Infineon könnte vom iPhone-Boom profitieren

Dienstag, 24. Juni 2008 um 13:30
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(IT-Times) - Die Infineon Technologies AG (WKN: 623100) hat seit geraumer Zeit mehrere Probleme, die geschultert werden müssen. Zum Teil sind diese hausgemacht, zum Teil sind es externe Parameter, wie beispielsweise anhaltende Dollarschwäche und Preisdruck, die dem Unternehmen nachhaltig zusetzen. Auch hohe Produktionskosten in Europa senkten zuletzt das Ergebnis von Ifineon.

Infineon reagiert auf diese Herausforderungen mit weiteren Sparmaßnahmen. So ist es geplant, im kommenden Geschäftsjahr, das im Oktober 2008 beginnen wird, einen dreistelligen Millionenbetrag einzusparen. Um diese ehrgeizigen Pläne umzusetzen, setzt Infineon auf vermehrte Fertigung außer Haus, eine Auslagerung der Produktion nach Asien sowie auf eine Straffung der Verwaltung.

Interne Querelen

Intern kann man bei Infineon nun darauf hoffen, dass das Unternehmen zur Ruhe kommt, um sich ganz und gar auf seine unternehmerischen Aufgaben zu konzentrieren. Ende Mai hatte sich der Halbleiterkonzern von seinem bisherigen, umstrittenen Lenker Wolfgang Ziebart getrennt. Damit zog das Unternehmen einen Schlussstrich unter einen wochenlangen internen Machtkampf, den damit der ebenfalls nicht unumstrittene Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley gemeinsam mit dem Leiter der Automobilsparte Peter Bauer für sich entscheiden konnte. Die Börse reagierte hierauf zunächst einmal verschnupft.

Das Blatt änderte sich allerdings als Peter Bauer den Sparkurs ankündigte, das Renditeziel von zehn Prozent erneut bestätigte und auch möglichen Übernahmen zunächst einmal eine Absage erteilte. Insbesondere die mögliche Übernahme des niederländischen Philips-Ablegers NXP Semiconductors war mitunter diskutiert worden, ist nun aber vom Tisch. Die Börse atmete hierauf auf, da NXP zum einen hochverschuldet ist und auch nicht gut zu Infineon passe.

Qimonda – Das ewige Sorgenkind

Ein Teil der Infineon-Problems sind nach wie vor die anhaltenden Verluste bei der DRAM-Speicher Tochtergesellschaft Qimonda. Zwar beteuert Infineon immer wieder, seinen Anteil von zuletzt 77,5 Prozent bis Ende 2009 auf unter 50 Prozent reduzieren zu wollen, doch nachdem sich die Situation bei Qimonda zuletzt weiter verschlechterte, dürfte es Infineon zunehmend schwerer fallen, einen Abnehmer für die eigenen Qimonda-Anteile zu finden. Im vergangenen Jahr sorgten Überkapazitäten am DRAM-Markt für einen rasanten Preisverfall. Zu Beginn des Jahres begannen die Preise sich wieder zu erholen und laut US-Marktforscher iSuppli um monatlich 3,3 Prozent zu steigen. Im vergangenen Monat war allerdings schon wieder weniger Schwung im Preisanstieg spürbar: 1,1 Prozent betrug da noch das Preiswachstum, was damit zusammen hängen könnte, dass sich Abnehmer der Produkte für die zu erwartende starke Nachfrage im Herbst dieses Jahres bereits ausreichend mit DRAM-Produkten eingedeckt haben. Aber noch steigen die Preise für DRAM-Produkte in 2008 mit insgesamt voraussichtlich neun bis zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, liegen aber noch immer 25 Prozent unter dem Niveau von 2006.

Hilft das iPhone der Kommunikationssparte?

Neben den Problemen beim DRAM-Lieferanten Qimonda hat sich auch die Situation in der Kommunikationssparte mal wieder eingetrübt - die Unit ist mittlerweile dafür bekannt, Ziele zu verfehlen. Der Umsatz der Sparte „Communication Solutions“ war im zweiten Quartal 2007/2008 verglichen mit dem Vorquartal um 15 Prozent zurückgegangen, verglichen zum Vorjahresquartal aber um 27 Prozent gestiegen. Für das aktuelle dritte Quartal 2007/2008 erwartet Infineon für den Bereich Communication Solutions einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres, was insgesamt eine weitere positive Entwicklung bedeutet, die jedoch noch unterhalb der ursprünglichen Erwartungen liegt. Als Grund für diesen Ausblick nennt Infineon geringere Volumina bei einigen Projekten im Mobilfunkgeschäft. Zum einen habe ein Kunde weniger HSDPA-Breitbandchips bestellt als zunächst erwartet. Zum anderen verzögerten sich die Auslieferungen von Chips für ein neues Billig-Mobiltelefon von Nokia. Offen bleibt, welcher HSDPA-Kunde mit seinen Aufträgen hinter den Erwartungen zurückblieb. In diesem Sektor gelten der koreanische Hersteller Samsung und der US-Computerspezialist Apple Inc. als die wichtigsten Kunden.

