WOCHENEND-STORY: Die Zukunft des Festnetz war gestern

Freitag, 26. August 2005 um 20:15

Momentan ist VoIP bei den Geschäftskunden wesentlich weiter. Hier sind die Kosteneinsparungen naturgemäß deutlich spürbarer. Heute verfügen 14 Prozent der Unternehmen in Deutschland über diesen Dienst, bis 2010 sollen es bereits 60 Prozent sein.

Zweifrontenkrieg: Angriff der Mobilfunker

Aber auch von anderer Seite droht dem Festnetz Ungemach. Momentan haben in Deutschland 80 Prozent aller Telefongespräche ihren Ursprung im Festnetz. Hier will die Mobilfunkbranche der Marktsättigung entfliehen und künftig Anteile gewinnen. Dies geschieht vor allem über neue, einfache und kostengünstige Tarife. Dabei sind zwei Paradigmen zu erkennen. Zum einen werden Pauschaltarife, sogenannte Flatrates, angeboten. Dies ist beispielsweise bei dem Base-Tarif von E-Plus, der Tochtergesellschaft des niederländischen Telekommunikationskonzerns KPN N.V. (WKN: 890963<KPN.FSE>), der Fall. Der Kunde kann in das E-Plus- und in das Festnetz unbegrenzt telefonieren und SMS verschicken. Es wird nur ein Pauschaltarif und für Telefonate in andere Netze eine entsprechende Verbindungsgebühr fällig.

Das andere Prinzip ist das der Einheitspreise. Auch hier konnte E-Plus mit dem Simyo-Angebot punkten, bei dem man den ganzen Tag in alle Netze zu ein und demselben Preis telefonieren kann - allerdings als Prepaid-Angebot ohne Mobiltelefon. Andere Anbieter, Service-Provider wie Debitel und virtuelle Netzbetreiber haben hier bereits nachgezogen. Bisher nämlich war die Differenz zwischen den Preisen für Festnetz und Mobilfunk beachtlich.

Aussitzen als Rezept?


Das dritte Problem ist die starre Haltung der großen europäischen Telekommunikationskonzerne wie Deutsche Telekom (WKN: 555750<DTE.FSE>), France Telecom (WKN: 906849<FTE.FSE>) oder Telefonica (WKN: 850775<TNE5.FSE>). Zwar ist dort bereits die Erkenntnis durchgedrungen, dass gehandelt werden muss. Doch momentan würden sich die großen Ex-Monopolisten durch eine zu aktive Förderung von VoIP mittelfristig selbst das Wasser abgraben. Bei den Mobilfunk-Flatrates gab man auch schon nur auf spürbaren Druck des Marktes hin nach. Auf lange Sicht kommen die Telekom-Konzerne aber an der Internet-Telefonie nicht vorbei, denn zu erwartende Einnahmeausfälle könnten nicht oder nur sehr schwer kompensiert werden.

Auch hier gültig: Das Gesetz des Stärkeren

Wahrscheinlicher ist folgende Variante: Der europäische Telekommunikationsmarkt befindet sich schon jetzt in einem Defragmentierungsprozess. France Telecom übernahm den spanischen Mobilfunkanbieter Amena, die DTAG versuchte sich vergeblich an O2. Eine andere Möglichkeit ist erst das externe Wachstum durch Expansion im Ausland, wie mit Ya.com in Spanien und Club Internet in Frankreich durch die Telekom geschehen. Hier verfügt der Konzern nun über eigene Breitband-Infrastrukturen und will organisch wachsen.

Künftig werden sich die beschriebenen Trends - auch im Bereich VoIP - fortsetzen. Hier ist es wie mit einem Löwenbaby: Klein ist es noch harmlos, aber es wird wachsen und damit gefährlich werden. Also friss es, solange du noch kannst! Denn die Substitution des klassischen Festnetz hat bereits begonnen. (ndi/rem)

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Meldung gespeichert unter: IT-News

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