Satyam-Skandal erschüttert Indiens IT-Industrie

Dienstag, 13. Januar 2009 um 12:56

Satyam konnte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2008/2009 einen Umsatz in Höhe von 652,2 Mio. US-Dollar erwirtschaften. Im Vergleichszeitraum 2007/2008 waren dies 509,6 Mio. Dollar. Der Bruttogewinn stieg sogar um 43 Prozent: So waren in 2007/2008 rund 179,3 Mio. Dollar ausgewiesen worden, im aktuell abgelaufenen Quartal waren dies 257,7 Mio. Dollar. Das Nettoergebnis stieg von 101,9 Mio. Dollar im zweiten Quartal 2007/2008 auf 132,3 Mio. Dollar in 2008/2009. Das entspricht einem Nettogewinn von 38 US-Cent je Aktie, womit Satyam die Markterwartungen um vier US-Cent je Aktie übertreffen konnte.

Allerdings sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Satyam-Gründer Ramalinga Raju gab Bilanzfälschungen im großen Stil zu, wonach rund 94 Prozent bzw. eine Mrd. US-Dollar an Barreserven gar nicht existieren.

Markt und Wettbewerb

Indiens Regierung geht davon aus, dass die indische IT-Exportserviceindustrie in den nächsten Jahren um 30 Prozent wachsen und im Jahr 2011 ein Volumen von bereits 80 Mrd. US-Dollar erreichen wird. Derzeit wird der Markt von den drei großen Anbietern Tata Consultancy, Infosys und Wipro dominiert. Satyam gilt dabei als die Nummer vier der Branche.

Satyam konkurriert in Indien in erster Linie mit dem größten indischen IT-Servicedienstleister Tata Consultancy Services. Das Unternehmen konnte im Jahr 2004 einen prestigeträchtigen Auftrag des Formel-1-Rennstalls Ferrari gewinnen, wonach Tata die Software für die roten Rennboliden aus Maranello entwickeln wird. Auch die indische Wipro und Infosys sowie die amerikanisch-indische Cognizant bieten vergleichbare IT-Services an.

Daneben steht Infosys auch in Konkurrenz zu ausländischen IT-Dienstleistern, allen voran mit der weltweiten Nummer eins der Branche, IBM Global Services. Auch die US-Unternehmensberater Accenture, BearingPoint, Deloitte Consulting und die französische Cap Gemini konkurrieren nicht zuletzt mit dem indischen IT-Spezialisten. Als weitere Mitbewerber sind darüber hinaus noch Hewlett-Packard (EDS), Kean und CSC zu nennen.

Ausblick

Für das Fiskaljahr 2009 erwartete Satyam bislang einen Umsatz zwischen 2,55 Mrd. Dollar und 2,59 Mrd. Dollar. Das wäre ein Wachstum von etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresergebnis. Für das dritte Fiskalquartal 2009 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 634 Mio. Dollar und 652,2 Mio. Dollar.

Für das nachfolgende Fiskaljahr 2010, welches im April beginnt, wurde bislang mit einem Umsatzanstieg auf 2,73 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 1,45 Dollar je Aktie gerechnet. Diese Schätzungen scheinen jedoch nach den jüngsten Vorkommnissen Makulator.

Bewertung

Satyam-Aktien brachen in New York zuletzt kräftig ein und verloren fast 85 Prozent ihres Wertes. Zuletzt wurden die Aktien nur noch bei 1,46 Dollar gehandelt, womit sich für Indiens viertgrößten IT-Servicedienstleister nur noch ein Börsenwert von knapp 500 Mio. Dollar ergibt, nachdem das Unternehmen Mitte 2008 noch mit rund sieben Mrd. Dollar bewertet wurde. Auch die Gewinnschätzungen der Analysten dürften aufgrund der umfangreichen Bilanzfälschungen nur noch Makulatur sein. Vielmehr kämpft das Unternehmen um das nackte Überleben.

Bereits Mitte Dezember hatten die Analysten der Citigroup Satyam-Aktien von „kaufen“ auf „verkaufen“ zurückgestuft. Auch die Redakteure von Euro am Sonntag warnten zu Wochenbeginn Anlegern vor einem Einstieg bei dem angeschlagenen IT-Dienstleister. Statt der bislang angegebenen Barreserven von umgerechnet rund 800 Mio. Euro würden tatsächlich nur 40 Mio. Euro existieren, verweisen die Redakteure auf die angespannte Liquiditätssituation.

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