Solarhybrid: Ein Fall für den Insolvenzverwalter und den Staatsanwalt

Freitag, 23. März 2012 um 12:39
solarhybrid

MÜNSTER (IT-Times) - Die Solarhybrid AG hat am Mittwoch dieser Woche einen Insolvenzantrag gestellt. Die Nachricht kam ein wenig überraschend und ruft zudem die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Es könnte in der jüngeren Vergangenheit zu einigen Ungereimtheiten gekommen sein, so berichtet auch das Handelsblatt. Anfang März hatte man bei Solarhybrid die Befürchtung geäußert, dass man aufgrund der EEG-Novelle einige Projekte nicht realisieren könne. Dies werde auch Auswirkungen auf die Finanzlage des Unternehmens haben.

Die Staatsanwaltschaft interessiert sich für zwei Vorfälle: Zum einen hat Vorstand Tom Schröder jüngst den größten Teil seiner Anteile an Solarhybrid verkauft - kurz bevor das Unternehmen bekannt gab, dass Projekte aufgrund der EEG-Novelle auf der Kippe stehen. Der Vorwurf des Insiderhandels steht daher im Raum.

Auch die Übernahme des US-Geschäfts von Solar Millennium steht im Fokus der Ermittler. Der Hintergrund: Bislang erschien Solarhybrid als relativ stark aufgestellt. Das Unternehmen schien auch von der Schwäche von Wettbewerbern zu profitieren. Als beispielsweise Solar Millennium einen Insolvenzantrag stellte, einigte sich Solarhybrid mit dem Insolvenzverwalter und übernahm das US-Geschäft von Solar Millennium. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg ermittelt nun, ob es bereits zuvor Absprachen zwischen Solarhybrid und dem ehemaligen Solar Millennium-Chef Jan Withag gegeben hat. Unter anderem wirft ein Darlehen von Solarhybrid an Solar Millenium Fragen auf. Das Geld floss noch vor dem Insolvenzvertrag an Solar Millennium und sollte mit einem späteren Kauf der der US-Sparte durch Solarhybrid verrechnet werden, landete aber in der Insolvenzmasse. Bei Solarhybrid sieht man das allerdings nicht so eng, was Fragen aufwirft, da das Geld unwiederbringlich verbrannt ist. Für die Staatsanwaltschaft erscheint ebenfalls interessant, dass sich die Aufsichtsräte von Solarhybrid und Solar Millennium schon seit dem Studium kennen. Das legt größeres internes Gemauschel nahe, als es bislang nach außen den Anschein hatte.

Die EEG-Novelle bereitet Schwierigkeiten

Die Ereignisse und Erkenntnisse rund um Solarhybrid überschlagen sich in den letzten zwei Wochen. Es begann damit, dass das Unternehmen äußerte, aufgrund der EEG Novelle einige Projekte nicht realisieren zu können. Dies habe auch Auswirkungen auf die Finanzlage des Unternehmens.

Am 22. Februar veröffentlichten der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und der Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit eine Kabinettsvorlage für eine Formulierungshilfe der Gesetzesnovelle für das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG). Im Zuge dieser Novelle sollen unter anderem die Einspeisetarife für Strom, der mit Photovoltaik-Freilandanlagen erzeugt wird, um mehr als 30 Prozent reduziert werden und alle Einspeisetarife für Photovoltaik-Freilandanlagen mit einer Leistung von mehr als 10 MWp abgeschafft werden. Wirksam würden diese Änderungen bereits am 9. März 2012.

Sämtliche Brancheninstitutionen sollen darauf ihre vollkommene Ablehnung der angestrebten EEG-Novelle erklärt haben, so die Solarhybrid AG in einer Pressemitteilung. Danach wurde ein weiterer Entwurf vorgelegt, nach dem die Freilandanlagen mit einer Leistung von mehr als 10 MWp den ursprünglichen EEG-Tarif erhalten, wenn der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan vor dem 1. März gefasst war und die Anlage vor dem 1. Juli 2012 EEG konform fertiggestellt wird.

Die Solarhybrid AG (WKN: A0LR45) gab an, dass daher keine Möglichkeit der Realisierung des Großprojektes Neuhardenberg mit einer geplanten Leistung von 150 MWp bestehe. Bei diesem Projekt sei der Baustart für Mitte 2012 und eine Fertigstellung für Ende 2012 geplant gewesen. Damit würde die EEG-Vergütungsfähigkeit entfallen, was einem Verlust der bisher in dieses Projekt getätigten Investitionen in Höhe von ca. 7,5 Mio. Euro gleichkomme. Ferner gehe das Unternehmen von einer beschränkten Möglichkeit der Realisierung des Projektes Allstedt II mit einer Leistung von unter 10 MWp aus. Zudem sei keine EEG-konforme Realisierungsmöglichkeit mehr für die Projekte Belling, Allstedt III und Fürstenwalde II möglich. Der Verlust der in diese Projekte getätigten Investitionen betrage rund vier Mio. Euro. Die solarhybrid AG sieht das gesamte Geschäftsmodell in Deutschland in Frage gestellt, da man sich auf Solarstrom-Kraftwerke mit einer Leistung von mindestens 10 MWp konzentriere.

Kurzportrait

Die Brilon ansässige Solarhybrid AG ist erst seit dem Jahr 2008 operativ tätig, etablierte sich rasch und wurde einer der größte Projektentwickler und EPC-Anbieter (Engineering, Procurement, Construction) weltweit. Dabei hat sich die Solarhybrid AG ausschließlich auf Turn Key Solutions für Solarstrom-Kraftwerke im Multimegawattbereich spezialisiert.

Die Leistungsbereiche von Solarhybrid umfassen dabei die Entwicklung, Strukturierung, Finanzierung und Errichtung, sowie den Betrieb und die Wartung von Solarstrom-Kraftwerken im Multimegawattbereich. Über die Division Solarstrom vermarktet Solarhybrid seit 2009 auch Photovoltaik-Komponenten, wobei über die Einheit auch das Projektgeschäft vorangetrieben werden soll. Gleichzeitig vertreibt Solarhybrid auch Solarmodule namhafter Hersteller und fungiert dabei als offizieller Distributionspartner von Unternehmen wie Suntech Power, JA Solar, Mitsubishi Electric, Fronius und SMA Solar (Wechselrichter).

Das Projektgeschäft wird über die strategische Partnerschaft mit interstrom AG und der Enerparc AG vorangetrieben. Während interstrom für die Finanzierung der Projekte verantwortlich zeichnet, übernimmt Solarhybrid die schlüsselfertige Errichtung der Anlagen und fungiert dabei als Betreiber. Im Rahmen der Partnerschaft wurde unter anderem das Solarkraftwerk FinowTower in Eberswalde (24,5 Megawatt) realisiert. Im Frühjahr 2011 gab Solarhybrid den Ausstieg aus dem deutschen Markt bekannt. Gleichzeitig gründete Solarhybrid gemeinsam mit der Solar Trust of America LLC das Joint Venture Solarhybrid of America, an welchem Solarhybrid 50 Prozent der Anteile hält. Neben den USA ist das Unternehmen noch mit einer 100%igen Tochter (Solarhybrid UK) in England, sowie in Italien (Solarhyrid Italia) präsent.

Meldung gespeichert unter: solarhybrid, Hintergrundberichte, Solartechnik

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