Amazon 2.0: Die Zukunft ist digital

Dienstag, 3. Februar 2009 um 12:53
Amazon Unternehmenslogo

(IT-Times) Aller Unkenrufe zum Trotz, konnte der Online-Einzelhändler Amazon.com (Nasdaq: AMZN, WKN: 906866) erneut mit einem Rekordquartal glänzen. Im Vorfeld waren Befürchtungen aufgekommen, dass Verbraucher aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise bei den Weihnachtseinkäufen sparen würden.

Doch Amazon.com konnte dabei von einem allgemeinen Trend hin zu Online-Shops profitieren. Während traditionelle Händler wie Circuit City Insolvenz beantragt haben, oder wie Macy's Stellen in großem Umfang streichen, wächst Amazon.com munter weiter. Daran dürfte sich auch im laufenden Jahr 2009 nicht viel ändern. Glaubt man den Prognosen des Hauses Forrester Research, dürfte der amerikanische Online-Handel in diesem Jahr um weitere 13 Prozent auf 141 Mrd. Dollar klettern. Das Wachstum der Online-Shops werde in 2009 zu Lasten des traditionellen Einzelhandels gehen, ist sich Forrester-Analystin Sucharita Mulpuru sicher.

Das Potential des Online-Handels ist dabei noch lange nicht erschöpft. Der Umsatz der amerikanischen Online-Shops dürfte auch in 2009 gerade einmal sieben Prozent der gesamten Einzelhandelserlöse ausmachen, schätzt man bei Forrester Research. In Schwellenmärkten ist dieser Anteil noch niedriger.

Neuer Kindle im Anmarsch


Daneben baut sich Amazon.com still und heimlich einen möglichen Wachstumsträger für die Zukunft auf. Zwar veröffentlicht das Unternehmen bislang keine Verkaufszahlen im Bezug auf seinen eBook-Reader Kindle, doch Gartner-Analyst Van Baker ist sich sicher, dass Amazon bereits mehr als eine Mio. Kindle seit dem Marktdebüt Ende 2007 verkauft hat. Das digitale Lesegerät verkauft sich offenbar besser als erwartet, denn in den letzten Wochen vor Weihnachten war das Gerät stets ausverkauft.

Darüber hinaus hat Amazon.com die überraschende Entdeckung gemacht, dass Kindle-Käufer um den Faktor 1,7 mehr Bücher kaufen, als herkömmliche Buchkäufer. Zudem baut Amazon.com sein Angebot für den Kindle stetig aus. Im laufenden Quartal kamen rund 45.000 neue Buchtitel hinzu, so dass nunmehr 230.000 Titel für den Kindle zur Auswahl stehen.

Am 9. Februar hat Amazon.com zu einer Pressekonferenz geladen, in der das Unternehmen vermutlich den Nachfolger für seinen erfolgreichen eBook-Reader präsentieren wird. Marktbeobachter sind sich sicher, dass der Kindle 2.0 mit einem verbesserten Display und einer längeren Akku-Laufzeit ausgestattet sein wird. Daneben erwarten Kindle-Fans in der zweiten Generation einen neuen Microchip (Broadsheet), der Buchstaben und Zeichen noch besser darstellen kann und weniger Strom verbraucht.

Dennoch sehen Marktbeobachter wie Gartner-Analyst Van Baker Amazon.com noch lange nicht am Ziel. Der Grund ist unter anderem der vergleichsweise hohe Preis von 359 US-Dollar. Dieser sei immer noch zu hoch, um den Massenmarkt zu erreichen, glaubt Van Baker. Ähnlich wie bei Spielekonsolen, müsste der Preis solcher Geräte auf unter 200 Dollar sinken, um die Massen zu begeistern.

