Software AG - nach Kurssturz reif für eine Übernahme?

Business Proccess Excellence (BPE)

Donnerstag, 17. Juli 2014 um 13:46
Software AG

(IT-Times) - Deutschlands zweitgrößtes Softwarehaus steckt in der Krise. Die Software AG warnt vor schwachen Zahlen im laufenden Jahr und vollzog damit eine Rolle rückwärts gegenüber den Aussagen im ersten Quartal. Bei Marktbeobachtern wachsen die Zweifel, ob sich das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund einer Mrd. Euro noch selbständig im harten Wettbewerb behaupten kann, oder reif für eine Übernahme ist.

Wachstumsmotor BPE stottert
Die Software AG hatte seinen Ausblick bei seiner Sparte Business Proccess Excellence (BPE) deutlich nach unten korrigiert. Das Geschäft mit der Optimierung und Verwaltung von Geschäftsprozessen (BPE) wird in diesem Jahr voraussichtlich nur stagnieren. Zuvor hatte die Software AG (WKN: 330400) noch einen Zuwachs von 12 bis 18 Prozent in Aussicht gestellt. Für die Misere macht das Management rund um Konzernchef Karl-Heinz Streibich Verzögerungen bei Großprojekten verantwortlich.

Die Sparte ist deshalb so wichtig, da die Software AG hier inzwischen fast die Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftet. Zudem war die BPE-Sparte (Umsatz: 85 Mio. Euro) zuletzt der Wachstumsmotor und Hoffnungsträger im Unternehmen, nachdem sich das Datenbankgeschäft (Enterprise Transaction Systems) seit geraumer Zeit rückläufig entwickelt. Diesen Trend wird die Software AG auch in diesem Jahr nicht stoppen können, vielmehr erwartet man im Management einen weiteren Rückgang der ETS-Sparte von 9 bis 16 Prozent in diesem Jahr.

Investoren und Analysten reagieren geschockt auf die jüngsten Nachrichten, wodurch die Aktien der Software AG zuletzt deutlich unter die Marke von 20 Euro einbrachen. Dadurch sank auch der Börsenwert der Gesellschaft auf unter 1,8 Mrd. Euro. Damit scheint das Unternehmen auch als Übernahmekandidat interessant.

SAP und IBM als weiße Ritter?
Bereits im Jahr 2010 bestätigte Streibich, dass man Übernahmeofferten erhalten habe. Von welcher Adresse wollte der Konzernchef aber nicht verraten. Als möglicher Interessent gilt Deutschlands größtes Softwarehaus SAP.

Doch auch der Walldorfer Softwarekonzern kämpft derzeit mit Herausforderungen im Markt, auch wenn die Zahlen für das zweite Quartal ermutigend waren. SAP will sich vermehrt auf sein Cloud- und Hana-Geschäft (In-Memory-Datenbank) konzentrieren. Ob die Software AG noch in das Portfolio von SAP passt, bleibt fraglich.

Auch IBM könnte sich als weißer Ritter entpuppen, ist Big Blue im Bereich Business Intelligence (BI) - Geschäft mit der Analyse von Geschäftsprozessen - bereits seit Jahren aktiv. Im Jahr 2007 hatte IBM schon die kanadische Cognos übernommen, um sich in diesem Bereich aufzustellen.

Zukunft des BPE-Marktes ist ungewiss
Allerdings könnte dem BPE-Markt das gleiche Schicksal drohen, wie dem BI-Markt. Heute gibt es de facto keinen eigenständigen BI-Markt mehr, die meisten großen BI-Anbieter wie Cognos und Hyperion sind vom Markt verschwunden. Ähnliches könnte nunmehr auch dem BPE-Markt drohen, wodurch Anbieter wie die Software AG zugunsten eines Software-as-a-Service (SaaS) Modells einfach vom Markt verschwinden.

Kurzportrait

Die in Darmstadt ansässige Software AG ist ein weltweit agierender Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für IT-Infrastrukturen mit serviceorientierten Architekturen (SOA). Das Unternehmen ist auf zwei Geschäftsfeldern tätig und hat Produktentwicklung sowie Vertrieb in zwei Geschäftsbereiche ausgerichtet: Enterprise Transaction Systems (ETS) und Business Process Excellenice (BPE).

ETS besetzt das Feld Datenbanken und basiert vor allem auf dem Datenbankmanagementsystem Adabas sowie der Entwicklungsumgebung Natural. Das BPE-Geschäft umfasst vor allem die Optimierung von Geschäftsabläufen, wobei die übernommene webMethods und ARIS die Basis für die Produkte bilden. Hierdurch können Nutzer neue Geschäftsprozesse in ihre bestehende IT-Infrastruktur integrieren. Operativ agiert das Unternehmen in den drei Regionen Zentral- und Osteuropa/Asien, Nordamerika/Nordeuropa und Süd- und Westeuropa/ Lateinamerika. Die Software AG bietet Wartung, Lizenzierung und weitere Dienstleistungen an. Das BPE-Geschäft steuert bereits rund 60 Prozent des Produktumsatzes bei.

Nach der Übernahme der US-amerikanischen webMethods schluckte die Software AG Ende 2007 die Softwaresparte von Jacada. Mitte 2009 übernahm die Software AG den Schweizer IT-Spezialisten Teconomic AG. Gleichzeitig übernahm die Software AG im Jahr 2009 Deutschlands drittgrößtes Softwarehaus IDS Scheer. Im Frühjahr 2010 wurde der CEP-Spezialist RTM Realtime Monitoring GmbH übernommen. In 2011 verstärkte sich die Software AG durch die Übernahme von Metismo und Terracotta. Anfang 2012 übernahm die Software AG den britischen Technologieanbieter my-Channels. In 2013 blieb die Software AG weiter auf Einkaufstour und schluckte neben den Cloud-Spezialisten LongJump auch die Event Prozess-Plattform Apama sowie den Analyse- und Visualisierungsspezialisten JackBe. In 2013 wurden weitere fünf Firmen aufgekauft, darunter die alfabet AG. Im Frühjahr 2014 verkaufte die Software AG sein verbliebendes SAP-Beratungsgeschäft.

Die Software AG beschäftigte zuletzt mehr als 5.500 Mitarbeiter und betreut weltweit mehr als 5.000 Kunden in über 70 Ländern. Die Software AG gehört zu 29 Prozent der Software AG Stiftung.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Software AG, Hintergrundberichte, Software

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