Open Source Software: Liegt in der Krise die Chance?

Freitag, 12. Dezember 2008 um 15:23

Zudem ergibt sich bei einem OSS-Projekt die große Chance, dass sich die Lösung an der Nachfrage orientiert und damit ein echter Problemlöser wird. Bei herkömmlicher Software hingegen kauft der Kunde ein fertiges Produkt, von dem angenommen wird, dass es die eigenen Anforderungen am besten erfüllt. Dabei muss mitunter in Kauf genommen werden, dass viele Zusatzfunktionen bezahlt werden, die eigentlich gar nicht gewünscht sind. OSS packt den Markt genau von der anderen Seite an. Eine Lösung wird so erstellt, dass sie den Nutzen stiftet, den sie stiften soll. Nicht mehr. Und nicht weniger. Das schränkt die Komplexität ein und stellt nur die wirklich notwendigen Anforderungen an die Hardware eines Unternehmens - eine nicht zu unterschätzende Komponente. Ist ein Produkt noch nicht richtig ausgereift, so ergibt sich bei OSS ebenfalls die Chance, dass mögliche „Bugs“ recht schnell behoben werden, während bei einem Anbieter von Kauf-Software schon einmal länger darauf gewartet werden kann, ehe ein neues Update zur Verfügung steht.

Damit einher geht auch die Tatsache, dass OSS-Produkte einen besseren Schutz vor trojanischen Pferden bieten als es herkömmliche Softwareprodukte tun. Denn liegt der Quellcode offen, können Entwickler schneller erkennen, ob es möglicher Sicherheitslücken gibt und diese dann schneller schließen als es bei „normaler“ Software der Fall ist.

Open Source: Ist das Modell gescheitert?

Ist also alles eitel Sonnenschein beim Thema Open Source? Schön wäre es. Die Wirklichkeit kann aber doch nicht so recht mithalten. Mitte der letzten Woche veröffentlichte die BusinessWeek den Artikel „Open Source. The Model is broken.“ Verständlich wird diese sicherlich provokante These, wenn man die Perspektive des Autors einnimmt. Er stellt sich schlicht und ergreifend auf die Anbieterseite und stellt fest: Geld verdienen kann man mit OSS nicht wirklich. Und da nicht alle Menschen so altruistisch veranlagt sind, dass sie ihr Knowhow und ihre Erfahrung kostenlos bereit stellen, gibt es ja auch schon unterschiedliche Geschäftsmodelle, die mit OSS einher gehen. Die gängigste Idee: Die Software und ihre Nutzung sowie Verbreitung auf mehreren Rechnern ist zunächst einmal kostenlos. Gebühren werden dann aber für den Service in Rechnung gestellt. Auf der einen Seite ist das sicherlich eine einleuchtende Idee. Auf der anderen Seite ist aber festzustellen, dass die wenigsten Unternehmen mit dieser Idee bislang wirtschaftlich erfolgreich sein. Der Grund wird auch gleich mitgeliefert: OSS-Produkte sind durch das Zutun vieler Entwickler so ausgereift, dass sie kaum Support benötigen. Und damit versiegt auch schon die Einnahmequelle, auf die so manches Unternehmen setzen mag. Die Zukunft von OSS wird vielmehr darin gesehen, dass sich Unternehmen als Interessengruppen zusammen schließen, sofern sie gleiche Anforderungen an ihre Software haben. Diese lassen sie dann individuell entwickeln, bezahlen diese Entwicklung auch, teilen sich jedoch die Entwicklungskosten. Damit wird letztlich die Skalierbarkeit von Software, mit der Unternehmen wie Microsoft groß und reich geworden sind, umgekehrt. Die Entwicklung des Marktes durch die Nachfrageseite ist der Kerngedanke von OSS, der auch in Zukunft weiter gültig sein wird.

Auch bei OSS gilt: Es prüfe, wer sich bindet

Auch wenn es zunächst kaum mit nennenswerten Kosten verbunden ist, OSS zu installieren und einzusetzen: Wer auf der Suche nach passenden Softwarelösungen für sein Unternehmen ist, der sollte bei OSS die gleiche Sorgfalt walten lassen wie beim Kauf von herkömmlicher Software. Denn eine einmal gefällte Entscheidung kann nicht mehr so leicht rückgängig gemacht werden, sobald alle Systeme mit dieser neuen Software arbeiten. Entscheidern soll es ab dem kommenden Frühjahr ein wenig leichter gemacht werden, denn es gibt das Projekt QualOSS. Dieser etwas sperrige Name steht für „Quality of Open Source Software“. Ziel ist es ein Gütesiegel für Open-Source-Software zu entwickeln. Anhand der Bewertung mittels QualOSS sollen Anwender von Softwaresystemen auf einfache Art ermitteln können, zu welchem Grad eine bestimmte Open-Source-Lösung ausgewählten Anforderungen genügt. Dabei ist insbesondere an nicht-funktionale Qualitätsanforderungen wie zum Beispiel Robustheit und Zukunftsfähigkeit gedacht. So analysiert QualOSS auch Faktoren wie die Aktivität der Entwicklergemeinde einer Open-Source-Lösung, da dies direkte Konsequenzen auf die langfristige Nutzbarkeit der entstehenden Software hat.

QualOSS vernetzt insgesamt acht europäische Forschungs- und Industriepartner aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Spanien, darunter auch das Fraunhofer IESE als unabhängiger Experte für professionelles Software-Qualitätsmanagement und Software-Testen. Damit sollen die Risiken, die bei der Anschaffung von OSS bestehen, weitestgehend minimiert werden. Als Risiken indentifizieren die Experten insbesondere die Einsatzreife und die Zukunftsfähigkeit, aber auch rechtliche Aspekte wie Gewährleistungs- oder Lizenzfragen.

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Meldung gespeichert unter: Open Source Software, Software, Special am Freitag

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