Axel Springer wachsen neue Standbeine

Dienstag, 14. August 2007 um 13:52

Im Online-Bereich hat der Konzern ehrgeizige Ziele. Stiegen die Pro-Forma-Erlöse aus bestehenden und akquirierten Onlinegeschäften im ersten Halbjahr 2007 um 50 Prozent auf rund 102 Millionen Euro, so ist für das Gesamtjahr ein Wert von 200 Millionen Euro avisiert. Bis 2010 soll das Segment den Umsatz mehr als verdoppeln.

Noch ein Standbein


Bei der Diversifikation des Geschäfts setzt Axel Springer aber nicht allein auf das Internet. Im Juni 2007 schloss man Vereinbarungen mit den Mitgesellschaftern WAZ-Mediengruppe, der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der Rosalia AG über den Erwerb der Mehrheit an dem Briefdienstleister PIN Group AG. Das Unternehmen gilt als einer der größten Wettbewerber der Deutschen Post im inländischen Briefgeschäft. Durch die Transaktionen erhöhte sich der Anteil von 23,5 auf 71,6 Prozent. Neben dem Inhaltegeschäft in Print und Online soll im Postbereich ein weiteres Standbein aufgebaut werden. Fraglich bleibt allerdings, inwieweit Synergien mit den bestehenden Aktivitäten existieren.

Kurzportrait


Die Axel Springer AG ist einer der größten Medienkonzerne in Deutschland und Europa. Das Unternehmen ist derzeit vor allem als Verlag von Zeitungen und Zeitschriften aktiv. Zu den bekanntesten Publikationen gehören die Bild, die Welt, Bild der Frau, Auto Bild und Sport Bild. Im Zeitschriftenbereich deckt Axel Springer ein breites Spektrum vom Wirtschafts- (z. B. Euro am Sonntag), Lifestyle (z. B. Maxim, Mädchen) bis hin zu Fernsehzeitschriften (u. a. Hörzu) ab. Viele dieser Titel werden mit dem gleichen Konzept auch im Ausland verlegt, teilweise gibt Axel Springer Lizenzen aus oder produziert selbst in Lizenz (u. a. Newsweek, Forbes). Hinzu kommen die bereits erwähnten Online-Aktivitäten, Groschenromane, Engagements im Radio- und Fernsehproduktionsbereich sowie drei hauseigene Druckereien nebst Logistik und Vertrieb.
 
Axel Springer gründet den Verlag 1946. 1970 folgt die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit Axel Springer als alleinigem Aktionär. 15 Jahre später geht das Unternehmen an die Börse, Springer verstirbt kurze Zeit später. 2005/2006 scheiterte die Übernahme der ProSiebenSat1 Media AG, da man die Auflagen des Bundeskartellamts nicht akzeptieren wollte. Seit vergangenem Juni ist Axel Springer im SDax notiert. Heute hat der Konzern über 10.000 Mitarbeiter.

Zahlen


Der Umsatz der Axel Springer AG stieg in den Monaten Januar bis Juni dieses Jahres um 3,1 Prozent auf 1,21 Mrd. Euro. Im Ausland konnte der Konzern bereits ein Fünftel seines Umsatzes erwirtschaften, hier wies die Gesellschaft ein Plus von 25,9 Prozent auf 233,9 Mio. Euro aus. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) erreichte mit 177,8 Mio. Euro das Niveau des Vorjahreszeitraums. Die EBITA-Rendite betrug 14,7 Prozent. Der Periodenüberschuss lag mit 88,8 Mio. Euro allerdings unter dem Wert des Vorjahreszeitraums (111,4 Mio. Euro), in dem Axel Springer einen Gewinn aus einem Zinssicherungsgeschäft in Höhe von 22,4 Mio. Euro verbucht hatte. Das Ergebnis je Aktie erreichte 2,75 Euro nach 3,54 Euro im Vorjahr.
 
Markt und Wettbewerb
Axel Springer ist in 33 Ländern aktiv. Der Hauptmarkt ist Deutschland. In Osteuropa sind Polen, Ungarn, Tschechien und Russland die Schwerpunkte, in Westeuropa sind es die Schweiz, Frankreich und Spanien.

In Deutschland ist Springer der größte Zeitungs- und der drittgrößte Zeitschriftenverlag. Auch im Ausland werden zumeist führende Positionen eingenommen.

Zu den Wettbewerbern gehören beispielsweise Burda Medien, Gruner + Jahr, der Holtzbrinck Verlag, Bertelsmann und die WAZ-Mediengruppe.
 
Ausblick
Springer hat für 2007 ein EBITA auf Vorjahreshöhe in Aussicht gestellt. Seinerzeit wurden 340 Millionen Euro ausgewiesen. Die Anzeigen- und Vertriebserlöse sollen 2007 leicht steigen. Für 2008 liegt keine Prognose vor.
 
Bewertung
Axel Springer befindet sich im größten Umbruch der Unternehmensgeschichte. Aber mit den aktuellen Problemen ist der Konzern nicht allein. Rupert Murdochs News Corp. kauft nicht umsonst MySpace.com, auch der Holtzbrinck Verlag verleibte sich das deutsche Social Networking-Portal studiVZ für kolportierte 100 Mio. Euro ein (hier hatte Springer im Bieterkampf übrigens das Nachsehen). Neben der Horizontalintegration in Richtung Online, die durch eine Multimedialisierung der Journalistenausbildung synergetisch angegangen wird, bestehen mit den Auslandaktivitäten und dem Markteintritt in die Briefdienstleistungen weitere Diversifikationsfelder. Hierdurch dürften Rückgänge aus dem unter Druck stehenden Printgeschäft mittelfristig deutlich überkompensiert werden. Auch wenn für 2007 keine weiteren Investitionen geplant sind, muss die Entwicklung an dieser Stelle weiter voran getrieben werden. Rückschläge wie das gescheiterte und vor allem teure Boulevard-Experiment in Frankreich sind dabei natürlich zu vermeiden.

Die Springer-Aktie wird derzeit in Frankfurt mit über 125 Euro gehandelt, also über 15 Euro unter dem Jahreshöchstkurs. Das Papier stand vor einem Jahr bei ungefähr 110 Euro. Entsprechend ergibt sich eine Marktkapitalisierung von ca. 4,8 Mrd. Euro. das Unternehmen wird mit zweifachen des erwarteten Umsatzes für 2007 gehandelt. Das KGV soll - basierend auf aktuellen Gewinnschätzungen - im laufenden Jahr bei 20 liegen und 2008 auf 17 sinken. Der Analysten-Tenor zur Aktie liegt zwischen „kaufen“ und „halten“.

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