Conergy versinkt im Chaos

Dienstag, 23. Juni 2009 um 12:49
Conergy

(IT-Times) - Der Hamburger Solarspezialist Conergy AG (WKN: 604002) droht im Chaos zu versinken. Bilanzfälschung, Insiderhandel und Kursmanipulationen stehen im Raum. Gegenüber dem Conergy-Vorstand Dieter Ammer ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft, wobei Firmenzentrale und Privatwohnungen von weiteren Conergy-Mitarbeitern durchsucht wurden.

Großaktionär Happel zieht sich zurück


Auch der Großaktionär Otto Happel scheint nunmehr die Geduld mit Conergy verloren zu haben. Wie heute bekannt wurde, hat Happel den Anteil an Conergy über die Investmentfirma Leemaster Ltd von 9,26 auf 2,9 Prozent reduziert. Damit zieht sich der Milliardär schrittweise aus dem Unternehmen zurück, nachdem der Investor bereits Anfang Mai Anteile verkauft hat. Marktbeobachter werten den Rückzug als schlechtes Signal für das Unternehmen, dass zuletzt noch eine Kapitalerhöhung erfolgreich durchbringen konnte.

Insolvenzgerüchte erhalten neue Nahrung


Nachdem Fast-Ausstieg von Happel machen neue Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz die Runde, nachdem sich auch das Umfeld im Solarmarkt bislang nicht nachhaltig aufhellte. Zwar profitiert Conergy durch die Nachfrageschwäche von günstigen Einkaufspreisen, doch gleichzeitig drängen auch Projektbetreiber auf niedrige Preise für Solarsysteme. Damit bleibt es für Anbieter schwierig, nachhaltige Gewinne in dem Geschäft zu erwirtschaften.

Zudem stellt immer noch die Finanzierung von größeren Solarparks ein Problem dar, nachdem Banken nach wie vor auf toxischen Papieren aus der Finanzkrise sitzen und sich mit großen Finanzierungsvorhaben zurückhalten.

Verschiedene Hersteller, wie die amerikanische SunPower oder First Solar versuchen daher, eigene Finanzierungsprogramme aufzulegen, um den Absatz von Solarprodukten zu beschleunigen. Bei Conergy dagegen scheinen die finanziellen Spielräume auch nach der jüngsten Kapitalerhöhung begrenzt, da das Unternehmen nach wie vor mit roten Zahlen zu kämpfen hat.

Nach den jüngsten Berichten um Bilanzfälschungen und den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wird es nunmehr eng für Conergy und für seinen Retter Dieter Ammer, dessen Glaubwürdigkeit durch die Ermittlungen zweifelsohne gelitten hat…

Kurzportrait

Das Solarunternehmen Conergy wurde im Jahr 1998 durch den ehemaligen Vorstand Hans-Martin Rüter gegründet und ist ein voll integrierter Solarkonzern, der sowohl Solar-Wafer, Solarzellen und Solarmodule im eigenen Haus produziert und weltweit vertreibt. Das Unternehmen hat sich dabei auf die Installation, Projektierung und Produktion von Solarsystemen und anderen Erneuerbare Energien spezialisiert. Schwerpunkt ist jedoch der Vertrieb von Photovoltaik-Produkten.

Zum Produktportfolio von Conergy gehören nicht nur Solarmodule, sondern auch Nachführsysteme, Befestigungssysteme, (SunTopp III) für Aufdachsysteme, sowie String-Wechselrichter (Conergy IPG Serie) als auch Zentral- und Insel-Wechselrichter. Daneben bietet Conergy auch ein entsprechendes Anlagenüberwachungssystem (Conergy SunReader und Conergy SmartControl) an, welches den reibungslosen Betrieb der installierten Solaranlage sorgen soll.

Heute ist Conergy mit seinem Geschäft in 20 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Insgesamt operiert Conergy von zwei Hauptgeschäftssegmenten heraus. Während die Conergy Solarsysteme produziert, installiert und projektiert, bietet die Tochter Epuron GmbH (vormals voltwerk AG) Projektentwicklung und die Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekte an. Epuron unterzeichnete in 2008 eine Joint Venture Vereinbarung mit der australischen Macquarie Capital Group, über die Finanzierung eines Windkraftprojektes mit einer Leistung von 1.000 Megawatt.

Seine Wafer, Solarzellen und Solarmodule produziert Conergy an seinem neuen Produktionsstandort in Frankfurt an der Oder. Den Vertrieb hat das Unternehmen im Jahr 2008 neu strukturiert und die beiden Geschäftseinheiten für Unernehmen (Conergy) und Privatkunden (SunTechnics) miteinander verschmolzen. Insgesamt zählt das Conergy-Vertriebsnetz mehr als 100 Installationsbetriebe, die mit dem Solarspezialisten zusammenarbeiten.

Nachdem das Unternehmen in 2007 in finanzielle Schieflage geriet, versucht das Unternehmen durch eine Kapitalerhöhung wieder auf die Erfolgsstraße zurückzukehren, nachdem sich das Unternehmen durch eine zu starke Expansion verhoben hatte.

Zahlen

Conergy setzte im vergangenen ersten Quartal 2009 64,6 Mio. Euro um und verzeichnete damit einen herben Einbruch. So sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert von 207,2 Mio. Euro um 69 Prozent. Am deutlichsten war der Einbruch dabei in Deutschland, wo Conergy nach 109,9 Mio. Euro im Vorjahr nur noch 22,2 Mio. Euro umsetzte. Der Rohertrag sank gleichzeitig um 48 Prozent auf 18,9 Mio. Euro, womit Conergy bei sinkenden Umsätzen die Rohertragsmarge von 17,5 Prozent auf 29,3 Prozent ausgebaut hat.

Auf minus 14,6 Mio. Euro summierte sich in den ersten drei Monaten 2009 das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Nach einem EBITDA von minus 20,2 Mio. Euro im Vorjahr ergibt sich eine EBITDA-Marge von minus 22,6 Prozent (Vorjahr: minus 9,7 Prozent). Noch stärker gesunken ist die EBIT-Marge. Zwar konnte auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbessert werden, es betrug minus 20,6 Mio. Euro nach minus 25,6 Mio. Euro im Vorjahr. Durch die stark gesunkenen Umsätze verschlechterte sich die EBIT-Marge deutlich. Sie lag bei minus 31,9 Prozent nach minus 12,4 Prozent vor einem Jahr. Netto verlor Conergy in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres 27,9 Mio. Euro nach einem Verlust von 42,9 Mio. Euro im Vorjahr.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Conergy, Hintergrundberichte, Solartechnik

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