Electronic Arts geht Baustellen an

Dienstag, 22. Mai 2007 um 12:35
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(IT-Times) Obwohl die US-Videospielerlöse im April um 20 Prozent anzogen, konnte der weltgrößte PC- und Videospielentwickler Electronic Arts (Nasdaq: ERTS, WKN: 878372) davon nicht sonderlich profitieren. Stattdessen musste EA im ersten Quartal einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr ausweisen. Gleichzeitig setzte sich die japanische Nintendo sowohl im Hardware- als auch im Softwaremarkt an die Spitze des Marktes.

Wii-Geschäft schwächer als erwartet


Marktbeobachter monieren seit geraumer Zeit die fehlende Kreativität beim Branchenprimus. Das Unternehmen legt Altbewährtes zwar neu auf, doch wirkliche Innovationen sind hier nicht dabei. So überrascht es wenig, dass EA trotz der sechs Wii-Titel, die man derzeit auf dem Markt hat, weniger umsetzte als mit PS3-Spielen. Während sich die Erlöse aus PS3-Titel im jüngsten Quartal auf 93 Mio. Dollar summierten, steuerte das Wii-Geschäft zuletzt gerade mal 63 Mio. Dollar bei, obwohl sich die Wii-Konsole deutlich besser verkauft, als die Konsolen der Konkurrenz.

Mike Hickey, Analyst bei Janco Partners, bezeichnete daher auch die Ergebnisse bei der Wii-Konsole als schwächer als erwartet. EA müsse mehr Innovationen zeigen und einige der Schlüsselfeatures der Wii stärker nutzen, meint Gartner-Analyst Van Baker. EA-Manager John Schappert will bereits die Zeichen der Zeit erkannt haben. EA habe durchaus das Bedürfnis der Wii-Spieler verstanden, dessen Nutzerschicht sich von denen anderer Konsolen unterscheidet, so der Manager. So will EA für das laufende Fiskaljahr 2008 insgesamt 10 bis 13 Spiele für die Wii-Konsole am Start haben.

EA will in Asien Flagge zeigen


Doch das schwächelnde Wii-Geschäft ist nur eine Baustelle bei EA. Die Amerikaner gelten im wachstumsstarken asiatischen Wirtschaftsraum als chronisch unterrepräsentiert. Während man 53 Prozent des Umsatzes in Nordamerika erwirtschaftet, werden gerade Mal sechs Prozent der Erlöse in Asien erzielt. Dies soll sich bald ändern. Nachdem man bereits mit der koreanischen Neowiz eine Kooperation zur Vermarktung von FIFA Online in Südkorea geschlossen und sich gleichzeitig mit 19 Prozent an Neowiz beteiligt hat, greift man nunmehr nach dem chinesischen Markt. So sicherte man sich am Vortag 15 Prozent der Anteile an dem chinesischen Online-Spieleentwickler The9 und schloss gleichzeitig eine Kooperationsvereinbarung im Hinblick auf die Vermarktung von FIFA Online in China.

Der chinesische Online-Spielemarkt soll in den nächsten Jahren zum Milliardenmarkt avancieren. Hier erhofft sich EA nicht zuletzt durch die Beteiligung an The9 einen Markteintritt. Gleichzeitig ist man auch mit „Warhammer - Age of Reckoning“ mit einem viel versprechenden MMORPG-Titel am Start, der schon als potentieller Nachfolger des bis dato immens erfolgreichen „World of Wacraft“ Spiels gehandelt wird.

