Mobile Telesystems - Ärger in Turkmenistan belastet den Aktienkurs

Freitag, 7. Januar 2011 um 13:05
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(IT-Times) - Russlands führender Mobilfunker Mobile TeleSystems (NYSE: MBT, WKN: 501757) ist nicht nur der größte Mobilfunknetzbetreiber in Russland, im vergangenen Jahr stieg das Unternehmen mit seiner MTS-Marke auch zum fünftgrößten Handy-Verkäufer hinter Nokia, Samsung, LG und SonyEricsson auf.

Mobile Telesystems (MTS) sucht händeringend nach neuen Wachstumsmöglichkeiten, nachdem der russische Mobilfunkmarkt zunehmend als gesättigt gilt. Stattdessen versucht MTS wie auch andere Anbieter mit dem Aufbau von 3G- und 4G-Netzen in Russland zusätzliche Erlösquellen zu erschließen.

Ärger in Turkmenistan - Behörden entziehen Lizenz


Auch eine Expansion ins Ausland scheint weiter eine Option für MTS zu sein. Doch diese Expansionspläne sind nicht immer von Erfolg gekrönt. Im Dezember musste MTS einen Rückschlag in Turkmenistan hinnehmen, als die dortigen Behörden der MTS-Tochter Barash Communications Technologies (MTS Turkmenistan) die Lizenz kurzfristig entzogen.

Die Behörden in dem zentralasiatischen Land verweisen auf ein 5-jähriges Abkommen, dass angeblich abgelaufen war. Bei MTS sieht man dies freilich anders und sieht keinen Grund für diese Maßnahme. Vielmehr kündigte MTS Ende Dezember den Gang vors Gericht an, um die Sachlage zu klären.

Marktbeobachter sehen hinter der Vorgehensweise politisch motivierte Gründe. Russland und Turkmenistan verhandeln derzeit über höhere Gaslieferungen, wobei Russlands es zuletzt abgelehnt hat, mehr Gas von Turkmenistan zu beziehen. Turkmenistan will die Gas-Produktion in den nächsten 20 Jahren verdreifachen und damit seine Exporterlöse steigern.

Will Turkmenistan Anteilsverkauf erzwingen?


Turkmenistan will mit dem Schachzug offenbar nicht nur Druck auf die Regierung in Moskau ausüben, sondern gleichzeitig MTS zum Anteilsverkauf an MTS Turkmenistan bewegen, wie die russische Newsseite Vremya Novostei berichtet. MTS betreute über seine Tochter bislang 2,4 Millionen Mobilfunkkunden und kontrollierte damit rund 85 Prozent des Mobilfunkmarktes in Turkmenistan, wobei der Markt zuletzt aber nur zwei Prozent des Gesamtumsatz beisteuert.

Laut einem Bericht der russischen Newsseite will die Regierung in Turkmenistan den Verkauf eines 51%igen Anteils an MTS Turkmenistan erzwingen, im Gegenzug werde die Betriebslizenz bis 2012 verlängert, hieß es.

Ob MTS hier mitspielt, bleibt fraglich. Eine dauerhafte Suspendierung dürfte allerdings zu größeren Gewinneinbußen führen. Aufgrund der einmonatigen Sperrung rechnet man bei MTS bereits mit einem Verlust von 160 Mio. US-Dollar, in den nächsten fünf Jahren würden MTS dadurch Gewinne von insgesamt 600 Mio. Dollar entgehen, so MTS-Chef Mikhail Shamolin...

Kurzportrait

Die im Jahre 1993 gegründete und in Moskau ansässige Mobile TeleSystems (MTS) gilt heute mit mehr als 100 Millionen Mobilfunkkunden als größter Mobilfunkanbieter Osteuropas. Das Unternehmen betreut über seine Marken MTS und Jeans nicht nur Kunden in Russlands Metropolen, sondern inzwischen auch in Weißrussland, in Sibirien, Usbekistan, in der Ukraine und in Turkmenistan.

Zuletzt hielt MTS Mobilfunklizenzen in 84 Regionen Russlands. Damit erreicht MTS mit seinen GSM-Lizenzen mehr als 142 Mio. Einwohner. Frühzeitig expandierte MTS in die nicht so dicht besiedelten Regionen des Landes und baute damit seine marktführende Stellung in den letzten Jahren vor allem durch zahlreiche Übernahmen aus. So kaufte MTS allein seit 1998 mehr als ein Dutzend kleinerer Mobilfunkanbieter auf. So übernahm MTS unter anderem die lokalen Mobilfunkspezialisten Digital Network of Udmurtia, Uzdunrobita, Primtelefon, sowie Astrakhan Mobile, Uraltel und Volgograd Mobile und Sibintertelecom. Auch ist das Unternehmen durch die Übernahme von Ukrainian Mobile Communications (UMC) auch in der Ukraine vertreten und bietet über seine Tochter Mobile TeleSystems LLC (49%ige Beteiligung) in Weißrussland entsprechende Mobilfunkdienste an. Im Jahr 2005 kaufte sich MTS dann in Turkmenistan durch die mehrheitliche Übernahme von Barash Communications Technologies ein. Ende 2005 wurden dann auch die verbleibenden 46,1 Prozent der Anteile an dem russischen Mobilfunkspezialisten ReCom übernommen. Gleichzeitig kaufte sich MTS in Kirgistan ein und übernahm mit 51 Prozent die Mehrheit an dem Mobilfunkspezialisten Bitel. Im Gegenzug trennte sich das Unternehmen von seinem 50%igen Anteil an dem kasachischen Mobilfunkbetreiber OOO Telekom-Servis. Mitte 2006 wurden 75 Prozent der Anteile an Dagtelecom übernommen. Ende 2007 kaufte MTS dann den Mobilfunkspezialisten Bashcell auf. In 2008 formte Sistema ein 74:26 Joint Venture mit dem Namen Sistema Shyam Teleservices (SSTL) mit der indischen Shyam Group, um CDMA-Services in Indien anzubieten. Im März 2009 ging SSTL mit der Marke MTS im indischen Bundesstaat Tamil Nadu an den Start. Insgesamt ist MTS über das Joint Venture in mehr als 12 von 22 Telekombezirken in Indien aktiv.

Im August 2009 übernahm MTS dann mit knapp 51 Prozent die Mehrheit an den russischen Telekom- und Internetspezialisten Comstar-United TeleSystems.

Für Geschäftskunden stellt das Unternehmen auch darüber hinaus gehende Dienstleistungen, wie den Aufbau von Datennetzwerken, Internetanbindung als auch Videokonferenzsysteme zur Verfügung. Als Hauptaktionäre fungieren die industrielle Holdingfirma Sistema, welche 52,8 Prozent der Anteile an MTS hält.

Zahlen

Für das vergangene dritte Quartal 2010 meldete Mobile Telesystems einen Umsatzanstieg gegenüber dem dritten Quartal 2009 von 2,62 Mrd. US-Dollar auf 2,91 Mrd. Dollar. Der mit Abstand bedeutendste Umsatzträger blieb mit 2,32 Mrd. Dollar der Bereich Mobile, der um 8,5 Prozent zulegte.

Meldung gespeichert unter: Mobile TeleSystems OJSC (MTS), Hintergrundberichte, Telekommunikation

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