Auf Apple und der zweiten Generation des iPhones ruhen auch die berechtigten Infineon-Hoffnungen. Das Gerät wird es unter gewissen vertraglichen Bedingungen in Deutschland schon ab einem Euro Verkaufspreis geben. Hinzu kommen neue Modelle, die deutlich preiswerter angeboten werden, als die erste Generation von iPhones. Damit dürfte sich Apple dann auch den Massenmarkt weltweit erschließen. Von der damit einhergehenden steigenden Nachfrage nach dem iPhone dürfte Infineons Sparte „Communications Solutions“ unmittelbar profitieren. Ob es damit gelingen wird, die Marktanteilsverluste beim Infineon-Kunden Motorola und die abflauende Dynamik beim Wachstum im weltweiten Mobiltelefonabsatz abzufedern, bleibt noch abzuwarten. Infineon jedenfalls erwartet für das vierte Quartal wieder einen steigenden Umsatz und ein stärkeres EBIT.

Kurzportrait

Die in München ansässige Halbleiterhersteller Infineon Technologies wurde im Jahre 1999 aus der Siemens-Unternehmensfamilie ausgegliedert. Der Geschäftsbereich rund um Dynamic Random Access Memorys (DRAMs) ist in der Speichereinheit Qimonda zusammengefasst. Hier gilt das Unternehmen hinter Samsung als einer der weltweit größten Hersteller. Mitte 2006 gliederte Infineon seine Speichersparte Qimonda aus, an welchem das Unternehmen zuletzt noch eine Beteiligung von rund 77,5 Prozent hält. Bis 2009 will Infineon die Beteiligung an Qimonda auf unter 50 Prozent zurückfahren.

Daneben entwickelt Infineon aber auch Flash-Speicher, Sensoren, Microcontroller und Integrated Circuits (ICs) für den Unterhaltungselektronikbereich. Kommunikationschips, optische Netzwerkkomponenten und Power Semiconductor runden das Infineon-Produktportfolio ab.

Mit dem Produktsortiment visiert Infineon sowohl die Automobil- als auch die Elektronikindustrie an. Infineon agiert dabei nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika, Asien und Japan. In Taiwan betreibt das Unternehmen das Joint Venture Inotera Memories, welches gemeinsam mit der taiwanesischen Nanya Technologies im Jahre 2002 gegründet wurde. Das Joint Venture Inotera Memories wurde im März 2006 in Taiwan an die Börse gebracht. Im Jahr 2002 übernahm Infineon bereits für rund 400 Mio. Euro das Kerngeschäft von Ericsson Microelectronics. In 2007 erwarb Infineon das Mobility-Geschäft des US-Chipspezialisten LSI. Zugleich wurden die DSL CPE Aktivitäten von Texas Instruments übernommen. Mit IBM, AMD, UMC, Chartered Semiconductors, Samsung und Freesale unterhält Infineon in unterschiedlichen Geschäftsbereichen strategische Partnerschaften. Jüngst wurde zwischen Qimonda und der japanischen Elpida Memory eine Entwicklungskooperation geschlossen, in deren Rahmen beide Unternehmen ihre Entwicklungsaktivitäten intensivieren und ihre Positionierung als Technologieführer im Speichermarkt weiter verbessern wollen. Zudem haben sich beide Unternehmen ihre Produkte gegenseitig lizenziert, was neue Design-Möglichkeiten bei der Chipproduktion eröffnet.

Die ehemalige Konzernmuttergesellschaft Siemens ist nach wie einer der größten Kunden Infineons. Weitere Großkunden sind Nokia, Bosch, Schlumberger, Samsung, LG Electronics, Motorola, Scientific-Atlanta und Sony. In der Spielkonsole Xbox aus dem Hause Microsoft finden sich gleich drei Chipsätze der Münchner. Zudem gilt Infineon als größter Chiplieferant für das 3G iPhone von Apple, das bald auf den Markt kommen wird. Infineon beschäftigte zuletzt mehr als 30.000 Mitarbeiter weltweit, wovon allein 6.000 Spezialisten in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Unternehmens tätig sind.

Zahlen

Meldung gespeichert unter: Infineon Technologies, Hintergrundberichte, Halbleiter

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