Solarindustrie: In der Subventionsfalle

Freitag, 28. August 2009 um 16:39
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(IT-Times) - Solarstrom ist aktuell in aller Munde. Das, obwohl derzeit noch weniger als ein Prozent des deutschen Stroms aus der Sonne gewonnen wird. Um diese Quote zu steigern, unterstützt der Staat durch Unterstützungsgelder, festgehalten im Erneuerbare-Energien-Gesetz – kurz: EEG. Darin heißt es, dass Stromerzeuger in den kommenden 20 Jahren den von Ihnen erzeugten Strom in das deutsche Netz einspeisen können. Hierfür erhalten sie garantierte 43 Cent je Kilowattstunde. Das ist ein Vielfaches dessen, was eine Kilowattstunde aktuell an der Energiebörse in Leipzig kostet. Auf der Grundlage dieser staatlichen Unterstützung boomt die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern von Privathaushalten, Unternehmen und Behörden. Bislang konnten deutsche Solarunternehmen wie SolarWorld oder Q-Cells von dieser staatlich getriebenen Nachfrage profitieren. Doch nun zeichnet sich ab - eine Analogie zur Chipbranche - dass die Subventionen weltweit die Kapazitäten haben steigen lassen und dass nun Überkapazitäten vorherrschen, die einen Preiskampf auslösen. Und hier scheint es, dass aktuell die chinesischen Solarkonzerne die Nase vorn haben.

EEG belastet Steuerzahler, während das Geld nach Asien abfließt

Neben den Chinesen sind es auch Wettbewerber aus den USA, die seit der Amtseinführung Barack Obamas als US-Präsident Rückenwind verspüren und Marktanteile hinzu gewinnen. In Deutschland bedeutet das vor allem: Durch die Subventionen entstehen immer mehr Solaranlagen, für die der Steuerzahler die kommenden 20 Jahre aufkommen muss. Vom Nachfrageboom profitieren aber vor allem die ausländischen Hersteller – nicht zuletzt aufgrund eines Kostenvorteils, den zum Beispiel chinesische Hersteller haben. Im laufenden Jahr entstehen in Deutschland Solaranlagen mit einer Kapazität von 2.000 bis 3.000 Megawatt. Entsprechend hoch wird die Einspeisvergütung ausfallen müssen. Als das EEG beschlossen wurde, war man von gerade einmal 700 zusätzlichen Megawatt pro Jahr ausgegangen. Eine Möglichkeit wäre es, die Vergütung proportional in dem Verhältnis zu senken, in dem auch die Solaranlagen günstiger werden. Ansonsten besteht aktuell die Gefahr, dass der deutsche Steuerzahler die Installation von Solaranlagen bezahlt, diese Gelder damit aber nach Asien abwandern.

Deutsche Hersteller rufen nach Protektionismus

Gegenüber der Financial Times Deutschland äußerte Dieter Manz, Vorstandschef von Manz Automation bereits, dass es in Asien Kostenvorteile gebe, die deutsche Hersteller kaum aufholen könnten. Sie werden auf bis zu 30 Prozent beziffert. Frank Asbeck, Chef von Solarworld und eine der lauteren Stimmen in der deutschen Solarlandschaft, fordert daher, dass nur noch jene Unternehmen durch den Staat gefördert werden sollen, die in Deutschland bzw. in Europa produzieren. Anlagenhersteller wie Manz Automation oder Roth & Rau profitieren indes unabhängig davon, ob Solarmodule in Europa oder in Asien gefertigt werden. An den Anlagen dieser Hersteller kommt aktuell weltweit kaum ein Hersteller von Solarmodulen vorbei. Weltweit werden rund 70 Prozent aller Solaranlagen auf deutschen Maschinen erstellt, demnach erwirtschaften Unternehmen wie Manz Automation rund drei Viertel ihres Jahresumsatzes im Ausland.

Chinesische Solarunternehmen geben den Ton an

In der Solarforschung dürfen sich deutsche Hersteller noch immer als führend betrachten. In der Massenproduktion sind längst andere Unternehmen an den Deutschen vorbei gerauscht oder stehen in Lauerstellung. So setzt das Unternehmen Suntech bereits 80 Prozent seiner Module in Europa ab. Diese erzielen einen Wirkungsgrad von knapp 19 Prozent, während in der Branche ansonsten nur gut 16 Prozent Wirkungsgrad erzielt werden. Ein klares Plus für das Unternehmen, das in diesem Jahr zudem seine Kapazitäten deutlich ausgebaut hat. Yingli ist Chinas größtes Solarunternehmen und deckt dabei nahezu die komplette Wertschöpfungskette in der Produktion von Solarzellen und -modulen ab. Ein Vorteil, auf den auch viele deutsche Hersteller setzen, da man so unabhängig von Zulieferern ist. Das gilt auch für Trina Solar. Das Unternehmen ist schon seit mehr als zehn Jahren am Markt und konnte zuletzt Quartalszuwächse von 30 Prozent verbuchen.

Kapazitäten steigen, Preise sinken

Meldung gespeichert unter: Solarindustrie, Solartechnik, Special am Freitag

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