Nokia bleibt unter Druck - Verkaufsschlager fehlt

Dienstag, 4. Mai 2010 um 13:16
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(IT-Times) - Noch im ersten Quartal schien es, als könne Finnlands Mobilfunkgigant Nokia (NYSE: NOK, WKN: 870737) seine Vormachtstellung im weltweiten Handy-Markt behaupten. Diese Annahme scheint sich nunmehr als Trugschluss zu erweisen. Konkurrenten wie Apple und Research In Motion (RIM) wachsen derzeit schneller und nehmen den Finnen Marktanteile ab.

Vor allem im lukrativen Smartphone-Markt fehlt Nokia im high-end Bereich immer noch die Durchschlagskraft und ein Gerät, welches es mit der Klasse des iPhones aus dem Hause Apple aufnehmen kann. Zwar gilt Nokia mit einem Marktanteil von 40 Prozent (Quelle: Strategy Analytics) nach wie vor als Marktführer im Smartphone-Markt, allerdings holen Konkurrenten wie RIM und Apple immer mehr auf.

RIM und Apple avancieren zu Hauptkonkurrenten


Während RIM inzwischen den Sprung unter die Top-5 Handy-Hersteller geschafft und sich im Smartphone-Markt einen Marktanteil von 20 Prozent gesichert hat, steigerte Apple seinen Marktanteil zuletzt auf 16,4 Prozent. Im Vorjahr kam Apple im Smartphone-Segment lediglich auf einen Marktanteil von etwa elf Prozent. Marktbeobachter führen den anhaltenden Aufwärtstrend von Apple nicht nur auf das Kult-Handy iPhone zurück, sondern auch auf den Umstand, dass Apple in einigen Märkten Exklusiv-Abkommen mit Netzbetreibern beendet hat.

Der Aufwärtstrend von Apple könnte sich im laufenden Jahr weiter fortsetzen, wobei Analysten erwarten, dass auch Amerikas führender Mobilfunknetzbetreiber Verizon Wireless eine neue Version des iPhones vertreiben wird. Dies könnte die ohnehin schwache Wettbewerbsposition von Nokia in den USA weiter schwächen.

Um den Trend stetig fallender durchschnittlicher Verkaufspreise zu entgehen, versucht Nokia mit Zusatzservices wie mit einer kostenlosen Navigationssoftware bei den Kunden zu punkten. Doch als Achillesverse von Nokia gilt nach wie vor das obsolete und zu komplexe Handy-Betriebssystem Symbian. Hier will Nokia im dritten Quartal 2010 nachbessern und eine ganze Smartphone-Produktfamilie mit dem neuen Betriebssystem Symbian 3 ins Rennen schicken. Doch dann könnte es bereits zu spät sein, wenn Apple tatsächlich schon im Sommer sein neues iPhone 4G auf den Markt bringt…

Kurzportrait

Die im Jahre 1865 gegründete und im finnischen Espoo ansässige Nokia Oyj stellte nach seiner Gründung ursprünglich Papier her. In den späteren Jahren machte sich Nokia als Hersteller von Gummistiefeln einen Namen. Erst im Jahre 1960 wandte sich Nokia den modernen Kommunikationstechniken zu. In den 80er Jahren stellte das Unternehmen dann elektronische Komponenten und ganze Computer her. Im Jahre 1987 folgte schließlich mit der Entwicklung von Mobilfunktelefonen der Durchbruch und der Beginn einer neuen Ära.

Nokia entwickelte damals das erste Mobilfunktelefon, mit dem Ziel auf Basis des GSM-Netzes ein globales mobiles Kommunikationsnetz in Europa zu schaffen. Heute ist Nokia der weltweit führende Handy-Hersteller. Das Unternehmen ist heute in drei wesentliche Kerngeschäftsbereiche unterteilt: Devices and Services, Navteq und der Netzwerksparte (Nokia Siemens Networks).