Kurzportrait

Electronic Arts (EA), ansässig im kalifornischen Redmond, entwickelt seit 1982 Computerspiele. Dabei spezialisiert sich das Unternehmen nicht nur auf eine Plattform, sondern bietet sowohl für den PC, als auch für Sonys PlayStation, Nintendos Gameboy und GameCub, als auch für Microsofts Xbox entsprechende Spiele an. Vor allem durch legendäre Titel, wie Madden NFL, SimCity, und Ultima Online machte sich das Unternehmen einen Namen. Das Haus publiziert seine populären Titel unter den Marken EA Sports, EA Games, sowie unter den übernommen Marken Origin, DreamWorks Interactiv, Black Box Games und Maxis. Später beteiligte sich das Unternehmen an dem schwedischen Entwicklerstudio Digital Illusions, welches Ende 2004 vollständig übernommen wurde. Gleichzeitig schloss EA im Oktober die Übernahme von Criterion Software ab. Anfang 2005 beteiligte sich EA mit 19,9 Prozent an dem französischen Spielentwickler Ubisoft. Ende 2005 übernahm man den führenden Entwickler von Mobilfunkspielen Jamdat Mobile. Jamdat wurde inzwischen in die Einheit EA Mobile integriert. Mitte 2006 kaufte EA den Online-Rollenspielspezialisten Mythic Entertainment, aus der die Einheit EA Mythic hervorging. Ende 2006 schluckte EA das auf die Wii-Konsole spezialisierte Entwicklerstudio Headgate Studios. Im Frühjahr 2007 beteiligte sich EA mit 15 Prozent an dem chinesischen Online-Spielespezialisten The9.

Ferner vertreibt das Unternehmen über 4.000 Spieletitel von Drittanbietern. Dieses Geschäft trug in der Vergangenheit etwa ein Fünftel des gesamten Umsatzvolumens von EA. Vor allem das Geschäft mit Spielehits für die Sony-Konsolen PlayStation und PlayStation 2 gilt als Umsatzbringer der Spielschmiede aus Redmond. Über das Internet-Portal EA.com bietet das Unternehmen nicht nur einen kostenlosen Online-Spieledienst an, sondern auch gebührenpflichtige Services, wie das Online-Rollenspiel Ultima Online ergänzen das EA-Portfolio.

Daneben betreibt das Unternehmen die Tochter und Spiel-Plattform pogo.com im Internet. Pogo.com versteht sich als eine Online-Spielgemeinschaft. Die Plattform verzeichnet inzwischen mehr als 1,5 Mio. registrierte Nutzer. Gleichzeitig betreibt EA aber auch den Game Channel im Rahmen des Online-Angebots von America Online.

Zahlen

Für das vergangene Quartal meldet EA einen Umsatzrückgang auf 613 Mio. US-Dollar, ein Minus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Verlust summierte sich dabei zunächst auf 25 Mio. Dollar oder acht US-Cent je Aktie, womit sich das Minus gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent vergrößerte. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein Nettogewinn von 19 Mio. Dollar oder sechs US-Cent je Aktie, nach einem Plus von 43 Mio. Dollar oder 14 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Analysten hatten im Vorfeld mit Einnahmen von rund 587 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von zwei US-Cent je Aktie kalkuliert.

EA war es bislang nicht gelungen in Asien stärker Fuß zu fassen. 53 Prozent der Erlöse erzielte das Unternehmen in Nordamerika, wobei das Europa-Geschäft 41 Prozent zu den Einnahmen beisteuerte. Lediglich sechs Prozent trug das Asien-Geschäft bei.

Markt und Wettbewerb

Als Marktführer sieht sich EA zahlreichen Herausforderern gegenüber. Neben Activision, THQ, Take-Two, Infogrames und Sony wollen sich auch kleine Entwicklerstudio, wie Codemasters Marktanteile sichern. Activision und THQ gelten dabei als die engsten Wettbewerber im lukrativen Markt für Computerspiele. Activision gilt dabei als die Nummer zwei in der Branche. Aber auch Infogrames konnte in den vergangenen Jahren durch die Übernahme der Entwicklerstudios Gremlin Interactive, Psygnosis und Hasbro Boden in Sachen Marktanteile gut machen. EA gilt sowohl für die Microsoft-Konsolen als auch für die Sony-Konsolen als der führende Publisher in den USA und in Europa. Nach der Übernahme von Jamdat Mobile gilt man auch im Markt für Mobilfunkspiele als Marktführer in den USA.

Meldung gespeichert unter: Electronic Arts, Hintergrundberichte, Software

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