Wirecard meldet sich überraschend mit eigenem Statement zur Lage

Zudem sei das „Merchant Cash Advance" - Geschäft (Finanzdienstleistungen für Händler) der Wirecard-Gesellschaften in der Türkei und in Brasilien „rechtlich zulässig“.

Hingegen sei das Drittpartner-Geschäft („Third Party Acquiring“ = TPA) „nicht abschließend geklärt“, da Fragen zu Umsätzen und Sicherheitsleistungen auf Treuhandkonten offen blieben.

„Entsprechende Nachweise“ seien aber im Rahmen der Abschlussprüfungen erbracht worden, teilte die Wirecard AG heute in ihrer Stellungnahme mit. Daher sei es „unrichtig“, zu behaupten, es lägen keinerlei Belege für diese Geschäfte vor.

Alles in allem bleibt die Wirecard AG damit auf ihrem Standpunkt, dass es kein wesentliches Fehlverhalten des Unternehmens bzw. dessen Mitarbeiter gäbe. Die heutige Begründung vermag nicht zu überzeugen.

Ob Abschreibungen oder Wertminderungen auf Zukäufe durchgeführt wurden, sagt nichts über den tatsächlichen Wert eines Investments in der Bilanz aus. Es kann auch noch im Nachhinein zu Korrekturen kommen.

Im Vorfeld hatte sich CEO Markus Braun offiziell für die jüngsten Turbulenzen bei Aktionären, Kunden, Mitarbeitern und Partnern entschuldigt, was bereits ein gewisses Eingeständnis impliziert.

Das heutige Statement der Wirecard AG räumt keine Zweifel aus dem Weg und dürfte auch vor dem Hintergrund einer Überprüfung des Unternehmens durch die renommierte US-amerikanische Rating-Agentur Moody's zu sehen sein.

Hier droht eine Abstufung des aktuellen Ratings Baa3, das ohnehin nur knapp über Junk-Status liegt. Ein Downgrade hätte eine negative Folgewirkung auf die Bonität bzw. Kreditwürdigkeit und die in Zukunft zu zahlenden Kreditzinsen.

„Der wiederholt verschobene Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 und die offenen Fragen aus dem KPMG-Bericht wirken sich negativ auf unsere Einschätzung der Unternehmensführung aus“, hieß es zuletzt von Moody's. (ame/rem)