VATM und Dialog Consult stellen Studie zum deutschen Telekommunikationsmarkt 2016 vor

Telekommunikationsmarkt Deutschland

Mittwoch, 19. Oktober 2016 um 11:26
VATM

Gesamtumsatz der TK-Dienste steigt leicht

Wettbewerber tragen 52 Prozent der Investitionen

Zahl der FTTB/H-Anschlüsse steigt auf 2,7 Millionen – 90 Prozent der genutzten echten Glasfaseranschlüsse werden von Wettbewerbern bereitgestellt – Alternative Anbieter sind Treiber des FTTB/H-Ausbaus

Datenvolumen in Festnetz und Mobilfunk steigen weiter deutlich

Deutschland telefoniert weniger – OTT-Messaging nimmt zu

VATM: Klare Forderungen an die Politik


Während die Telekom ihre Festnetzumsätze von 2013 bis 2016 um 1 Milliarde Euro steigern kann, verlieren die TK-Wettbewerber im gleichen Zeitraum hier 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Die Situation wird sich für den Wettbewerb voraussichtlich weiter verschärfen. „In den Fällen, in denen alternative Anbieter aufgrund des Einsatzes der Vectoring-Technologie durch die Telekom zum Umstieg auf Bitstrom*-Angebote gezwungen werden, nimmt die Abhängigkeit von der Telekom zu und die Wertschöpfung der Konkurrenten ab“, erläutert Prof. Gerpott. Die TK-Wettbewerber müssen beim Einstiegsangebot basierend auf dem Zugang zur entbündelten Teilnehmeranschlussleitung (TAL), der sog. letzten Meile zum Kunden, für Internet-Zugänge bereits über die Hälfte des Umsatzes an die Telekom als Mietpreis weiterleiten. Diese Quote würde bei Zugängen auf Basis eines virtuellen Bitstrom-Zugangs, wie ihn derzeit die Bundesnetzagentur (BNetzA) vorsieht, auf bis zu 83 Prozent steigen. Die Telekom baut bereits 2016 ihr Geschäft mit anderen Carriern aus. Die Großhandelsquote hat seit 2013 von 22,5 auf 25,7 Prozent zugenommen – damit generiert der Ex-Monopolist ein Viertel seines Festnetzumsatzes durch Vorleistungsprodukte mit Wettbewerberunternehmen. 

Einen Anstieg der Festnetzumsätze von 5,2 auf 5,4 Milliarden Euro (+ 3,8 Prozent) verzeichnen die Kabelnetzbetreiber, während die TK-Wettbewerber 0,2 Milliarden Euro Umsatz weniger verbuchen als im Vorjahr (- 1,4 Prozent). Der Umsatz im Mobilfunkbereich wird leicht um rund 0,1 Milliarden Euro auf 26,4 Milliarden Euro zurückgehen (-0,4 Prozent). Der leichte Rückgang habe mehrere Ursachen, erläuterte Studienautor Prof. Gerpott: Preissenkungen, Tarifoptimierungen der Kunden, Roaming-Umsatzrückgänge und Rückgänge bei den Terminierungsentgelten. Im Mobilfunkbereich erzielen die Wettbewerber einen Umsatz von insgesamt 18,4 Milliarden Euro (+ 0,1 Milliarde Euro), die Telekom von 8,0 Milliarden Euro (- 0,2 Milliarden Euro). Für 2017 rechnet der TK-Experte für den Gesamtmarkt mit einem erneuten Umsatzanstieg im Bereich von 1,5 bis 3,0 Prozent. 

Die Investitionen in Sachanlagen steigen dieses Jahr erneut um 0,1 Milliarden Euro auf 8,1 Milliarden Euro – das ist der höchste Wert seit 2002. Allerdings nehmen die Investitionen nicht mehr so deutlich zu wie in den Vorjahren (2014: + 1 Milliarde Euro; 2015: + 0,6 Milliarden Euro). Die Wettbewerber tragen mit 4,2 Milliarden Euro weiterhin mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) des Investments. Seit der Marktliberalisierung haben sie in Deutschland 70,7 Milliarden Euro investiert, die Telekom 64,7 Milliarden Euro.

