Dell drängt in den Einzelhandel - Übernahme geplant

Donnerstag, 18. Juni 2009 um 12:53
Dell

(IT-Times) - Heimlich still und leise hat der weltweit zweitgrößte PC-Hersteller Dell (Nasdaq: DELL, WKN: 875403) seine Präsenz im Einzelhandel weiter ausgebaut. Inzwischen ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge in mehr als 30.000 Läden weltweit präsent, nachdem Dell in der Vergangenheit ausschließlich auf sein Direktvertriebsmodell setzte.

Dell baut Präsenz im Einzelhandel weiter aus


Zuletzt schloss Dell einen Deal mit Media World, Italiens größtem Einzelhändler ab. Demnach werden Laptop- und Desktop-Produkte der Marke Dell noch in diesem Monat in 83 Media World Läden in Italien stehen. Einen ähnlichen Deal schloss Dell zuvor bereits mit der französischen Einzelhandelskette Saturn sowie mit dem amerikanischen Einzelhändler Wal-Mart. Zudem ranken sich Gerüchte, dass Dell-PCs bald bei der deutschen Elektronikkette Media Markt in den Regalen stehen könnten. Bestätigt hat sich dieses Gerücht freilich noch nicht.

Aber nicht nur in Europa will Dell weiter wachsen. Vor allem in Asien will Dell künftig eine größere Rolle spielen. Bis zum Jahr 2012 wolle man zur Top-Marke in Asien aufsteigen und damit Konkurrenten wie Lenovo und Acer hinter sich lassen, ließ Dell-Manager Steve Felice kürzlich verlauten, der als Präsident für das Mittelstandsgeschäft bei Dell verantwortlich zeichnet. Felice will die Vorgabe nicht als Zielsetzung verstanden wissen, sondern eher als Inspiration.

Ambitioniert ist das Vorhaben allemal. Bislang hatte Dell in Asien eher einen schweren Stand. Allein im ersten Quartal 2009 sanken die Asien-Umsätze bei Dell um 20 Prozent, nachdem Firmen und Privatkunden sich beim Computerkauf zurückhielten. Daher gilt es als eher unwahrscheinlich, dass es Dell aus eigener Kraft zurück an die Spitze schaffen wird.

Dell offenbar vor größerem Zukauf


Eine Übernahme könnte das Vorhaben erleichtern. Schon berichtet das Wall Street Journal, dass Dell-Gründer Michael Dell einen größeren Zukauf anstrebt, immerhin sitzt der texanische PC-Bauer auf Cash-Reserven von über zehn Mrd. US-Dollar. Bestätigt ist, dass Dell bereits eine neue Direktor-Position für Mergers & Akquisitions ins Leben gerufen hat, welche der ehemalige IBM-Manager David Johnson übernehmen sollte. Doch IBM wehrt sich, dass der Manager für Dell tätig wird und hat eine Klage eingereicht.

Nichts desto trotz scheint Dell auf Hilfe von außen angewiesen, um den Marktführer Hewlett-Packard (HP) die Stirn zu bieten. Sanford C. Bernstein Analyst Toni Sacconaghi glaubt, dass Dell weder über die kritische Größe, noch über die Geschäftsbeziehungen und Kompetenzen verfügt, um mit HP und IBM konkurrieren zu können…

Kurzportrait

Der in Round Rock/Texas ansässige Computerhersteller Dell setzt insbesondere auf den Direktvertrieb seiner Produkte ohne Zwischenhandel, um so Kostenvorteile erzielen zu können. Im Jahr 2007 hat Dell aber seine Strategie geändert und verkauft seine PCs auch über den Einzelhandel (Wal-Mart etc.).Gegründet im Mai 1984 erlebte das Unternehmen unter seinem visionären Gründer Michael Dell insbesondere in den 90er Jahren einen rasanten Aufstieg. Michael Dell, welcher am längsten einer Company als CEO (Chief Executive Officer) vorsteht, kehrte erst jüngst wieder an die Führungsspitze zurück. Dell fertigt heute längst nicht mehr nur Desktop-Systeme, auch wenn der Desktop- und Notebookbereich mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes trägt. Inzwischen gehören auch Server, Speichersysteme, Drucker und Workstations zum Produktportfolio der Texaner. Nach der Kooperation mit Lexmark, will Dell auch im Bereich Unterhaltungselektronik stärker Fuß fassen.

Daneben ist das Unternehmen durch seine PowerEdge-Produktlinie im Servermarkt vertreten, während sich das Unternehmen mit seinen PowerVault-Systemen im Speichermarkt engagiert. Mit seinem Precision-Workstations geht das Unternehmen einen von Sun dominierten Markt an. Die Desktop-Systeme der Reihe OptiPlex, sowie die Notebook-Serie Latitude sind dabei auf Geschäfts- und Firmenkunden zugeschnitten, während Dell mit seinen Dimension-PCs und Inspiron-Notebooks insbesondere private Anwender ansprechen will. Im High-End- und Spielesegment verstärkte sich Dell Anfang 2006 durch die Übernahme des PC-Spezialisten Alienware. Im Jahr 2007 kaufte Dell unter anderem die beiden Softwarespezialisten Zing Systems und ASAP Software zu. Zudem wurde der SaaS-Spezialist MessageOne übernommen. Anfang 2009 schluckte Dell die Microsoft-Beratungseinheit Allin Copr.

Dell setzt in Sachen Vermarktung und Service vornehmlich auf seine gleichnamige Internet-Plattform. Über diesePlattform stellt das Unternehmen nicht nur Serviceleistungen und Support, wie den virtuellen Helfer Ask Dudley zur Verfügung, sondern erwirtschaftet gleichzeitig auch die Hälfte seiner Umsatzerlöse darüber. Insgesamt ist Dell heute mit mehr als 30.0000 technischen Support-Mitarbeitern in mehr als 170 Ländern weltweit präsent. Unternehmensgründer Michael Dell hält nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Aprilquartal meldet Dell einen Umsatzschwund auf 12,3 Mrd. US-Dollar, ein Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn schmolz um 63 Prozent auf 290 Mio. Dollar oder 15 US-Cent je Aktie zusammen, nach einem Profit von 784 Mio. Dollar oder 38 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen durch Fabrikschließungen und Entlassungen konnte Dell einen Nettogewinn von 24 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Gewinnerwartungen um einen Cent übertreffen. Allerdings hatten Analysten im Vorfeld mit Einnahmen von 12,6 Mrd. Dollar kalkuliert.

Meldung gespeichert unter: Dell, Hintergrundberichte, Hardware, Software

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