Kognitive Verhaltenstherapie: Wie die Wahrnehmung unser Verhalten beeinflusst

Erfahrung und Beobachtung formen den Menschen

Die kognitive Psychologie geht davon aus, dass der Mensch durch Erfahrung und Beobachtung lernt. So nimmt beispielsweise ein zweijähriges Kind nach einem Sturz zuerst Blickkontakt mit seiner Mutter auf; es beobachtet ihre Reaktion.

Bleibt die Mutter ruhig, wird es kaum oder gar nicht weinen. Erschrickt die Mutter und reagiert sie ängstlich, fällt die kindliche Reaktion heftiger aus. Das Kleine lernt aus der Reaktion der Bezugsperson, wie es die Situation zu bewerten hat. Solche und ähnliche Erfahrungen formen den Charakter und die Persönlichkeit eines Menschen.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?

Jeder Mensch bildet im Laufe seiner Entwicklung Reiz-Reaktionsmuster aus, die ihn im Alltag mehr behindern als nützen. Eine Sekretärin, die im Laufe ihrer Kindheit ständig gegen den sehr dominanten Vater aufbegehrte, wird anders auf strikte Anweisungen ihres Vorgesetzten reagieren, als eine Kollegin, die in einem sehr kooperativen Umfeld aufwachsen durfte.

Die Tochter des dominanten Vaters wird durch die strikte Anweisung des Chefs mehr Stress empfinden, als die Kollegin. Das Muster aus Reiz ("Der Vater befiehlt mir etwas") und Reaktion ("Ich wehre mich gegen seine Dominanz") wird unbewusst und automatisch in dem ähnlichen Kontext (Der Chef gibt der Sekretärin eine Anweisung) aktiviert.