Das ehrgeizige Sahara-Strom-Projekt der deutschen Wirtschaft

Freitag, 19. Juni 2009 um 16:34

Die Münchener Rück, als offensichtlicher Vordenker der aktuellen Initiative, geht nun davon aus, dass das Projekt nicht nur ökologisch sinnvoll ist. Langfristig soll es sich auch wirtschaftlich rechnen - nur so ist auch zu verstehen, dass bis zu 20 "großkopferte" Unternehmen dabei sein wollen. Auch wenn manche Unternehmen nicht euphorisch voran preschen und zunächst einmal eine Machbarkeitsstudie erstellen wollen - wie beispielsweise der Energieriese RWE: Es bewegt sich etwas im Markt. Die kommenden zwei Jahre sollen allerdings zunächst genutzt werden, um einen realistischen Zeitplan aufzustellen. So scheint das Projekt, noch ehe es in die Kinderschuhe hinein wächst, die ersten Probleme aufzuzeigen, wie sie bei anderen Großprojekten wie dem Transprapid oder der Einrichtung der Maut-Stellen in Deutschland, offenbar wurden: Viele Köche wollen mitmischen, keiner will dabei so richtig die Verantwortung übernehmen und am Ende ist die Suppe versalzen und es wird nach dem Staat gerufen.

Kritiker stehen schon auf der Matte

Natürlich gibt es bei so großen Gedanken auch schnell Kritiker, die an den Plänen herummäkeln: Die politische Lage in den Sahara-Staaten sei nicht stabil. Es müssen lange Transportwege in Kauf genommen werden und der Energieverlust unterwegs sei auch nicht zu vernachlässigen. Dem könnte natürlich entgegnet werden, dass auch die politische Lage jener Länder, die Erdgas exportieren fragwürdig ist und dass der Rohstoff gerne mal als politisches Druckmittel (Russland und Ukraine) genutzt wird. Da es zudem viele Staaten gibt, in denen die Anlagen errichtet werden können, kann auch das Risiko verteilt werden. Und was die Transport-Technologie angeht: Die Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) ist bereits seit mehr als 50 Jahren erprobt – auch wenn sie sicherlich nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist. Besteht der Wille, so dürfte es auch Möglichkeiten geben, um den in Afrika gewonnenen Strom bis nach Deutschland zu transportieren. Hier gibt es derzeit keine besseren Alternativen als die HGÜ-Technik. Und die Verluste halten sich in Grenzen. Bei einer Stromtransport-Entfernung von 1.000Kilometern sollen unterwegs zwei bis drei Prozent der Energie verloren gehen. Vertretbar, wenn man die ökologischen und langfristigen ökonomischen Vorteile dieser Energiegewinnung dagegen rechnet. Eine 1.400 Kilometer lange Leitung, basierend auf HGÜ-Technologie wird aktuell auch in China errichtet, um Strom, der aus Wasserkraft gewonnen wird, in ferne Regionen zu transportieren.

Desertec wurde vom Club of Rome initiiert

Als die Industrievertreter in den vergangenen Tagen mit ihrer Idee an die Presse traten, da waren auch immer Schaubilder zu sehen, mit roten Quadraten, die irgendwo auf die Landkarte im Norden Afrikas gezeichnet wurden. Diese Darstellung geht auf die Initiative Desertec zurück, die vor einigen Jahren vom Club of Rome in die Wege geleitet wurde. Das größte Quadrat hat eine Fläche, die in etwa der Bayerns entspricht. Würde diese Fläche mit solarthermischen Kraftwerken bebaut, so könnte der Energiebedarf der ganzen Welt gedeckt werden. Ohne großartige negative externe Effekte, wie sie andere Kraftwerke von Natur aus mitbringen: Kein CO2-Ausstoß, kein Verbrauch von Ressourcen, kein Atommüll, der gelagert werden muss. Und: Bei der Technologie kann auch die Restwärme genutzt werden, um vor Ort – in Nordafrika – mit dieser Restwärme Meerwasserentsalzungsanlagen zu betreiben. Und noch was: Wer sich hierzulande eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach montiert, tut vordergründig etwas für den Umweltschutz. Nicht bedacht wird dabei, dass bei der Produktion einer Solarzelle so viel Energie verbraucht wird, dass diese sich frühestens nach fünf Jahren in der Energiebilanz amortisiert. Die positiven Gründe scheinen einfach zu erdrückend zu sein. Kein Wunder also, dass sich die Industrie nun mit dem Thema beschäftigen möchte. (erw/rem)

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Meldung gespeichert unter: Sahara-Projekt, Solartechnik, Special am Freitag

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