SolarWorld - Deutschlands größter Solarmodulhersteller bereits gescheitert?

Dienstag, 14. August 2012 um 13:55

Im Jahr 2006 wurde ein weiteres Joint Venture mit der niederländischen Scheuten Solarholding B.V. gegründet. Sowohl Scheuten Solarholding als auch SolarWorld halten jeweils 50 Prozent an dem Joint Venture SolarWorld Solizium GmbH. Daneben hält SolarWorld noch 35 Prozent der Anteile an dem schwedischem Solarmodulehersteller Gälllivare PhotoVoltaic (AB). Bereits im Jahr 2006 verstärkte sich die SolarWorld durch die Übernahme der kristallinen Solaraktivitäten der Shell Solar. Anfang 2010 gründete SolarWorld das Joint Venture Qatar Solar Technologies (QST), an welchem das Unternehmen 29 Prozent der Anteile hält. Ende 2010 gab SolarWorld die Übernahme der Solarparc AG bekannt. Mitte 2011 trennte sich SolarWorld von seinem südkoreanischen Fertigungs Joint Venture.

Die Tochtergesellschaften Deutsche Cell GmbH und der in der SolarWorld Industries America LP angesiedelte Geschäftsbereich "Zelle" produziert aus dem Vorprodukt der Solarsilizium-Wafer Solarzellen, um aus Sonnenlicht Strom zu produzieren. Im Geschäftsbereich "Module" fertigt SolarWorld aus Solarzellen zusammengefügte Module, das eigentliche Endprodukt, bereit zur Stromerzeugung und dessen Einspeisung. Die Modulfertigung erfolgt durch die Tochtergesellschaften Solar Factory GmbH in Freiberg, der Gällivare Photovoltaic AB (GPV) in Schweden sowie bei der SolarWorld Industries America LP. Firmengründer Frank Asbeck hielt zuletzt weiterhin ein Viertel der Anteile an SolarWorld.

Zahlen


Im ersten Halbjahr 2012 steigerte SolarWorld AG den Absatz von Modulen und Bausätzen von 269 Megawatt (MW) auf nun 316 MW. Dem Umsatz nützte dies wenig. Er sank im zweiten Quartal 2012 um 43,8 Prozent auf 169,58 Mio. Euro. Auch in die Verlustzone schlitterte die SolarWorld AG als eines der letzten deutschen Solarunternehmen.

Auf minus 147,96 Mio. Euro belief sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Vorjahr: plus 68,73 Mio. Euro). Nach Abschreibungen erwirtschaftete SolarWorld einen EBIT-Verlust von 170,39 Mio. Euro oder verlor 100,5 Prozent des Umsatzes. Das Konzernergebnis summierte sich im zweiten Quartal 2012 auf minus 161,06 Mio. Euro (Vorjahr: plus 9,94 Mio. Euro).

Diese hohen Verluste im zweiten Quartal 2012, entstanden mit 114,3 Mio. Euro in der Summe zu großen Teilen aus nicht cashwirksamen Wertberichtigungen auf das Vorratsvermögen und Anzahlungen auf Silizium. Aber auch ohne diese Wertberichtigungen hätte ein Verlust in den Büchern gestanden, da auch im ersten Quartal 2012 nur marginale Gewinne erwirtschaftet werden konnten.

Markt und Wettbewerb


Der Bundesverband Solarwirtschaft BSW-Solar rechnet vor, dass langfristig 25 bis 30 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland durch Solarenergie abgedeckt werden können. Bis 2015 soll der Solarstrom in Deutschland wettbewerbsfähig sein und damit dann nicht mehr teurer als der Strom der großen Energieversorger sein. In sonnenreichen Ländern wie Italien oder Griechenland soll die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit bereits in 2011 erreicht werden.

SolarWorld gilt nicht nur in Deutschland als einer der marktführenden Anbieter in Sachen Solarstromtechnik. Nach der Übernahme der Solar-Aktivitäten von Shell Solar stieg das Unternehmen auch in den USA zu einem der größten Produzenten von Solarstromtechnologien auf. Auch in Afrika ist SolarWorld gemeinsam mit Osram und Nokia aktiv, um Menschen, die bislang vom Stromnetz ausgeschlossen waren, durch Solartechnologie mit Strom zu versorgen.

Im Bereich Solarmodule steht SolarWorld im Wettbewerb zu einer ganzen Reihe von internationalen Anbietern. Neben großen internationalen Konzernen wie Suntech, Yingli Green, Trina Solar, Sharp, SunPower, First Solar, BP Solar, Kyocera und Sanyo konkurriert SolarWorld hier auch mit Photowatt, Solar-Fabrik und Isofoton. Im Bereich der integrierten Solarkonzerne, die alle Produktsortimente abdecken, steht SolarWorld Wettbewerbern wie der chinesischen Trina Solar und JA Solar gegenüber.

Ausblick


Einen Gewinn erwartet SolarWorld für das Jahr 2012 nicht und schiebt dies unter anderem auf "aggressive und (...) illegale Handelspraktiken". Dem Preisverfall im Solarsektor will SolarWorld laut Vorstandsvorsitzendem Frank Asbeck nun durch technologische Innovationen begegnen und hierzu 50 Mio. Euro in die Entwicklung neuer Produkte, unter anderem die hochwirtschaftliche Eigenstromnutzung, investieren.

Analysten erwarten bei SolarWorld im laufenden Jahr 2012 einen Nettoverlust von 0,20 Euro je Aktie, der im nachfolgenden Jahr 2013 auf 0,32 Euro je Anteil steigen dürfte.

Bewertung


SolarWorld-Papiere präsentierten sich nachdem jüngsten Kursrutsch weiter schwach bei 1,15 Euro im Frankfurter Xetra-Handel. Damit ergibt sich derzeit ein Börsenwert von rund 130 Mio. Euro für Deutschlands führenden Solarmodulehersteller.

Bei der DZ Bank hält man die Verkaufsempfehlung für SolarWorld-Papiere nach den jüngsten Zahlen weiter aufrecht. Bislang halten die DZ Bank Experten auch an ihrem Kursziel von 1,50 Euro für die Papiere fest. DZ Bank Analyst Sven Kürten spricht von einem katastrophalen zweiten Quartal. Die Ergebnisse fielen nach Meinung des Analysten deutlich unter den Erwartungen aus.

Auch beim Investmenthaus Equinet rät man Anlegern, SolarWorld-Akien weiter zu reduzieren. Dabei sehen die Analysten ein Kursziel von 1,15 Euro für den Wert. Die Equinet-Experten verwiesen auf die schwachen Ergebnisse, die hinter den Erwartungen zurückblieben. Zudem sei der finanzielle Spielraum begrenzt, um neue Strategien umzusetzen, glauben die Analysten.

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Meldung gespeichert unter: SolarWorld, Hintergrundberichte, Solartechnik

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