Cadence Design übt den Befreiungsschlag

Mittwoch, 18. Juni 2008 um 13:19
Cadence Design Systems

(IT-Times) Der führende EDA-Softwarespezialist Cadence Design Systems (Nasdaq: CDNS, WKN: 873567) will den Konkurrenten Mentor Graphics übernehmen und sich damit an die Spitze des Marktes setzen.

Der Markt für Electronic Design Automation (EDA) Software wuchs in den vergangenen Jahren wieder, nachdem die Branche in 2005 zeitweilig stagnierte. Die Marktforscher des Hauses Gartner rechnen damit, dass der EDA-Markt inklusive Wartungsverträge ein Volumen von 5,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2009 erreichen wird. Cadence Design gilt bislang als Marktführer in diesem Bereich mit einem geschätzten Jahresumsatz von rund 1,5 Mrd. Dollar im laufenden Jahr.

Trotz der Zukäufe in den vergangenen Jahren ist dem Unternehmen der Rivale Synopsys dicht auf den Fersen. Analysten rechen bei Synopsys im laufenden Fiskaljahr mit Einnahmen von 1,33 Mrd. Dollar. Als die Nummer drei der Branche gilt die von Cadence Design umworbene Mentor Graphics. Mentor ist ebenfalls profitabel und dürfte im laufenden Fiskaljahr wohl die Umsatzmarke von 900 Mio. Dollar knacken.

Mentor weist Offerte zurück


Mentor Graphics selbst trat in den vergangenen Jahren selbst als Aufkäufer auf und macht keinen Hehl daraus, lieber unabhängig bleiben zu wollen. So überrascht es nicht, dass Mentor die Offerte zunächst zurückweist. „Wir haben das Cadence-Angebot und sowohl den Preis als auch die Risiken im Zusammenhang mit der Genehmigung durch die Kartellbehörden analysiert“, erläutert Mentor-Chef Walden Rhines. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen, dass weder der gebotene Preis ausreichend sei, noch dazu sehe man sehr hohe Risiken, grünes Licht von den US-Kartellbehörden für den Zusammenschluss zu erhalten.

Tatsächlich würden sich dadurch die Nummer eins und die Nummer drei der Branche zusammenschließen und ein Powerhouse im Bereich EDA formen, wodurch der Rivale Synopsys in ernste Schwierigkeiten geraten würde, glaubt zumindest RBC-Analyst Mahesh Sanganeria. Allerdings sieht Sanganeria im Gegensatz zum Mentor-Chef keine ernsthaften Probleme von Seiten der Regulierungsbehörden, da sich das Flagschiffprodukt von Mentor mit dem Cadence-Portfolio gut ergänzen würde, meint Sanganeria.

Sollte die Fusion tatsächlich zustande kommen, dürfte wohl eine weitere Konsolidierungsphase in der EDA-Industrie einsetzen. Denn Anbieter wie Ansys scharen bereits mit den Hufen. Der US-Simulationssoftwarehersteller Ansys will nämlich den EDA-Spezialisten Ansoft Corp übernehmen, wodurch ein weiterer ernsthafter Konkurrent zu Cadence erwachsen könnte...

Kurzportrait

Das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen Cadence Design Systems gilt als der mitunter führende Anbieter von Chip-Design-Software, welche es Chipherstellern erlaubt, Entwicklungsprozesse von Halbleitern zu simulieren und zu optimieren. Die gefertigten Chipsätze (ICs) lassen sich auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüfen und unter realen Einsatzbedingungen testen. Mit der Software des Unternehmens lassen sich ferner Halbleiter entwickeln, welche insbesondere in komplexen Computersystemen, Netzwerken, mobilen Telekommunikationsgeräten, aber auch in anderen elektronischen Geräten des häuslichen Gebrauchs zum Einsatz kommen. Durch den Einsatz dieser Software soll es Firmen möglich sein, Entwicklungszeiten von Mikrochips entscheidend zu verkürzen.

Das Unternehmen bietet ergänzend zu seiner Software auch Dienstleistungen, wie Wartung und Support an. Das Softwarelizenzgeschäft steuerte zuletzt mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Durch seine Niederlassungen bietet das Unternehmen Serviceleistungen auch in Indien, Kanada und Großbritannien an. Das Unternehmen versuchte in der Vergangenheit vor allem durch Übernahmen von kleineren Chip-Designern zu wachsen.

Diese Strategie will Cadence auch in Zukunft weiter fortsetzen. So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem der Entwickler von Chip-Prototypen Silicon Perspective Corp. (SPC), sowie Simplex Solution übernommen. Über die Tochterfirma SpinCircuit bietet das Unternehmen weitere Produkte rund um den Bereich integrierte Speicherchips (ICs) an, während die Tochter Tality entsprechende Ingenieur-Services und andere Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Design von Halbleitern anbietet. Durch den Aufkauf von Simplex Solutions erweiterte Cadence seinen Geschäftsbereich Testverfahren für sogenannte SoCs (System-On-Chip) und ICs (Integrated Circuits). Mit den zuletzt getätigten Akquisitionen von Get2Chip und K2 Technologies will Cadence die Symbiose zwischen Design und Herstellung weiter optimieren. Im Januar 2005 übernahm Cadence den kalifornischen Technologiespezialisten Verisity. In 2007 tätigte Cadence Design weitere Zukäufe und übernahm neben Invarium den kalifornischen Lithographie-Spezialisten Clear Shape Technologies. In 2008 wurde die Chip Estimate Corporation übernommen. Gleichzeitig gagb Cadence Design ein Übernahmeangebot für den Rivalen Mentor Graphics ab.

Zu den Kunden von Cadence Design Systems zählen neben Motorola, Fujitsu und Lucent Technologies auch andere Unternehmen aus verschiedensten Industriebereichen.

Zahlen

Für das vergangene Märzquartal meldete Cadence Design einen deutlichen Umsatzrückgang. So lag der Quartalsumsatz mit 287,19 Mio. US-Dollar fast 78 Mio. Dollar hinter dem Vorjahresquartalsumsatz von 355,19 Mio. Dollar zurück. Eingebrochen ist dabei besonders der Bereich Produkte, welcher von 237,9 Mio. Dollar in 2007 auf 156,19 Mio. Dollar zurückging. Die Bereiche Services und Maintenance konnten hingegen leicht wachsen. Zwar schaffte es Cadence, bei rückläufigem Umsatz auch die Kosten leicht zu senken. 2007 verbuchte Cadence im ersten Quartal Kosten von 318,33 Mio. Dollar, im ersten Quartal 2008 noch 314,19 Mio. Dollar; das Nettoergebnis rutschte dennoch ins Minus.

So verschlechterte sich alleine das operative Ergebnis von plus 46,86 Mio. Dollar im ersten Quartal 2007 auf minus 27 Mio. Dollar im ersten Quartal 2008. Auch Netto rutschte das Ergebnis damit in die roten Zahlen. Verzeichnete Cadence im ersten Quartal 2007 noch einen Gewinn von 44,42 Mio. Euro, musste das Softwareunternehmen am Ende des ersten Quartals 2008 einen Verlust von 18,75 Mio. Dollar verbuchen. Unter dem Strich blieb ein Plus von vier US-Cent je Aktie, womit Cadence die Markterwartungen punktgenau erfüllen.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Cadence Design Systems, Hintergrundberichte, Software

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