Solar Millennium: Claassen-Rücktritt wirft lange Schatten voraus

Der Jahresüberschuss der Solar Millennium AG betrug 24 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2008/2009, gegenüber einem Gewinn von 6,2 Mio. Euro im vorhergegangenen Jahr. Das Ergebnis je Aktie für 2008/2009 gab das Solarunternehmen mit 1,92 Euro an, gegenüber 53 Cent pro Aktie im Geschäftsjahr 2007/2008. Die Umsatzsteigerung ist auf den Geschäftsbereich Projektfinanzierung zurückzuführen. So wurden neben den Anteilen an der Marquesado Solar S.L., der Projektgesellschaft des im Bau befindlichen Kraftwerks Andasol 3, auch Anteile der Projektgesellschaft Ibersol Electricidad Solar Ibérica S.L. veräußert.

Solarthermische Kraftwerke können Strom im großen Maßstab von 50 bis 250 Megawatt produzieren und bei der Integration von solarthermischen Speichern auch nachdem Sonnenuntergang Strom erzeugen. Der Markt für solarthermische Großkraftwerke gilt als vergleichsweise wenig wettbewerbsintensiv. Solar Millennium wird dabei ein „First Mover“ Vorteil zugeschrieben. Solar Millennium ist darüber hinaus auch ein Mitglied der Desertec-Initiative, die zum Ziel hat, Solarstrom aus der Sahara nach Europa zu leiten.

Stromgewinnung durch solarthermische Anlagen steht nicht nur im Wettbewerb mit traditionellen Kernkraftwerken, sondern auch mit herkömmlichen Photovoltaik-Anbietern, welche Großprojekte realisieren.

In diesem Bereich tummeln sich eine ganze Reihe von Anbietern wie die amerikanische SunPower, die deutsche Conergy, die als einer der führenden Spezialisten für Solarparks gilt. Weitere Wettbewerber sind unter anderem SunTechnics.

Für das aktuelle Geschäftsjahr 2009/2010 setzt der Vorstand der Solar Millennium AG ein Umsatzziel von 350 Mio. Euro an. Des Weiteren soll ein EBIT von 45 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Im Mittelpunkt der geplanten Geschäftstätigkeit werden die derzeit wichtigsten Zielmärkte Spanien und die USA stehen.

Analysten erwarten Solar Millennium für das laufende Jahr 2010 einen Nettogewinn von 2,76 Euro je Aktie, der im nachfolgenden Jahr 2011 auf 3,48 Euro je Anteil klettern soll.

Nach dem gestrigen Kurseinbruch von mehr zeitweise mehr als 30 Prozent, wurden Solar Millennium-Aktien zuletzt wieder erholt bei 23,5 Euro gehandelt, womit sich damit ein Börsenwert von rund 294 Mio. Euro für den Entwickler von Parabolrinnen-Kraftwerke ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2010 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von neun.

Die Analysten der WestLB wirken nach dem überraschenden Rücktritts des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen verunsichert und wollen ihre Kaufempfehlung für den Wert auf den Prüfstand stellen. Der Rücktritt hinterlasse einen bitteren Nachgeschmack, so die Banker, nachdem Claassen nicht einmal drei Monate im Amt war. Die Analysten verweisen darüber hinaus auch auf ernste Zweifel im Bezug auf die Cashflow-Generierung. Mit dem Abgang von Claassen verliere das Unternehmen eine Manager, der das Unternehmen hätte weiterbringen können, heißt es.

Die Analysten bei SES Research haben Solar Millennium-Aktien Ende Februar nochmals zum Kauf empfohlen. Dabei verweisen die Analysten unter anderem auf die positive Umsatzprognose von 300 bis 350 Mio. Euro, da von verstärkten Kraftwerksaktivitäten auszugehen sei. Im Bezug auf niedriger als erwartet ausgefallene EBIT verweisen die Analysten unter anderem auf hohen Anlaufkosten für das US-Geschäft, welche notwendig seien, um in den USA Fuß zu fassen. In ihrem aktuellen Bewertungsmodell sehen die SES-Experten ein Kursziel von 48 Euro für den Wert.

Die Analysten der Commerzbank bewerteten Solar Millennium-Aktien Ende Februar noch mit „hold“, wobei die Commerzbanker bis vor kurzem noch ein Kursziel von 30 Euro für das Papier sahen. Commerzbank-Analyst Robert Schramm zeigte sich von der Umsatzprognose für das laufende Jahr beeindruckt, wobei die Voraussage für das operative Ergebnis (45 Mio. Euro) jedoch unter den Konsensschätzungen von 60 Mio. Euro zurückgeblieben sei.