Die Zahl der Festnetz-Breitbandanschlüsse steigt in diesem Jahr erneut: Sie nimmt um rund 0,5 Millionen auf 31,2 Millionen zu (+ 1,6 Prozent). Etwa 2,7 Millionen Haushalte (+ 590.000) werden in Deutschland Ende 2016 an Glasfasernetze mindestens bis zum Gebäudekeller (FTTB/FTTH) angeschlossen sein – ein Viertel mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Haushalte, die diesen Anschluss auch buchen, legt im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent auf 791.000 zu. Neun von zehn Haushalten, die Ende 2016 einem FTTB/H-Anschluss nutzen, beziehen diese nicht von der Telekom, sondern von einem alternativen Carrier. Die Wettbewerber bauen mehr als drei Viertel der Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude (FTTB) oder in die Wohnung (FTTH) in Deutschland. Sie sind eindeutig die Treiber des zukunftsfähigen und nachhaltigen Glasfaserausbaus bis zum Gebäude oder Endkunden.

Es wird in Deutschland immer mehr im Netz gesurft, online recherchiert: Das Gesamtdatenvolumen des Breitband-Internetverkehrs im Festnetz wird um ein Fünftel auf 13,8 Milliarden Gigabyte steigen. Das aus Mobilfunknetzen abgehende Gesamtdatenübertragungsvolumen steigt laut Schätzung um 31 Prozent auf 774 Millionen Gigabyte. 2016 werden die Datendienste 44,7 Prozent (+ 4,7 Prozent) der Mobilfunk-Umsätze ausmachen. 

Seit 2012 telefonieren die Nutzer in Deutschland weniger – 2016 sind es insgesamt 940 Millionen Minuten täglich (- 7 Millionen Minuten pro Tag). Erstmals wird in diesem Jahr weniger via Mobilfunk gesprochen als im Vorjahr (- 9 Millionen Minuten täglich). Software-basierte OTT-Telefonie-Anwendungen, wie u. a. Skype, gewinnen insgesamt weiter an Bedeutung (+ 8,2 Prozent; 2016: 250 Millionen Minuten täglich). Trotz des Vordringens dieser OTT-Telefonie können sinkende Verbindungsminuten aus Festnetzen um 17 Millionen Minuten täglich und abnehmender Sprachverkehr aus Mobilfunknetzen nicht ausgeglichen werden – offensichtlich ersetzen mittlerweile andere Kommunikationsformen die Sprachtelefonie.

VATM: Wettbewerbslage wird immer kritischer



VATM-Präsident Martin Witt bewertete die Situation in der Branche: „Die Ergebnisse der Marktstudie zeigen aus unserer Sicht: Die Wettbewerbslage auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt wird immer kritischer.“ Dieses Jahr seien durch die Entscheidung der Bundesnetzagentur für ein Quasi-Monopol der Telekom bei Vectoring im Nahbereich der Hauptverteiler die Weichen falsch gestellt worden. „Aktuelle Entwicklungen wie die Vectoring-II-Entscheidung gefährden den Wettbewerb und das Potenzial für alternative Investoren“, unterstrich Witt bei der Vorstellung der Marktstudie. Die Abhängigkeit der Wettbewerber vom Ex-Monopolisten Telekom wachse. „Der von der Bundesnetzagentur als Ersatz für die TAL deklarierte Bitstrom-Zugang ist qualitativ bei weitem nicht ausreichend und deutlich zu teuer. Der Ersatz ist in der Praxis kein Ersatz.“ Der Vorschlag der BNetzA für die Ausgestaltung der Ersatzprodukte erfüllt aus Sicht alternativer Anbieter nicht die Anforderungen der EU-Kommission, des BNetzA-Beirats, des Bundeskartellamts und des Marktes.  

Meldung gespeichert unter: Telekommunikationsnetzbetreiber (Carrier), VATM, Marktdaten und Prognosen, Telekommunikation, Verbände

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