Delticom: Schwaches Konsumklima und intensiver Wettbewerb belasten

Freitag, 29. Juni 2012 um 13:53
Delticom

(IT-Times) - Die Aktionäre von Europas führender Online-Reifenhändler Delticom AG haben derzeit nicht allzu viel Freude an ihren Anteilen. Notierte das Papier im März noch bei rund 80 Euro, fiel der Aktienkurs zuletzt auf unter 52 Euro.

Hintergrund des Kursverfalls in den vergangenen Monaten ist nicht nur der schwache Start in das neue Jahr. Der milde Winter hatte Delticom zu Jahresbeginn ausgebremst, so dass der Umsatz im ersten Quartal 2012 gegenüber dem Vorjahr nur stagnierte. Zwar ist der Trend zum Reifenkauf über das Internet nach wie vor intakt, allerdings dürfte das schwache Konsumklima in Europa aufs Sommergeschäft von Delticom (WKN: 514680) drücken. Erste Analysten wie Berenberg-Experte Lars Dannenberg haben daher ihre Gewinnschätzungen für das laufende Jahr bereits gesenkt.

Autofahrer vernachlässigen das Thema Reifensicherheit


Ohnehin scheinen Autofahrer derzeit nicht in Kauflaune zu sein, was die Anschaffung neuer Reifen angeht. Wie eine jüngste Studie der KÜS und Delticom an Tageslicht förderte, vernachlässigen viele Autofahrer nach wie vor das Thema Reifensicherheit. Wie aus dem Delticom Report hervorgeht, fassen 85 Prozent der befragten Autofahrer nur dann einen Reifenneukauf ins Auge, wenn alte Reifen deutliche Schäden wie Risse oder Beulen aufweisen. 26 Prozent der Befragten will erst dann wechseln, wenn die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern unterschritten wird. Kurzum: Neue Reifen werden erst dann angeschafft, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.

Diese Einstellung belegen auch die Prüfberichte von Sachverständigen. Mehr als 34.000-mal wiesen PKWs eine unzureichende Profittiefe auf, bei Motorrädern war das Reifenprofil 3.500-mal zu gering.

Wettbewerb im Online-Reifenmarkt wird härter


Aber nicht nur die lachse Einstellung der Auto- und Motorradfahrer zum Thema Reifen ist schlecht für das Delticom-Geschäft, auch die stark wachsende Konkurrenz dürfte Delticom weiter zu schaffen machen. Nicht nur, das Reifenhersteller wie Pirelli und Michelin inzwischen ihre eigenen Online-Shops zum Reifenkauf im Internet betreiben, auch Werkstattketten wie zum Beispiel A.T.U. (Auto-Teile-Unger) werben immer aggressiver mit Sonder-Aktionen (20 Prozent Nachlass auf den Kauf Conti-Sommerreifen) um Kunden zu locken. Aufgrund der zunehmenden Konkurrenz könnte auch Delticom zu Sonderaktionen gezwungen sein, will das Unternehmen seine Marktanteile verteidigen - dies wiederum könnte auf die Gewinnmargen des Unternehmens drücken.

Kurzportrait

Die im Jahre 1999 gegründete und in Hannover ansässige Delticom AG ist Europas führender Online-Reifenhändler. Das Unternehmen betreibt 105 Online-Shops in 35 Ländern (Europa, USA, Japan, Russland usw.) weltweit und bietet dabei Auto-, Motorrad- und LKW-Reifen nicht nur für Privat-, sondern auch für Geschäftskunden an.

Daneben werden inzwischen auch durch Spezialreifen sowie Kompletträder (Reifen inklusive Felgen) angeboten, wobei das Sortiment durch PKW-Ersatzteile und Zubehör wie Batterien und Motoröle ergänzt wird. So betreibt Delticom auch die Online-Plattformen Autoteile-meile.de (Ersatzteile), katdirekt.de (Katalysatoren), motoroel-direkt.de (Motoröle) sowie die Tuning-Seite sportfahrwerk.biz.

Über die von Delticom betriebene Online-Plattform Reifentest.com können sich Kunden unabhängig und kompetent über Reifen informieren. Auf der Bestellseite von Delticom bietet das Unternehmen ein Sortiment bestehend aus mehr als 100 verschiedenen Reifenmarken und 25.000 Modellen an. Delticom verkauft seine Produkte überwiegend in Europa, wobei das Unternehmen je nach Kundenwunsch auch direkt an die Haustür liefert. Zudem kooperiert Delticom in Sachen Vertrieb mit mehr als 20.000 Service-Partnern und Werkstätten. Im Geschäftsbereich Großhandel vermarktet Delticom Reifen an Großhändler im In- und Ausland.

Bekannt wurde Delticom Anfang 2000 durch seine Internet-Seite ReifenDirekt.de, über die das Unternehmen Reifen an Endkunden verkaufte. Schnell kamen neue Auslands-Shops hinzu, wobei Delticom im Jahr 2001 mit der Delticom Ltd die erste englische Tochter gründete.

In 2003 wagte Delticom den Markteinstieg in einen weiteren Geschäftsbereich. So erweiterte Delticom sein Angebot durch Motoröle, Motorradbatterien, Dachträger und PKW-Ersatzteile. Im Herbst 2006 wagte Delticom den Gang an die Börse, wobei das Papier seither im Prime Standard der Frankfurter Börse notiert. Seit Dezember 2008 wird Delticom auch im SDAX gelistet. Ende 2010 erwarb Delticom eine Mehrheitsbeteiligung an d der Tyrepac Pte Ltd., womit gleichzeitig auch der Markteinstieg in Singapur vollzogen wurde. Seit März 2011 ist Delticom auch in Estland mit einem eigenen Online-Shop (www.rehvid123.com) präsent. Die Prüfer GmbH hielt laut Delticom zuletzt 28,4 Prozent an dem Online-Reifenhändler.

Zahlen

Der Umsatz von Delticom blieb im ersten Quartal 2012 weitgehend unverändert: Im ersten Quartal 2011 lag er bei 85,4 Mio. Euro, in den vergangenen drei Monaten 2012 bei 85,5 Mio. Euro. Das EBIT ging von 5,9 Mio. Euro auf 3,4 Mio. Euro zurück. Die Bruttomarge konnte mit 25,8 Prozent ebenfalls etwa auf dem Vorjahresniveau von 25,9 Prozent gehalten werden.

Der operative Cash-Flow des Unternehmens konnte jedoch auf 5,6 Mio. Euro verbessert werden (Vorjahr: minus 18,5 Mio. Euro). Der Umsatz im Geschäftsbereich E-Commerce legte im Vorjahresvergleich um 0,5 Prozent von 80,5 Mio. Euro auf 80,9 Mio. Euro zu. Im Geschäftsbereich Großhandel ging der Umsatz um 5,8 Prozent zurück und betrug 4,5 Mio. Euro, nach einem Vorjahresumsatz von 4,8 Mio. Euro.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: E-Commerce, Delticom, Hintergrundberichte, Internet

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