Nokia vor schwieriger Neuorientierungsphase

Netzwerkausrüster vor Neubeginn

Dienstag, 28. Januar 2014 um 14:29
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(IT-Times) - Der finnische Konzern Nokia hat ein schwieriges Quartal hinter sich. Der Verkauf der Mobile-Sparte an Microsoft dürfte noch in diesem Quartal über die Bühne gehen, dann wird die Netzwerksparte Nokia Solutions and Networks (NSN) für etwa 90 Prozent der Nokia-Umsätze verantwortlich zeichnen.

Der Verkauf der Mobilfunksparte an Microsoft scheint folgerichtig, wenn man sich die jüngsten Zahlen genauer ansieht. Nokia konnte zwar im jüngsten Quartal 8,2 Millionen Lumia-Telefone verkaufen, im Vorquartal gingen allerdings noch 8,8 Millionen Lumias über die Ladentheke, wie der Branchendienst The Verge vermerkt. Damit scheint klar, dass Microsoft noch viel Arbeit vor sich hat, um Windows Phone Telefone zum Durchbruch zu verhelfen.

Netzwerksparte verliert weiter an Boden und büßt an Ertragskraft ein
Zwar ist dies künftig nicht mehr das Problem von Nokia, doch auch die Finnen haben noch viel Arbeit vor sich. Auch Nokia (WKN: 870737) muss künftig sein Kerngeschäft rund um NSN noch auf Vordermann bringen. Im jüngsten Quartal ging der Umsatz in der NSN-Sparte um 22 Prozent auf 3,11 Mrd. Euro zurück. Bereits im Vorquartal verzeichnete die Sparte einen Umsatzeinbruch von 26 Prozent. Was Marktbeobachter und Analysten ebenfalls bedenklich stimmt, ist der deutliche Rückgang bei der operativen Gewinnmarge, die um 320 Basispunkte sank.

Auch wenn NSN jüngst Kontrakte von Sprint, China Mobile und China Telecom an Land ziehen konnte, steht das Unternehmen in diesem Marktsegment im direkten Wettbewerb mit chinesischen Anbietern wie Huawei und ZTE. Marktbeobachter gehen daher davon aus, dass Nokia mit dem Geld aus dem Verkauf der Mobile-Sparte seine NSN-Division weiter verstärken muss, will sich das Unternehmen gegen die Konkurrenz aus China behaupten.

Umsatz in der Forschungssparte soll deutlich steigen
Ein weiteres wichtiges Standbein im Unternehmen soll künftig die Einheit Advanced Technologies (AT) bilden, wo die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von Nokia gebündelt sind. Laut Nokia-Finanzchef Timo Ihamuotila hat Nokia im Vorjahr 900 Patente beantragt, zwei Drittel kamen dabei aus der AT-Einheit.

Insgesamt geht Nokia davon aus, dass der Umsatz in der Sparte Advanced Technologies (AT) von 500 Mio. Euro in diesem Jahr auf 600 Mio. Euro in 2015 klettern wird. Der Anstieg ist zum Teil auf Lizenzzahlungen von Microsoft zurückzuführen. Microsoft hatte im Rahmen eines 10-Jahreskontrakts Nokia-Patente lizenziert.

Nachdem Verkauf der Mobile-Sparte muss Nokia seine Patente und Techniken nicht mehr für die eigenen Geräte unter Verschluss halten, sondern kann diese an Drittunternehmen weiter lizenzieren. Damit entstehen auch für die Sparte Advanced Technologies neue Freiheiten und Möglichkeiten, die es zu nutzen gilt.

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära. Heute besitzt das Unternehmen mehr als 30.000 Patente im Mobilfunkbereich.

Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich und entsprechende Firmenzukäufe. So kaufte Nokia unter anderem den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Mitte 2010 übernahm NSN die Netzwerkausrüstungssparte von Motorola. Mitte 2010 wurde zudem die Modemsparte (Wireless Modem) veräußert. Mitte 2011 trennte sich Nokia von seiner Operator Branded Messaging-Sparte (OBM). Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks (NSN).

Gleichzeitig verkaufte NSN seine Breitband-Festnetzsparte. Mitte 2012 trennte sich Nokia von seiner Luxus-Marke Vertu. Gleichzeitig wurde der Imaging-Spezialisten Scalado übernommen. Im Herbst 2012 kaufte Nokia ein Patentportfolio bestehend aus 500 Patenten und Patentanträgen an Vringo. Zudem wurde Ende 2012 der Kartenspezialist earthmine übernommen. Ende 2012 brachte Nokia seinen eigenen digitalen Kartenservice Here.net an den Start.

Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Anfang 2011 schloss Nokia eine Kooperation mit Microsoft, womit Windows Phone zur Hauptplattform im Smartphone-Bereich aufsteigen soll. In diesem Bereich hofft Nokia mit seinen Windows Phone-basierten Lumia-Modellen auf einen Durchbruch. In 2013 gab Nokia den Verkauf seiner Mobile-Sparte an Microsoft bekannt, die Transaktion soll im ersten Quartal 2014 abgeschlossen sein.

Zahlen

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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