Fehlende Wi-Fi- und 3G-Fähigkeiten, sowie ein fehlendes Farb-Display sind weitere Schwachpunkte, die derzeit noch gegen den Kindle sprechen. Doch Amazon.com wird sich diese Chance sicher nicht angehen lassen und weiter nachlegen, schließlich hat das Unternehmen mit dem Kindle seinen eigenen iPod an der Hand…

Kurzportrait

Die in Seattle ansässige Amazon.com öffnete seine virtuellen Einkaufstüren im Jahre 1995. Als Online-Buchhändler an den Start gegangen, entwickelte sich das Unternehmen in den letzten Jahren zu einem universellen Online-Kaufhaus, das nicht nur Bücher, sondern auch Musik-CDs, Videos, DVDs, Spielzeug, Computerspiele, Elektrogeräte, Küchenzubehör, Lebensmittel (Amazon Fresh) und vieles mehr anbietet. Nach eigenen Angaben nach bietet Amazon.com damit das weltweit größte Produktangebot im weltweiten Datennetz. Insgesamt ist das Internet-Unternehmen in mehr als 220 Ländern weltweit aktiv und betreut über 80 Millionen Kunden.

Neben dem eigentlichen Online-Produktangebot, bietet Amazon.com aber auch Auktionen und E-Commerce Plattformen (zShops) für Geschäftskunden an. Inzwischen können auch gebrauchte Produkte über die Internet-Plattform von Amazon.com verkauft werden.

Daneben hält der Online-Händler noch zahlreiche Beteiligungen an anderen Internet-Unternehmen. Über die Einheit Amazon.com Anywhere will das Unternehmen den Markt für den mobilen E-Commerce erschließen. Wenn es nach Amazon.com geht, sollen Kunden in naher Zukunft mit Hilfe des Mobiltelefons ihre Einkäufe erledigen können. Zuletzt konnte das Unternehmen mit Preisnachlässen und seinem Flate-Rate-Lieferservice (Amazon Prime) bei den Kunden punkten.

Neben den USA ist das Unternehmen vor allem aber auch in Europa verstärkt aktiv. Niederlassungen in Asien und in Lateinamerika ergänzen den globalen Auftritt des weltweit führenden Online-Händlers. Nachdem Amazon.com in den Jahren 1999 mit Exchange.com, Accept.com und Alexa Internet einen dreistelligen Millionenbetrag für Zukäufe ausgab, stieg das Unternehmen in 2004 mit seiner Suchmaschine A9.com in den Markt für bezahlte Links ein. Mitte 2005 übernahm Amazon.com den DVD-Spezialisten CustomFlix Labs. Die Amazon-Tochter bietet erfolgreich DVD on Demand-Dienste an. Zugleich wurde der On-Demand-Spezialist BookSurge aufgekauft. In 2006 übernahm Amazon.com den US-Händler Shopbob. Im Frühjahr 2007 schluckte Amazon.com die englische Fotoseite dpreview.com Ende 2007 brachte Amazon seinen eBook-Reader Amazon Kindle auf den Markt und startete gleichzeitig die Frage- und Antwortseite Askville.com. Mit Audible, Shelfari, AbeBooks.com, Withoutabox, Fabric.com und dem Spielespezialisten Reflexive wurden in 2008 weitere Zukäufe getätigt.

Mit seinem Online-Buchshop Yoyo.com ist Amazon.com auch in China präsent. Durch eine Kooperation mit dem DVR-Spezialisten TiVo können Amazon-Kunden Filme über die Amazon-Seiten (Amazon Unbox) herunterladen und auf dem Fernseher abspielen.

Der visionäre Unternehmensgründer Jeff Bezos, welcher gleichzeitig als CEO der Gesellschaft fungiert, hält zusammen mit seiner Familie etwa ein Drittel der Anteile am Unternehmen.

Zahlen

Für das vergangene Dezemberquartal, welches Amazon.com zuvor als bestes Weihnachtsgeschäft aller Zeiten bezeichnete, meldet das Unternehmen einen Umsatzanstieg um 18 Prozent auf 6,7 Mrd. US-Dollar. Ausgenommen etwaiger Währungseinflüsse hätte der Umsatz sogar um 24 Prozent zugelegt, heißt es beim Online-Händler.

Der Nettogewinn zog dabei um neun Prozent auf 225 Mio. Dollar oder 52 US-Cent je Aktie an, nach einem Plus von 207 Mio. Dollar oder 48 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Analysten hatten in diesem Zusammenhang zunächst nur mit Einnamen von 6,4 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 39 US-Cent je Aktie gerechnet.

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, Amazon, Hintergrundberichte, Hardware, Internet

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