United Internet vor Ausstieg aus dem DSL-Geschäft?

Donnerstag, 20. November 2008 um 13:38

Markt und Wettbewerb
Das Geschäft mit Hochgeschwindigkeits-Internetzugängen wächst in Deutschland kontinuierlich. Viele Anbieter stürzen sich auf diesen Wachstumsmarkt und verschärfen den Preiskampf. Aber die Aussichten sind günstig. Nach einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste (WIK) soll die DSL-Penetration deutscher Haushalte bis 2010 auf 56 Prozent steigen, 2015 werde dieser Wert bei 72 Prozent liegen. Hinzu kommt der Vormarsch der Internettelefonie, die das Festnetz bis 2020 verdrängt haben soll.

United Internet konkurriert in Sachen Breitband-Zugangsservices unter anderem mit T-Online, Arcor/Vodafone, freenet und Hansenet über die Marke Alice. Bei den Geschäftskunden, wo sich United Internet auf kleinere und mittlere Unternehmen konzentriert, steht die Gesellschaft zusätzlich mit Telefonica Deutschland und Colt Telecom, QSC und MCI (Verizon Deutschland) im Wettbewerb.

Im Portalgeschäft ist United Internet über GMX und Web.de in Deutschland Marktführer vor Bild.de und Spiegel.de. Hier wird ein Großteil des Umsatzes über Online-Werbung erzielt, der für die nächsten Jahre gute Wachstumsmöglichkeiten eingeräumt werden. Das gesamte Segment Produkte ist neben Deutschland in Österreich, Großbritannien, Frankreich und den USA / Kanada am Start. Allein der europäische Markt weist im Hosting-Segment ein großes Wachstumspotential auf. An dieser Stelle zeigt sich die angestrebte Internationalisierung des Geschäfts sehr deutlich, was aber auch für Outsourcing und Online-Marketing gilt. Regionaler Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeiten sind die westeuropäischen Länder.

Ausblick
Im vierten Quartal erwartet United Internet rund 180.000 neue Kundenverträge, davon 60.000 im DSL-Geschäft. Für das Gesamtjahr 2008 prognostiziert United Internet ein zehnprozentiges Wachstum des operativen Geschäftes: Der Umsatz wird voraussichtlich auf 1,66 Mrd. Euro zulegen, das EBITDA auf 330 Mio. Euro. Analysten erwarten für 2008 bei United Internet einen Umsatz von 1,67 Mrd. Euro sowie einen Nettogewinn von 0,50 Euro je Aktie.

Im nachfolgenden Jahr 2009 sollen die Erlöse dann auf 1,78 Mrd. Euro und der Nettogewinn auf 0,79 Euro je Aktie klettern, wenn es nach den Prognosen der Analysten geht.

Bewertung
United Internet-Aktien wurden zuletzt in Frankfurt deutlich schwächer bei rund 4,3 Euro gehandelt, womit sich damit ein Börsenwert von rund 1,1 Mrd. Euro für den Internet-Spezialisten ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das anstehende Jahr 2009 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fünf.

WestLB-Analyst Björn Stübner rät Anlegern, United Internet-Aktie weiter zu „kaufen“. Allerdings reduziert der Analyst sein Kursziel für das Papier von 14 auf 8,50 Euro. Stübner begründet den Schritt mit reduzierten Gewinnschätzungen, infolge eines schwachen Wachstums im Online-Werbegeschäft. Auch hätte sich der Wettbewerb im Breitbandmarkt weiter verschärft. Dennoch sei die Aktien stark unterbewertet, meint Stübner mit Verweis auf das Cash-Flow-Profil.

HSBC-Analyst Dominik Klarmann reagiert dagegen zurückhaltend auf die jüngsten Zahlen und stuft United Internet von „übergewichten“ auf „neutral“ zurück. Enttäuscht zeigte sich Klarmann im Hinblick auf die gesenkte Umsatzprognose. Der HSBC-Experte rechnet nunmehr mit weiteren negativen Nachrichten wie Abschreibungen auf Beteiligungen und eine Dividendenkürzung. Insgesamt reduziert der Analyst sein Kursziel für den Wert von 10,0 auf 6,50 Euro.

Im Hause UBS überwiegt dagegen der Optimismus. UBS-Experte Marcus Bäumer bewertet die United Internet-Anteile weiterhin mit „kaufen“. Bäumer reduziert dabei sein Kursziel nur leicht von 17,50 auf 16 Euro. Insbesondere die Geschäftsbereiche Hosting Resale Information Management und das Internetzugangsgeschäft dürften sich im Zuge des Abschwungs als vergleichsweise widerstandsfähig zeigen, glaubt Bäumer.

Auch bei J.P. Morgan Securities stuft man United Internet-Aktien weiter mit „übergewichten“ ein. Nach einer Reihe von Negativnachrichten im Bezug auf zurückgeschraubte Erwartungen, sehen die Analysten nunmehr wieder ein realistisches Niveau erreicht. In den jüngsten Kursverlusten sehen die Experten bereits viele Negativnachrichten vorweggenommen.

Bei der Credit Suisse steht man dem Wert hingegen eher negativ gegenüber. Die Analysten stufen United Internet-Aktien nach den jüngsten Zahlen von „neutral“ auf „underperform“ nach unten. Die Analysten setzen dabei das Kursziel für die Papiere von 9,00 auf 7,50 Euro zurück und verweisen auf die jüngsten Zahlen zum dritten Quartal, die schwächer als erwartet ausgefallen sind. Die Analysten monieren insbesondere die hohen Kosten im DSL-Geschäft, sowie rückläufige Werbeeinahmen und den schleppenden Absatz bei Domain-Verkäufen. Darüber hinaus rechnen die Analysten mit weiter sinkenden Gewinnen aus dem DSL-Geschäft.

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