SolarWorld in der Existenzkrise? Preise für Solarmodule im freien Fall

Die ersten sechs Monaten dieses Jahres brachten SolarWorld einen Umsatzrückgang von 608,39 Mio. auf 535,04 Mio. Euro oder minus 12,1 Prozent. Zu den Umsatzerlösen trug vor allem ein dynamisches Geschäft in den USA bei. SolarWorld erreichte beim Absatz eine Auslandsquote von 69 Prozent nach 47 Prozent im Vorjahreszeitraum.

Das EBIT gab gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 von 83,74 Mio. Euro auf 68,1 Mio. Euro nach, die EBIT-Marge sank somit von 13,8 auf 12,7 Prozent. Mit 22,37 Mio. Euro lag das Nettoergebnis um 35,4 Prozent unter dem Wert von 34,77 Mio. Euro, den SolarWorld für den Vorjahreszeitraum gemeldet hatte. Der operative Cash-Flow fiel in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit minus 175,36 Mio. Euro negativ aus. Im Jahr zuvor hatte SolarWorld einen positiven Wert von 138,51 Mio. Euro ausgewiesen.

Markt und Wettbewerb

Der Bundesverband Solarwirtschaft BSW-Solar rechnet vor, dass langfristig 25 bis 30 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland durch Solarenergie abgedeckt werden können. Bis 2015 soll der Solarstrom in Deutschland wettbewerbsfähig sein und damit dann nicht mehr teurer als der Strom der großen Energieversorger sein. In sonnenreichen Ländern wie Italien oder Griechenland soll die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit bereits in 2011 erreicht werden.

Insgesamt dürften in 2011 die Solarinstallationen weltweit um 42,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 20,2 Gigawatt zulegen, so die Marktforscher aus dem Hause iSuppli. Auf Deutschland dürften mit 9,5 Gigawatt knapp die Hälfte der Installationen entfallen, glauben die iSuppli-Experten.

SolarWorld gilt nicht nur in Deutschland als einer der marktführenden Anbieter in Sachen Solarstromtechnik. Nach der Übernahme der Solar-Aktivitäten von Shell Solar stieg das Unternehmen auch in den USA zu einem der größten Produzenten von Solarstromtechnologien auf. Auch in Afrika ist SolarWorld gemeinsam mit Osram und Nokia aktiv, um Menschen, die bislang vom Stromnetz ausgeschlossen waren, durch Solartechnologie mit Strom zu versorgen.

Im Bereich Solarmodule steht SolarWorld im Wettbewerb zu einer ganzen Reihe von internationalen Anbietern. Neben großen internationalen Konzernen wie Suntech, Yingli Green, Trina Solar, Sharp, SunPower, First Solar, BP Solar, Kyocera und Sanyo konkurriert SolarWorld hier auch mit Photowatt, Solar-Fabrik und Isofoton.

Im Bereich Solarzellen sieht sich SolarWorld dem Wettbewerb von Q-Cells gegenüber. Im Bereich der integrierten Solarkonzerne, die alle Produktsortimente abdecken, steht SolarWorld Wettbewerbern wie der chinesischen Trina Solar und JA Solar gegenüber. Auch die Conergy AG will sich nach einer Neupositionierung als vollintegrierter Solarkonzern neu aufstellen.

Ausblick

Zum erwarteten weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2011 äußerte sich SolarWorld nur wenig präzise. Aus heutiger Sicht werde man die eigenen Erwartungen für das Jahr 2011 bei einem erwarteten Anstieg der Nachfrage im zweiten Halbjahr erfüllen können, hieß es einzig von Seiten des deutschen Solarunternehmens.

In Deutschland will SolarWorld seine Produktionskapazitäten im Bereich Wafer um 33 Prozent, im Bereich Solarzellen um neun Prozent und in der Modulfertigung um 200 Prozent erhöhen.

Analysten rechnen bei Solarworld im laufenden Jahr 2011 mit einem Nettogewinn von 0,69 Euro je Aktie. Im nachfolgenden Jahr 2012 soll der Nettogewinn auf 0,76 Euro je Aktie klettern, wobei diese Schätzungen nach unten korrigiert werden könnten, sollte eine Erholung im zweiten Halbjahr ausbleiben.

Bewertung

SolarWorld-Aktien stürzten in den vergangenen Wochen und Monaten regelrecht ab. Wurden die Papiere Anfang April noch bei rund 12 Euro gehandelt, brachen die Papiere zuletzt um weitere sieben Prozent auf 5,0 Euro ein. Damit ergibt sich derzeit ein Börsenwert von rund 560 Mio. Euro für Deutschlands größtem Solarmodulhersteller. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2011 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben.

Die Analysten der Nord LB raten Anlegern SolarWorld-Aktien weiter zu halten. Die Analysten verweisen darauf, dass Solarworld sowohl im ersten, als auch im zweiten Quartal beim Umsatz und Gewinn über den Erwartungen gelegen habe. Das Ergebnis nach Steuern habe allerdings für Enttäuschung gesorgt. Nach Meinung der Nord LB-Experten habe sich Solarworld trotz schwieriger Marktbedingungen gut behaupten können. Positiv bewerten die Analysten insbesondere die Expansionsbemühungen von SolarWorld in den USA. Insgesamt korrigieren aber auch die Nord LB-Analysten das Kursziel für SolarWorld-Aktien von 9,50 auf 6,00 Euro nach unten.

Beim US-Brokerhaus Goldman Sachs ist man alles andere als optimistisch. Die Analysten raten unverändert zum Verkauf der Aktie. Die US-Broker verweisen in ihrer Branchenstudie auf die starken Schwankungen der Solarindustrie. Insgesamt sehen die Analysten die Marktposition von SolarWorld im Vergleich zu den Wettbewerbern als relativ schlecht an. Die Analysten reduzieren das Kursziel für das Papier von 8,0 auf 6,3 Euro.

Die Experten der Raffeisen Centrobank raten Anlegern weiterhin dazu, SolarWorld-Aktien zu "halten". Die Analysten verweisen darauf, dass die neu installierte Leistung (Januar bis Mai 2011) um 38 Prozent auf 1.078 Megawatt zurückgegangen sei. Auf Jahressicht rechnet SolarWorld mit einer unveränderten Nachfrage, wobei sich die neuinstallierte Jahresleistung auf vier Gigawatt summieren soll. Positiv bewerten die Analysten die Entwicklung im Ausland. Der Anteil am US-Geschäft am Gesamtumsatz sei von sechs auf 21 Prozent gestiegen. Die Risiken sehen die Analysten im anhaltenden Preisdruck für die Solarindustrie.

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