BlackBerry - hat der Smartphone-Hersteller noch eine Chance?

Smartphones & Services

Mittwoch, 6. November 2013 um 13:15
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(IT-Times) - Nachdem die Übernahme von BlackBerry durch die Investmentgesellschaft Fairfax Financial Holdings nicht zustande kam, steht BlackBerry nun mit leeren Händen da. Investoren und Anleger fragen sich, ob BlackBerry als selbständige Gesellschaft überhaupt noch eine Zukunft hat.

Fest steht nur, dass sich der jüngst veröffentlichte BlackBerry Messenger für iOS und Android großer Beliebtheit erfreut und im Handumdrehen die Charts der beiden Mobile-Betriebssysteme eroberte. Doch ob dies ausreicht, um das Überleben der kanadischen Traditionsmarke zu sichern, gilt als fraglich.

Marktanteile sinken, Verluste zerren am Kapital
Das Problem: BlackBerry (Nasdaq: BBRY, WKN: 909607) hat im Smartphone-Markt bzw. im Hardware-Geschäft den Anschluss an Apple und Samsung verloren. Der Marktanteil der Kanadier ist in den vergangenen Quartalen stetig gesunken, in ehemaligen BlackBerry-Hochburgen wie in den USA spielen die Kanadier heute kaum eine Rolle mehr.

Ein weiterer Umstand, welcher Investoren nervös macht, sind die hohen Verluste, die BlackBerry inzwischen anhäuft. Allein im jüngsten Quartal verbrannten die Kanadier 500 Mio. US-Dollar, wobei sich die Barreserven zum Quartalsende auf 2,6 Mrd. US-Dollar summierten. Allerdings bestehen für die nächsten 12 Monate Abnahme- und Kaufverpflichtungen in Höhe von 2,9 Mrd. US-Dollar. In Verbindung mit den Verlusten im operativen Geschäft könnten die Barreserven schneller dahinschmelzen, als dem Smartphone-Hersteller lieb ist.

Auch wenn BlackBerry durch die Ausgabe von Wandelanleihen eine Mrd. US-Dollar an Kapital erlösen will, dürfte dieses Geld nur ausreichen, um das Überleben von BlackBerry um wenige Quartale zu verlängern, befürchtet man im Analystenlager.

Ex-Sybase-Chef soll es richten - Turnaround in sechs Quartalen
Dem neuen BlackBerry-Chef und ehemaligen Sybase-Manager John S. Chen bleibt daher nur wenig Zeit, um einen Turnaround herbeizuführen. Zwar ist Chen die erfolgreiche Sanierung von Sybase geglückt, allerdings stellt sich die Lage bei BlackBerry noch etwas schwieriger dar.

Chen schätzt, dass der Turnaround bei BlackBerry etwa sechs Quartale in Anspruch nehmen wird, um den angeschlagenen Smartphone-Hersteller aus der Verlustzone zu führen. Dabei wollte der neue BlackBerry-Chef auch einen Teilverkauf verschiedener Geschäftsbereiche nicht ausschließen. Entscheidend bei diesem Vorhaben dürfte sein, ob BlackBerry seine Kunden und Investoren überzeugen kann, dass die Marke BlackBerry nicht von der Bildfläche verschwindet.

Lenovo und Qualcomm gelten als Übernahmeinteressenten
Am Ende könnte wie im Fall Palm eine Übernahme durch einen großen Technologiekonzern stehen. So soll bereits der weltweit viertgrößte Smartphone-Hersteller Lenovo Group sein Interesse an BlackBerry bekundet haben. Auch Qualcomm erwägt Medienberichten zufolge gemeinsam mit Cerberus Capital ein Übernahmeangebot für BlackBerry. Hintergrund sind die BlackBerry-Patente im Bereich mobile Sicherheit, deren Wert Investmentbanker auf bis zu 3,0 Mrd. US-Dollar taxieren.

Kurzportrait

Die im Jahre 1984 in Waterloo/Kanada als Research In Motion (RIM) gegründete BlackBerry gilt als einer der führenden Anbieter von Smartphones. Zuvor firmierte das kanadische Unternehmen als Research In Motion (RIM). Anfang 2013 folgte die Umbenennung in BlackBerry. Das im kanadischen Ontario ansässige Unternehmen konnte sich durch seinen Email-Pushservice BlackBerry einen Namen nicht nur in Nordamerika machen.

Mit dem BlackBerry können Nutzer an einen beliebigen Ort Emails empfangen, bearbeiten und versenden. Weltweit verzeichnet das Unternehmen rund 70 Millionen Abonnenten in über 150 Ländern weltweit. Durch sein neues im Januar 2013 vorgestellte Betriebssystem BlackBerry 10 (BB10) will das Unternehmen der Konkurrenz die Stirn bieten.

Nach der Expansion in europäische und asiatisch-pazifische Märkte, will BlackBerry vor allem in China und Indien weiter wachsen. Durch Kooperationen mit zahlreichen ausländischen Carrier-Partnern geht die Internationalisierung weiter. Im Mittelpunkt der Expansionsbemühungen standen zuletzt nicht nur Europa, sondern auch Asien und der Mittlere Osten. Anfang 2009 schloss BlackBerry die Übernahme des kanadischen Spezialisten Chalk Media ab. Im März 2009 übernahm BlackBerry den kanadischen Sicherheitsspezialisten Certicom. Mitte 2010 schluckte BlackBerry von Harman International die Betriebssystem-Einheit QNX Software Systems. Später folgte die Übernahe des Documents To Go Entwicklers DataViz. Zudem wurde Ende 2010 die schwedische The Astonishing Tribe (TAT) übernommen. Mitte 2011 wurde Scoreloop aufgekauft. Anfang 2012 wurde der Spezialist Paratek Microwave übernommen. Anfang 2013 stellte BlackBerry seine neue BB10-Plattform samt neuer Smartphones vor.

Entsprechende Softwarelösungen rund um die angebotene Hardware ergänzen das Produktportfolio der Kanadier. BlackBerry vertreibt seine Produkte sowohl direkt an Herstellerfirmen, als auch über ein Händlernetz und Carrier wie Hutchison Telecommunications, Cingular und Motient. Zu den namhaften Vertriebspartnern zählen neben AT&T Wireless, auch T-Mobile, Vodafone und Sprint Nextel. Zu den Kunden der Kanadier zählen darüber hinaus Technologiefirmen wie AT&T, Dell, Intel, Panasonic und IBM.

Zahlen

Für das vergangene Augustquartal meldete BlackBerry einen Umsatzeinbruch um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,57 Mrd. US-Dollar. Dabei mussten die Kanadier einen Verlust von 965 Mio. Dollar oder 1,84 US-Cent je Aktie ausweisen, wobei der Verlust hauptsächlich auf Abschreibungen in Höhe von 934 Mio. Dollar auf Lagerbestände bei BlackBerry Z10 Smartphones zurückzuführen ist. 72 Mio. Dollar an Kosten fielen im Zusammenhang mit Entlassungen an.

Meldung gespeichert unter: BlackBerry, Hintergrundberichte, Telekommunikation

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