Unternehmensberatung McKinsey warnte Wirecard bereits vor einem Jahr vor Zusammenbruch des Payment-Anbieters

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Mittwoch, 15. Juli 2020 um 09:37

ASCHHEIM/MÜNCHEN (IT-Times) - Markus Braun, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des deutschen Online-Bezahldienste-Anbieters Wirecard, hat einen unfassbaren Scherbenhaufen hinterlassen.

McKinsey

Nach seinem Rücktritt als CEO folgte direkt die Insolvenz des einstigen Börsenlieblings und Anbieters von digitalen Zahlungsdienstleistungen Wirecard AG sowie Fahndungen, Strafanzeigen und Verhaftungen.

Die international tätige Unternehmensberatung McKinsey warnte Wirecard bereits  vor einem Jahr, sofortige Maßnahmen in Bezug auf Kontrollen der Geschäfte zu ergreifen, berichtet die Financial Times.

Wirecard hatte später aber die Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) mit Compliance-Aufgaben beauftragt. PwC ist zugleich auch Wirtschaftsprüfer der Wirecard Bank gewesen, sodass Interessenkonflikte vorprogrammiert waren.

Am 26. Juni 2020 stellte die Wirecard AG sodann einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Der langjährige Hauswirtschaftsprüfer der Wirecard AG, EY, hatte Dokumente, die eine Summe von 2,1 Mrd. US-Dollar auf Treuhandkonten bestätigen sollten, als Fälschung bezeichnet und den Jahresabschluss 2019 nicht abgesegnet.

McKinsey warnte Wirecard bereits mehr als ein Jahr vor dem Zusammenbruch des Unternehmens und forderte „sofortige Maßnahmen", um das Fehlen von Kontrollen in ihrem größten Geschäftsbereich „Drittpartner“ zu beheben.

Im Juni 2019 stellte das Beratungsunternehmen McKinsey fest, dass „Risiken im Zusammenhang mit Geschäftspartnerschaften oder Dritten“ eine der Hauptschwachstellen seien.

Dabei sollte ein Partnerunternehmen, das später als Betrug entlarvt wurde, im Auftrag von Wirecard Zahlungsabwicklungen in Ländern durchführen, in denen es keine Lizenzen für die Tätigkeit selbst gab.

Diese Geschäft soll die Hälfte des ausgewiesenen Unternehmensumsatzes der Wirecard AG und nahezu den gesamten operativen Gewinn des Unternehmens erwirtschaftet haben.

Die Wirecard AG musste sodann am 19. Juni 2020 bestätigen, dass die fehlenden 2,1 Mrd. US-Dollar oder rund 1,9 Mrd. Euro „wahrscheinlich nicht existierten“. Braun zeigte sich ahnungslos und sprach von einem Betrug gegen die Wirecard AG.

Die Barmittel von Wirecard sollten sich bei zwei Banken auf den Philippinen befunden haben, die das nicht bestätigten. Auch wurde ein philippinischer Rechtsanwalt als Treuhänder der Konten eingesetzt.

Sowohl die Banken wie auch der Treuhänder wurden im Jahr 2019 von Wirecard ausgetauscht, möglicherweise um potenziell nachfolgende Ermittlungen weiter zu erschweren und die Verantwortung zu verteilen.

Die Financial Times hatte bereits im März 2019 von dubiosen Wirecard-Partnerunternehmen berichtet. Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von Wirecard hatten daraufhin McKinsey beauftragt, Geschäftsprozesse zu überprüfen.

Beim Compliance-Audit von McKinsey soll bereits ein schwerwiegender Betrug festgestellt worden sein. Die Überprüfung wurde sodann Ende Juni 2019 abgeschlossen.

Im August 2019 gab es eine Präsentation der endgültigen Ergebnisse, die für ein Dax-Unternehmen verheerend ausfielen. Das Drittanbietergeschäft von Wirecard habe „keine Compliance-Richtlinien und auch keine interne Aufsicht“.

McKinsey kam zu dem Schluss, dass die Risiko- und Compliance-Kultur von Wirecard überarbeitet werden musste und schlug vor, bis zu 50 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, darunter einen Group Compliance Officer.

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