Nokia erregte in den vergangenen Jahren auch Aufmerksamkeit durch seine Expansion im Netzwerkbereich. So erwarb der finnische Technologiekonzern in den vergangenen Jahren Beteiligungen an amerikanischen Netzwerkfirmen wie Ipsilon Networks, Aircom International, Rooftop Communications, Ramp Networks und F5 Networks. Später übernahm Nokia den Softwarespezialisten Eizel Technologies. Im Jahr 2004 kaufte Nokia Lizenzen und Technologien der Freescale-Tochter Metrowerks. Im Februar übernahm Nokia schließlich den Mobilfunksoftwareanbieter Intellisync Corporation. Im Jahr 2007 schluckte Nokia den mobilen Marketingspezialisten Enpocket. Anschließend kaufte Nokia den GPS- und Kartenspezialisten Navteq im Rahmen einer Milliardentransaktion. Ende 2007 schloss man die Übernahme der Internettauschbörse Avvenu ab. Mitte 2008 kaufte Nokia auch die restlichen Anteile an dem britischen Mobile-Softwarehersteller Symbian. Gleichzeitig übernahm Nokia den Social-Networking-Anbieter Plazes. Daneben wurde auch die Übernahme des Softwarespezialisten Trolltech erfolgreich abgeschlossen. Im Herbst 2009 schluckte Nokia den Spezialisten Cellity. Im April 2010 folgte die Übernahme von MetaCarta.

Gemeinsam mit der Siemens AG betreibt Nokia das 50:50 Joint Venture Nokia Siemens Networks. Gemeinsam mit Texas Instruments und STMicroelectronics will Nokia in Konkurrenz zu Qualcomm treten und den neuentwickelten CDMA-Standard CDMA 2000 1X vermarkten. Mit seiner eigenen Internet-Plattform Ovi will Nokia im weltweiten Datennetz stärker Fuß fassen. Zudem besteht eine Kooperation mit Intel, um mit MeeGo eine neue Linux-basierte Softwareplattform für Mobiltelefone, Tablet Computer und Netbooks anzubieten

Zahlen

Im vergangenen ersten Quartal 2010 kletterte der Nokia-Umsatz gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 9,52 Mrd. Euro. Auf den Hauptgeschäftsbereich Devices & Services entfielen davon 6,66 Mrd. Euro, ein Anstieg um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Um 43 Prozent auf 189 Mio. Euro kletterte der Umsatz im 2008 übernommenen Bereich Navteq. 2,72 Mrd. Euro Umsatz generierte das Netzausrüstungs-Joint Venture Nokia Siemens Networks, ein Minus von neun Prozent.

Ähnlich sah die Verteilung im ersten Quartal 2010 auch beim operativen Gewinn aus. So vervielfachte Nokia, dank des Bereichs Devices & Services, zwar den operativen Gewinn von 55 Mio. Euro vor einem Jahr auf nun 488 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorquartal (4. Quartal 2009) sank der Gewinn allerdings wieder um 57 Prozent. Ferner lagen die Geschäftsbereiche Navteq (77 Mio. Euro Verlust) und Nokia Siemens Networks (226 Mio. Euro Verlust) weiterhin in den roten Zahlen. Pro Aktie wies Nokia einen Gewinn von 0,09 Cent aus, nach 0,03 Cent vor einem Jahr und 0,26 Cent im vierten Quartal 2009.

Nokia schaffte es auch im ersten Quartal 2010 nicht, den durchschnittlichen Verkaufspreis der Mobiltelefone zu erhöhen. So stiegen bei acht Prozent Umsatzplus im Devices & Services Bereich die Zahl der verkauften Geräte um 16 Prozent auf 107,8 Millionen.

Gewinnbringende Smartphones und mobile Computer machten davon lediglich 21,5 Millionen Geräte aus, zwar ein Plus von 57 Prozent, doch der durchschnittliche Umsatz pro verkauftem Gerät sank erneut. Im ersten Quartal 2010 von 64 Euro auf 62 Euro. Insgesamt summierten sich die Barreserven Nokias zum Quartalsende auf 8,9 Mrd. Euro.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Nokia, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware

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