laufende Quartal überraschen. Umsätze und Gewinne werden voraussichtlich höher ausfallen, als zunächst prognostiziert.

 

 

Doch nach wie vor hängen dunkle Wolken in Form von Rechtsstreitigkeiten und dessen ungewissem Ausgang über der Qualcomm-Zukunft. Zwar scheint das Geschäft wieder an Fahrt aufzunehmen, doch nach wie vor ist ungewiss, ob Qualcomms größter Lizenzkunde Nokia seine Lizenzvereinbarung erneuern wird. Der entsprechende Kontrakt läuft am 9. April 2007 aus und der finnische Mobilfunkspezialist macht bislang keine Anstalten, den Kontrakt zu verlängern.

 

 

Das Lizenzgeschäft ist für den CDMA-Spezialisten aber von großer Bedeutung. Dieses trug im vergangenen Jahr zwar nur ein Drittel der Gesamtumsätze, aber drei Viertel des Vorsteuergewinns in Höhe von 3,16 Mrd. Dollar. Qualcomm geht inzwischen nicht mehr davon aus, dass ein Deal noch rechtzeitig zu Stande kommt und hat bereits seine Gewinnprognosen für das laufende Jahr entsprechend angepasst und nach unten korrigiert. Sollte ein Lizenzabkommen - in welcher Form auch immer - nicht zu Stande kommen, will Qualcomm vor Gericht ziehen.

 

 

Damit dürften die Rechtskosten weiter steigen, denn auch mit anderen Unternehmen liegt Qualcomm im Clinch. Im Rahmen des Project Stockholm haben sich sechs Firmen, darunter Nokia, Ericsson und Texas Instruments zusammengetan, um Qualcomms Lizenzgeschäftsmodell zu Fall zu bringen. Dies hat inzwischen auch die Regulierungsbehörden in Europa, Südkorea und Japan auf den Plan gerufen, welche derzeit das Lizenzgebaren der Amerikaner näher unter die Lupe nehmen.

 

 

Qualcomm gibt zwar keine Details im Hinblick auf seine insgesamt 140 Lizenznehmer preis, doch teilte man jüngst mit, dass die Standard-Lizenzgebühr weniger als fünf Prozent des Verkaufspreises eines CDMA-Telefons betrage. Bei Nokia & Co hält man diese Gebühr aber für überzogen. „Sie versuchen ein Geschäftsmodell von gestern auf morgen zu übertragen, aber dass passt einfach nicht“, erklärt Nokia-Sprecher William Plummer.

 

 

Es bleibt daher weiter abzuwarten, ob der Qualcomm-Aufschwung nicht doch abrupt durch Gerichtsentscheide oder durch Entscheidungen von Regulierungsbehörden plötzlich ins Stocken gerät…

 

 

Kurzportrait

Die im Jahre 1985 gegründete und in San Diego ansässige Qualcomm ist einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich Mobilfunkchips. Dabei gilt das Unternehmen als Pionier der sogenannten CDMA-Technologie (Code Division Multiple Access). Qualcomm dominiert diesen Mobilfunkstandard mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent. Dabei vermarktet das Unternehmen seine CDMA-Technik inklusiver zugehöriger Software über die im Jahre 1995 gegründete Qualcomm CDMA Technologies (QCT). Die Einheit gehört zu den insgesamt vier Hauptgeschäftssegmenten: Qualcomm Technology Licensing (QTL). Qualcomm Wireless & Internet (QWI) und Qualcomm Strategic Initiatives (QSI).

Zu den weltweit mehr als 140 Lizenznehmern zählt unter anderem auch der weltgrößte Mobilfunkhersteller Nokia. Die Einheit QCT produziert die Chipsätze allerdings nicht selbst, sondern lässt diese von anderen Technologiespezialisten wie IBM und anderen Halbleiterherstellern fertigen.

Über seine Tochter SnapTrack vertreibt Qualcomm auch sein Satellitenortungs- und Überwachungssystem, welches nicht nur von Speditionsfirmen in den USA eingesetzt wird. Auch in Japan wollen Firmen künftig auf das sogenannte „Wireless Assisted GPS“ setzen. Daneben vertreibt Qualcomm auch seinen populären Email-Client Eudora.

In den vergangenen Jahren folgten eine Reihe von Firmenzukäufe. So wurde Ende 2004 der Interface-Spezialist Trigenix Ltd gekauft. Im Jahr 2005 schluckte man den britischen Softwarespezialisten Elata sowie den Technologieanbieter Flarion Technologies. Anfang 2006 wurde der Halbleiterspezialist Berkana Wireless übernommen. Mit dem Mobilfunktester Qualphone, dem Technikspezialisten nPhase und Airgo Networks folgten in 2006 weitere Übernahmen. Gleichzeitig wurde das Bluetooth-Geschäft von RF Micro Devices übernommen.

Mit mehr als 1.900 eingetragenen Patenten will sich Qualcomm den notwendigen technischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz sichern. Durch Content-Lizenzabkommen mit CBS, FOX, NBC, MTV, Comedy Central und Nickelodeon will Qualcomm dem Mobile-TV zum Durchbruch verhelfen. Zu den Kunden von Qualcomm zählen Technologiefirmen aus Asien wie Samsung, Kyocera, Via und LG Electronics, aber auch US-Firmen wie Verizon Wireless und Sprint.

Zahlen

 

 

Für das vergangene erste Fiskalquartal 2007 meldet Qualcomm einen Umsatzanstieg auf 2,02 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn kletterte auf 648 Mio. Dollar oder 38 US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 620 Mio. Dollar oder 36 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

 

 

Ausgenommen einmaliger Sonderbelastungen konnte Qualcomm im jüngsten Quartal einen operativen Gewinn von 43 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Analystenerwartungen um einen Cent übertreffen.

Meldung gespeichert unter: Code Division Multiple Access (CDMA), Qualcomm, Telekommunikation, Halbleiter

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