Verlage wollen endlich Geld für Content

Donnerstag, 31. Dezember 2009 um 12:27

MÜNSTER (IT-Times) - Nun ist es gut zehn Jahre her, dass Nutzer im Internet begannen, sich daran zu gewöhnen, dass es online all das kostenlos gibt, was real nur gegen echtes Geld zu bekommen ist: Nachrichten, Fotos, Video oder Musik gab und gibt es kostenlos im Netz, nicht immer zum Wohlgefallen der Akteure auf Anbieterseite. Aber Content, so schien und scheint es, kann stets frei konsumiert werden. In den USA mehren sich langsam aber sicher die Signale - wie auch die New York Times berichtet - dass die Zeiten des kostenlosen Contents vorbei sein werden.

So wollen immer mehr, vor allem überregionale Tageszeitungen, dem Modell des Wall Street Journals und der Financial Times folgen, um Gebühren für bestimmte Artikel zu verlangen. Andere Anbieter, wie Medienmogul Rupert Murdoch, wollen ihre Artikel für den Suchmaschinenriesen Google sperren lassen. Dafür verkauft beispielsweise Murdoch dem Google-Wettbewerber Bing, hinter dem sich Microsoft verbirgt, das exklusive Recht, die Nachrichten aus dem Hause Murdoch bzw. der News Corp. veröffentlichen zu dürfen. Auch beim TV-und Video-Netzwerk Hulu, das zum Teil Murdoch gehört, sollen bald einzelne TV-Serien gegen Gebühr zu sehen sein, während sie bislang noch kostenlos verfügbar sind.
 

Der iTunes Store als Vorbild

Zudem gibt es Verlage im Magazin-Sektor, die sich zusammen getan haben, um eine Art iTunes Store für Artikel und Verlagsprodukte auf die Beine zu stellen. Zudem sehen Medienunternehmen in den Anwendungen - Apps genannt - die auf Smartphones wie dem iPhone 3G laufen, eine neue Einnahmequelle. Eine weitere wird in der Vergütung von Inhalten, die auf E-Book-Readern wie dem Amazon Kindle abgerufen werden, gesehen. Denn die klassischen Medien spüren, dass die Werbeeinnahmen im Printgeschäft nicht wirklich zu den alten glorreichen Zeiten zurückkehren, während die Nutzung des Internets als Erlösquelle weitestgehend verschlafen wurde. Das Problem dabei: Die Nutzer haben sich in dem letzten Jahrzehnt natürlich schon lange daran gewöhnt, dass es Content umsonst gibt, und müssen schon durch wirklich gute Argumente überzeugt werden, warum plötzlich etwas Geld kosten soll, was es bislang kostenfrei gegeben hat. Aber vielleicht wird 2010 nun das Jahr, in dem sich Web-User so langsam aber sicher zu spüren beginnen, dass sie für die Nutzung von Content auch bezahlen müssen?
 

Verlage können es sich nicht leisten, einfach so weiter zu machen, wie bisher

Denn eins scheint klar - in den USA derzeit noch deutlicher als hierzulande: Den meisten Verlagen geht es nicht allzu gut. Es muss also etwas geschehen, wenn die Verlage für sich so etwas wie ein Licht am Ende des Tunnels sehen wollen. Ein einfaches „Weiter so“ scheint ausgeschlossen, wenn es denn mal wieder solide schwarze Zahlen und positive Perspektiven geben soll. Verlage also, die sich dazu entschließen, Inhalte nur gegen Gebühr anzubieten, werden sicherlich zunächst einmal den ein oder anderen Nutzer verschrecken. Aber vielleicht bietet sich ihnen mit den neuen Erlösmodellen auch wieder die Möglichkeit, solide wirtschaften zu können. Dann wird der Nutzer zum Kunden, der bedient, betreut, und gebunden werden kann. Das aber konnten die meisten Verlage in den letzten Jahren kaum noch realisieren. Mithin muss man aber auch sagen: Bislang wirken die Verlage auf der Suche nach vernünftigen Bezahlmodellen eher kopflos. Sie reden allenfalls davon, dass sich in den kommenden zwei Jahren eine Menge ändern werde, die Konzepte dahinter werden jedoch nicht bekannt gegeben - wenn es sie denn überhaupt gibt.

In einer aktuellen GfK-Studie wurden insgesamt 16.800 Personen aus 17 Ländern befragt, ob sie bereit wären, für digitalen Content Geld zu bezahlen. Von diesen rund 17.000 Probanden wären lediglich 13 Prozent dazu bereit, für diese Inhalte zu zahlen. Jedoch teilen sich diese 13 Prozent noch mal auf. So würden rund acht Prozent als „Gegenleistung“ keine Werbung mehr sehen wollen und nur die anderen fünf Prozent würden neben den Kosten auch noch Werbung akzeptieren. Die übrigen 80 Prozent sind der Meinung, dass die Bezahlung für den Online-Content nicht vertretbar sei, 33 Prozent fordern sogar die kostenfreie Entfernung der Werbeeinblendungen. Länderübergreifend nehmen 46 Prozent der Nutzer die Werbung an, fordern jedoch, dass dadurch die Inhalte kostenfrei bleiben. 

In den Niederlanden und in Schweden war man in dieser Hinsicht toleranter, dort stimmten 20 Prozent und 23 Prozent für den Paid Content. Was anteilig deutlich mehr darstellt als die zusammengefassten 13 Prozent der gesamtbefragten Personen. Auf der anderen Seite stehen Länder wie Rumänen (4 Prozent) und Polen (5 Prozent), wo kaum jemand bereit wäre für den bereits vorhandenen Inhalt zu zahlen.

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Meldung gespeichert unter: Verlage, Special am Freitag

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