Wirecard: Verdacht wegen schwerer krimineller Handlungen gegen Braun und Marsalek sowie weitere Manager erhärtet sich

E-Commerce: Digitale Bezahllösungen (Digital Payment)

Freitag, 3. Juli 2020 um 13:51

ASCHHEIM/MÜNCHEN IT-Times) - Im Fokus der Ermittlungen beim gescheiterten Payment-Dienstleister Wirecard AG steht insbesondere das Top-Management des Unternehmens. Die Liste der Vorwürfe wird immer länger.

Wirecard Büro Indien

Nach dem Rücktritt des ehemaligen Wirecard-Chefs Markus Braun am 19. Juni 2020 hatte die Staatsanwaltschaft München I am 22. Juni 2020 morgens einen Haftbefehl gegen den aus Österreich stammenden Manager Braun erwirkt.

Noch am gleichen Tage stellte sich der Beschuldigte Braun abends bei der Staatsanwaltschaft München I. Zuvor war er aus Wien angereist. Am 23. Juni wurde er der Ermittlungsrichterin vorgeführt.

Braun wurde sodann gegen die Zahlung einer Kautionssumme in Höhe von fünf Mio. Euro auf freiem Fuß gesetzt, muss sich allerdings einmal pro Woche bei der Polizei melden.

Die Staatsanwaltschaft München beschuldigt Braun ggf. „im Zusammenwirken mit weiteren Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen der Wirecard AG durch vorgetäuschte Einnahmen aus Geschäften mit sog. Third-Party-Acquirern (TPA) aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen.“

Im Fokus der Ermittlungen stehen angebliche Bankguthaben auf Treuhandkonten bei zwei philippinischen Banken in Höhe von mehr als 1,9 Mrd. Euro. Der Vorstand der Wirecard AG hat in der Nacht von Sonntag auf Montag (21. und 22. Juni 2020) gegen 3.00 Uhr früh in einer adhoc-Mitteilung erklärt, dass diese Bankguthaben „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen“.

Verdächtigt wird Braun der „unrichtigen Darstellung jeweils in Tateinheit mit Marktmanipulation gem. § 331 Handelsgesetzbuchs, § 119 Wertpapierhandelsgesetz in mehreren Fällen“, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft.

Am 30. Juni 2020 wurde sodann der Anstellungsvertrag von Markus Braun als Vorstandsmitglied und CEO der Wirecard AG „mit sofortiger Wirkung“ und „außerordentlich“ gekündigt.

Acht Tage zuvor, am 22. Juni 2020, wurde Jan Marsalek, seit 2010 COO, als Vorstand mit sofortiger Wirkung abberufen und sein Anstellungsvertrag ebenfalls „außerordentlich gekündigt“.

Der ebenfalls aus Österreich stammende Marsalek ist seitdem spurlos verschwunden. Gegen ihn wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen, vermutlich ist er untergetaucht und hält sich in Asien auf.

Erste Spuren führen auf die Philippinen, wo er offenbar von Behörden registriert wurde. Marsalek dürfte eine zentrale Rolle im Skandal spielen, da er für das Südostasien- und Drittpartner-Geschäft als COO und Vorstand insgesamt verantwortlich zeichnete.

Heute berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass die Münchner Staatsanwaltschaft gegen Wirecard-Manager auch wegen des Untreue-Verdachts ermittelt, was nicht sehr verwundern dürfte. Dabei ist auch Ex-Vorstandschef Braun im Visier.

Dreistellige Millionensummen sollen von Wirecard-Konten an Unternehmen in Asien und auf Mauritius geflossen sein, darunter seien auch nicht besicherte Kredite an asiatische Unternehmen über rund 365 Mio. Euro.

Wirecard hat zwei Unternehmen aus Asien in 2018 Kreditlinien in Höhe von 250 Mio. Euro ohne Sicherheiten gewährt. Eine dritte Gesellschaft erhielt offenbar von der Wirecard Asia Holding in Singapur 115 Mio. Euro. Zinsen wurden indes nicht verlangt. Hinter diesen Gesellschaften soll ein ehemaliger Wirecard-Manager stecken, so der KPMG-Bericht.

Die Staatsanwaltschaft geht zudem davon aus, dass mutmaßliche Manipulationen bei Wirecard spätestens 2014 begannen. Die Vorwürfe gegen das Unternehmen aus Aschheim gehen aber noch viel weiter zurück.

Bereits im Juli 2008 klagte der SdK gegen die Hauptversammlung. Dem Unternehmen wurde seinerzeit bereits Bilanzmanipulation unterstellt. Bewiesen wurde wegen der Komplexität und internationaler Netzwerke aber nie etwas.  

Meldung gespeichert unter: Mobile Payment, E-Commerce, Online-Payment, Mergers & Acquisitions (M&A), Kreditfinanzierung, Vorstand, Person, BaFin, Wirecard, Software, IT-Services

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