Bitkom stellt Studie zu E-Democracy vor

Bundestagswahl

Donnerstag, 9. September 2021 um 12:38

61 Prozent der Bevölkerung würden online wählen gehen

45 Prozent engagieren sich online im Wahlkampf 2021

Parteien erhalten eine Drei minus für ihre Digitalkompetenz

BITKOM

Berlin, 9. September 2021

In der Bevölkerung ist kurz vor der Bundestagswahl der Wunsch gewachsen, sich online an politischen Entscheidungen beteiligen zu können. 59 Prozent der Personen ab 18 Jahren in Deutschland und damit erstmals eine klare Mehrheit fordern diese Möglichkeit. Vor der Wahl vor vier Jahren lag der Anteil nur bei 48 Prozent, vor acht Jahren waren es 44 Prozent. Zugleich können sich aktuell 3 von 5 (61 Prozent) vorstellen, ihre Stimme bei Kommunal-, Landtags- oder Bundestagswahlen online abzugeben, unter den Jüngeren zwischen 18 und 29 Jahren sind es sogar 3 von 4 (73 Prozent).

Als wichtigste Gründe für Online-Wahlen gelten schnellere Ergebnisse (64 Prozent), eine bequemere (56 Prozent) und zeitgemäße (49 Prozent) Wahlmethode sowie die Chance auf eine höhere Wahlbeteiligung (37 Prozent). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 1.000 Personen in Deutschland ab 18 Jahren befragt wurden.

„Unser Berufsleben und unser ganzer Alltag haben sich in den vergangenen vier Jahren stark digitalisiert – aber unser politisches System verharrt in weiten Teilen noch im Analogen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Die Digitalisierung bietet die Chance auf ein Update unserer Demokratie, und diese Chance sollten wir ergreifen.“

31 Prozent sagen: Die Bundestagswahl wird im Internet entschieden
Fast ein Drittel (31 Prozent) sind der Überzeugung, die Bundestagswahl wird im Internet entschieden. Unter den Jüngeren von 18 bis 29 Jahren liegt der Anteil mit 39 Prozent noch deutlich darüber, aber auch unter den Älteren ab 65 Jahren ist mehr als ein Fünftel (22 Prozent) dieser Meinung. Zugleich sind aber nur 36 Prozent der Befragten mit den digitalen Angeboten der Parteien rund um die Bundestagswahl zufrieden. Und auch die Digitalkompetenz der Parteien wird kritisch gesehen: Die im Bundestag vertretenen Parteien erhalten auf der Schulnotenskala im Schnitt eine Drei minus (3,5).

„Die Politik reagiert bislang nur unzureichend auf die Bedeutung, die die Wahlberechtigten dem Internet beimessen. Die Politik hat Lücken im Digitalen und verschenkt damit Möglichkeiten und Chancen, bei Wählerinnen und Wählern zu punkten“, so Berg. „Digitalkompetenz bekommt man nicht, indem man eine Agentur mit einem Social-Media-Clip beauftragt, sondern durch eine ernsthafte Beschäftigung mit digitalpolitischen Themen und glaubwürdigem Personal. In den Parteien haben es die Digital-Expertinnen und -Experten leider oft noch schwer, sich Gehör zu verschaffen.“

Viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich aktiv am digitalen Wahlkampf. Rund die Hälfte (45 Prozent) gibt an, sich online aktiv politisch zu beteiligen – vor vier Jahren lag der Anteil bei gerade einmal 33 Prozent. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind sogar 62 Prozent online aktiv (2017: 52 Prozent). Am häufigsten werden Messenger-Nachrichten mit politischen Inhalten weitergeleitet (35 Prozent), dahinter folgen das Teilen, Liken oder Kommentieren von politischen Inhalten in sozialen Netzwerken (22 Prozent) und das Weiterleiten von E-Mails mit politischem Inhalt (21 Prozent).

15 Prozent kommentieren Artikel in Online-Medien, 12 Prozent melden Fake-News, 7 Prozent verfassen eigene Posts zur politischen Lage in sozialen Netzwerken, 3 Prozent im eigenen Blog – und 6 Prozent sehen sich als Mitglied der Internet-Wahlkampagne einer politischen Partei. „Ob Online-Shopping, digitale Lernplattform oder Videocall – wenn sich immer mehr Bereiche des Lebens in die digitale Welt verlagern, dann ist es nur logisch, wenn auch das politische Engagement im digitalen Raum wächst. Dieses Potenzial gilt es, im Sinne einer lebendigen Demokratie zu nutzen“, sagte Berg.

Frage nach Glaubwürdigkeit von Online-Informationen spaltet die Bevölkerung
Gespalten ist die Bevölkerung, was das Vertrauen in Medien und Online-Quellen angeht. 28 Prozent sind der Meinung, echte Informationen gebe es nur außerhalb der offiziellen Medien im Internet, etwa bei YouTube, in Blogs oder bei Telegram. Aber genauso viele (28 Prozent) geben an, dass sie Informationen im Internet grundsätzlich nicht vertrauen. Und 30 Prozent stimmen der Aussage zu, die deutschen Medien seien in ihrer Berichterstattung nicht frei, sondern würden von der Regierung kontrolliert.

Berg: „Das Internet bietet die Möglichkeit, sich einfach, schnell und kostengünstig zu informieren und dabei Quellen zu nutzen, die den Menschen noch vor wenigen Jahren verschlossen waren. Zugleich ist das Internet aber auch ein Raum für Verschwörungstheorien und Fake-News. Die Vermittlung von Medienkompetenz gehört daher zu den zentralen Aufgaben einer modernen Demokratie.“

Für Jüngere sind Online-Informationen wichtigste Quelle zu politischen Themen
Die Jüngeren von 18 bis 29 Jahren informieren sich bereits heute am häufigsten in Online-Quellen über politische Themen. Für 74 Prozent sind Online-Angebote „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“, dahinter folgen das persönliche Gespräch mit Freunden oder Familie (72 Prozent) sowie das Fernsehen (72 Prozent). In der Gesamtbevölkerung liegen persönliche Gespräche und Fernsehen mit jeweils 73 Prozent noch vor den Online-Quellen (60 Prozent). Dahinter folgen Radio (48 Prozent), Tageszeitungen (46 Prozent), gedruckte Informationen der Parteien (39 Prozent) sowie Wochenzeitungen oder Magazine (36 Prozent) und Bücher (22 Prozent).

Wer sich online über Politik informiert, tut das meist sehr regelmäßig. 15 Prozent schauen dort stündlich nach, die Hälfte (50 Prozent) zumindest täglich. 18 Prozent informieren sich mehrmals pro Woche, 8 Prozent mehrmals pro Monat. Die Webseiten bzw. Apps von TV-Sendern werden dabei von 80 Prozent als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ eingeschätzt, dahinter folgen die Angebote klassischer Printmedien (69 Prozent) sowie die Angebote von NGOs wie zum Beispiel Gewerkschaften oder Initiativen (65 Prozent).

Meldung gespeichert unter: E-Government (E-Regierung), Digitalisierung, Bundestagswahl, BITKOM, Marktdaten und Prognosen, Internet, Verbände

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