Alibaba.com: Jack Ma und die 40 Räuber

Montag, 31. Dezember 2007 um 12:53
Jack Ma

(IT-Times) Jack Ma ist ein Mann der Superlative. Erst kürzlich betitelte ihn das Handelsblatt als „Chinas Bill Gates“. Das mag auf den ersten Blick übertrieben klingen, denn der schmächtig wirkende CEO der chinesischen Alibaba-Group sieht - zumindest rein optisch - gar nicht aus wie einer der kommenden Männer des globalen E-Commerce aus. Doch er ist angetreten, um nach eigener Aussage die Wirtschaft im Land der Mitte zu verändern. Revolutionär sind seine Ideen und der 43jährige hat bewiesen, dass er mit Traditionen brechen und sich gegen die Großen der Branche durchsetzen kann.

Als Chef zum Anfassen ist er in seinem Unternehmen bekannt, der seine ersten beruflichen Schritte mit zwölf Jahren in seiner Heimatstadt Hangzhou als Führer für ausländische Touristen gemacht hat. 1995 sah er auf seiner ersten USA-Reise zum ersten Mal einen Computer und hatte Angst, das Gerät zu berühren. Der Rest klingt wie ein Märchen aus 1001 Nacht: zwölf Jahre später bringt Ma seine Alibaba-Group-Tochter Alibaba.com (WKN: A0M5W0) an die Börse und verzeichnet somit den vorläufigen Höhepunkt einer beispiellosen Karriere. Er habe vom ersten Tag an an „unseren“ Traum geglaubt, ließ der schüchtern wirkende Mann in seiner typisch bescheidenen Art die Medien im Vorfeld des Börsengangs wissen. Die Mission der chinesischen Internet-Ikone hingegen ist noch nicht beendet.

Sesam, öffne dich!


Anfang November brachte Ma 17 Prozent des erweiterten Aktienkapitals der Alibaba-Group-Tochter Alibaba.com an die Börse in Hongkong. Beim Marktdebüt kletterten die Papiere um 192,6 Prozent auf einen Schlusskurs von 39,50 Hongkong-Dollar. Insgesamt wurden 858,9 Millionen Aktien zu 13,50 HK-Dollar an der Börse platziert, wobei das IPO 257fach überzeichnet war. Dadurch konnte Alibaba.com rund 1,49 Mrd. US-Dollar einlösen. An die Nasdaq ging man sehr zur Freude der chinesischen Obrigkeit nicht.

Eigentlich ist das Geschäftsmodell von Alibaba.com an sich schon ein Selbstläufer. Hierbei handelt es sich um zwei B2B-Portale (jeweils auf China und international ausgerichtet), die sich auf die Vermittlung von Geschäftskontakten spezialisiert haben. Einkäufer finden hier Zulieferer, Produzenten ihren passenden Partner. Im Fokus stehen die SMEs, also kleine und mittlere Unternehmen. Die Vorteile für die Kunden liegen auf der Hand: Zwischenhändler werden nicht - wie sonst in China - benötigt, was Vermittlungsgebühren vermeidet und die Kosten senkt. Außerdem entstehen keine Probleme mit Korruption, die in der aufstrebenden Wirtschaftsgroßmacht leider an der Tagesordnung ist. Ma jedenfalls hat mit seiner Idee den Nerv der Zeit getroffen: Die Kunden kommen in Scharen, über 25 Millionen waren es Mitte 2007, aus über 200 Ländern, jeden Tag werden es über 11.000 mehr, 35 Millionen Nutzer sollen es den Planungen nach inzwischen sein. Das Manko: Nur fünf Prozent aller Kunden zahlen für die Alibaba.com-Dienste.

Ma macht weiter


Der aktuelle Erfolg ist für Ma kein Grund, sich zurückzulehnen. In den letzten Monaten war er, Börsengang hin oder her, weiterhin sehr umtriebig. Im November ging Alibaba.com auf dem japanischen Markt an den Start. Flankiert wurde diese Maßnahme von einem anstehenden Joint Venture mit dem japanischen Großaktionär Softbank, selbst eine E-Commerce-Größe im Land der aufgehenden Sonne. 

Doch damit nicht genug: Nach einer 100-tägigen Testperiode wurde jüngst die Online-Werbebörse und Schwestergesellschaft Alimama.com offiziell gestartet. Über die neue Plattform sollen Werbetreibende und Publisher freie Online-Werbeplätze austauschen und belegen können. Dadurch will der Mutterkonzern Alibaba Group ein brach liegendes Potential heben. Rund eine Millionen User und über eine Milliarde Page Impressions täglich waren ein erster Fingerzeig, dass Alibaba auch hier richtig liegen könnte. Das sieht auch Alibaba Group-Sprecher Jin Jianhang so. Rund 80 Prozent der chinesischen Webseiten seien derzeit nicht monetarisiert. „Durch den Launch von Alimama wird Web-Publishing für mehr als eine Million kleine und mittelständische Webseiten kommerziell“, kündigte er an.

Daneben gibt es diverse andere Aktivitäten: So wird die Zahl der aktuell 15 Sales- und Kunden-Service-Center kontinuierlich erhöht. Die Schwestergesellschaft Alipay, ein Online-Zahlungsdienst, expandierte nach Taiwan. Außerdem wurden Kooperationen mit Cisco-Systems, ebenfalls Aktionär, General Electric und Lenovo eingestielt. Zuletzt kursierten Gerüchte über ein Nasdaq-Listing der Schwestergesellschaft und Online-Auktionsplattform Taobao.com (Mandarin für Schatzsucher).

Auf Raubzug in Europa?


Rund 60 Prozent der Erlöse aus dem Börsengang will Alibaba.com in Übernahmen investieren. CEO David Wei sagte der Financial Times Deutschland erst vor wenigen Tagen, dass man über Akquisitionen nach Europa expandieren möchte. „Mit mehr als 20 Millionen SMEs ist Europa ein sehr wichtiger Markt für uns“, wurde Wie zitiert. Deswegen habe man sich entschlossen, auf dem alten Kontinent mehr als ursprünglich angedacht zu investieren. Auch seien Investitionen in neue Technologien und strategische Allianzen geplant. 

Kurzportrait


Jack Ma gründete die Alibaba Group 1999. Mit der Zeit kristallisierten sich sechs Geschäftsbereiche heraus: Alibaba.com, Taobao, Alipay, Alisoft (Software für SMEs) und Alimama. Nicht zu vergessen ist die Übernahme der Suchmaschine Yahoo! China im Jahr 2005, der wohl größte Meilenstein neben dem IPO. Heute ist Yahoo! Inc. mit 39 Prozent einer der größte Alibaba-Aktionäre und hält auch zehn Prozent an Alibaba.com.

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