SAP: Cloud-Geschäft kannibalisiert Lizenz-Geschäft

Cloud-Geschäft wächst um 41 Prozent, Umsatzanteil aber noch gering

Mittwoch, 22. Oktober 2014 um 13:30
SAP

(IT-Times) - SAP kämpft mit ähnlichen Problemen wie der US-Technologiegigant IBM. Auch das deutsche Softwarehaus tut sich schwer mit dem industriellen Wandel, nachdem immer mehr Firmenkunden auf Miet-Software aus dem Internet setzen.

Das Wachstum in der Cloud nimmt zwar auch bei SAP (WKN: 716460) an Fahrt auf, jedoch kannibalisiert das Geschäft mit der Datenwolke das traditionelle Softwaregeschäft, mit dem SAP nach wie vor die Mehrheit seines Umsatzes erwirtschaftet.

Cloud-Geschäft wächst - klassisches Softwaregeschäft leidet


Das Geschäft mit klassischer Software schrumpfte im jüngsten Quartal um rund drei Prozent auf 951 Mio. Euro. Aus diesem Grund sah sich SAP gezwungen, seinen Gewinnausblick (Betriebsergebnis) für das laufende Jahr auf 5,6 bis 5,8 Mrd. Euro nach unten zu revidieren - bislang hatte SAP an dieser Stelle einen Gewinn von 5,8 bis 6,0 Mrd. Euro in Aussicht gestellt.

Dagegen hat SAP seine Prognose für den Cloud-Umsatz für 2014 leicht erhöht und erwartet hier nun Erlöse zwischen 1,04 bis 1,07 Mrd. Euro, nachdem man bislang mit Cloud-Erlösen von 1,0 bis 1,05 Mrd. Euro gerechnet hatte. Gegenüber dem Vorjahr (757 Mio. Euro) bedeutet dies ein Wachstum von 30 bis 40 Prozent. Im jüngsten Quartal war das Cloud-Geschäft um 41 Prozent auf 281 Mio. Euro gewachsen.

Insgesamt hat SAP derzeit 44 Mio. Nutzer in der Cloud, nachdem SAP-Kunden wie Coca-Cola, McDonald`s und Vodafone eigene Cloud-Projekte ausrollen, um flexibel auf etwaige Marktveränderungen reagieren zu können. Der Wechsel in die Datenwolke hat für Firmen den Vorteil, dass dadurch keine Vorauszahlungen für Softwarelizenzen, Hardware- und andere Installationskosten entstehen.

Weniger Vorauszahlungen, dafür wiederkehrende stabile Einnahmen


Für SAP heißt dies jedoch, dass man weniger Vorauszahlungen erhält und sich die Einnahmen auf längere Zeiträume verteilen. Auf keinen Fall will SAP in der Cloud auf die Bremse treten, sondern auch weiter kräftig auf Gas geben, wie SAP-Finanzchef Luka Mucic im Conference Call durchblicken lässt. Langfristig sind von dieser Strategie positive Effekte in Form einer höheren Profitabilität zu erwarten.

Doch bis es soweit ist, müssen sich SAP-Anleger noch gedulden. Das Cloud-Geschäft dürfte bis Jahresende rund zehn Prozent zum SAP-Gesamtumsatz beisteuern, mit steigender Tendenz. Bislang seien die Neuaufträge für Cloud-basierte Software in jedem Quartal gestiegen und machen inzwischen mehr als ein Drittel der Aufträge für klassische Softwarepakete aus, heißt es bei SAP.

Der Optimismus von SAP ist nicht unbegründet, dürften die weltweiten Cloud-Ausgaben von Firmenkunden im Jahr 2014 um 20 Prozent auf 174 Mrd. Dollar klettern - im Jahr 2017 dürfte dieses Volumen dann auf 235 Mrd. Dollar steigen, so die IHS-Marktforscher.

Kurzportrait

Das im Jahre 1972 ins Leben gerufene und in Walldorf ansässige Softwarehaus SAP AG stieg in den 80er und 90er Jahren zum weltweit führenden Anbieter im Bereich ERP-Software (Enterprise Resource Planning) auf.

Diese Unternehmenssoftware erlaubt es Firmenkunden wichtige Daten im Bezug auf Geschäftsprozesse (Produktion, Buchhaltung, Personalverwaltung und Vertrieb) innerhalb eines Unternehmens im Auge zu behalten und Geschäftsabläufe zu optimieren. Heute setzen bereits mehr als 250.000 Unternehmen in über 180 Ländern weltweit auf SAP-Software.

Mit NetWeaver will sich SAP weitere Geschäftsmöglichkeiten im Integrationsmarkt und im Markt für Application-Server erschließen. Mit der In-Memory-Datenbank HANA will SAP das Analysieren großer Datenvolumina binnen Sekunden ermöglichen. Im Bereich elektronische Beschaffungssysteme gründete SAP gemeinsam mit Siemens, Bosch, INA, Continental AG und ZF Friedrichshafen das Joint-Venture SupplyOn AG.

Um die einzelnen Märkte, wie IT-Services und elektronische Beschaffungssysteme effektiv bearbeiten zu können, gründete SAP bereits 1997 die Tochterfirma SAP SI. Später wurde SAP SI wieder in den Konzern rückintegriert. Im Frühjahr 2007 kaufte SAP den norwegischen Softwarehersteller MaXware sowie die finnische Wicom Communications. Im Bereich Business Intelligence verstärkte sich SAP durch die Übernahme von OutlookSoft und Pilot Software. Nach der Übernahme seines Partners SAP Arabia schluckte SAP im Herbst 2007 den französischen Analysesoftwarehersteller Business Objects. Im Frühjahr 2010 kaufte SAP den US-Softwarespezialisten Sybase. Ende 2011 übernahm SAP den Cloud-Spezialisten SucessFactors, gleichzeitig wurde die Steeb Anwendungssysteme GmbH abgestoßen. Im Herbst 2012 kaufte SAP den US-Softwarekonzern Ariba. Mitte 2013 kaufte SAP den Logistik-Management-Spezialisten Hybris AG. Zudem wurden im Cloud-Bereich mit Fieldglass und SeeWhy weitere Cloud-Spezialisten dazu gekauft. Im Herbst 2014 folgte mit Concur Technologies die bislang größte Übernahme in der SAP-Firmengeschichte.

Markt und Wettbewerb

Der weltweite ERP-Softwaremarkt wuchs in 2013 um 3,8 Prozent auf 25,4 Mrd. US-Dollar (Quelle: Gartner). SAP gilt mit einem Marktanteil von 24 Prozent als führend im ERP-Softwaremarkt. Daneben gilt SAP im weltweiten CRM-Markt mit einem Marktanteil von rund 13 Prozent (Quelle: Gartner) als zweigrößter Anbieter hinter Salesforce.com.

Meldung gespeichert unter: Cloud Computing, SAP, Hintergrundberichte, Software

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