Reißt Qimonda Infineon mit in die Tiefe?

Montag, 26. Januar 2009 um 13:30

Mit minus 244 Mio. Euro rutschte auch das Ergebnis aus fortgeführten Aktivitäten in die roten Zahlen, im Vorquartal lag dieses noch bei plus 45 Mio. Euro. Reduzieren konnte Infineon den Verlust allerdings, wenn man die nicht fortgeführten Aktivitäten abzüglich Steuern betrachtet, hier schrieb der Chiphersteller ein Minus von 519 Mio. Euro nach minus 637 Mio. Euro im dritten Quartal 2008. Anzumerken ist hier, dass es sich damit um das siebte Quartal in Folge handelt, in dem Infineon Verluste schreibt. Der Konzernfehlbetrag summierte sich im dritten Quartal auf 763 Mio. Euro und lag damit weitere 29 Prozent über dem Konzernfehlbetrag des dritten Quartals 2008 von 592 Mio. Euro. Pro Aktie entspricht der Konzernfehlbetrag des vierten Quartals einem Minus von 1,02 Euro nach minus 0,79 Euro pro Aktie vor einem Quartal.

Markt und Wettbewerb

Infineon gilt in Europa als zweitgrößter Chiphersteller hinter STMicroelectronics. Insbesondere in Europa sieht sich Infineon der Konkurrenz von Philips Semiconductor und STMicroelectronics gegenüber. Die Tochter des niederländischen Elektronikkonzerns entwickelt neben analogen Halbleitern auch Integrated Circuits (ICs). Die Chips der Niederländer kommen dabei sowohl in TV-Fernsehern, als auch in der Automobilindustrie zum Einsatz. Zu den weiteren Wettbewerbern gehört unter anderem auch Analog Devices.

Die in der Schweiz ansässige STMicroelectronics gilt neben der amerikanischen Texas Instruments (TI) als einer der weltweit führenden Hersteller analoger Halbleiter. Neben Transistoren und Dioden, entwickelt das Unternehmen auch ICs, darunter Microcontroller und Speicherchips.

Auch die in Südkorea ansässige Samsung Electronics steht mit seinem Produktangebot im direkten Wettbewerb zu Infineon. Samsung gilt neben Intel und Texas Instruments als eine der weltweit größten Halbleiterhersteller. Das Unternehmen fertigt neben DRAM- und SRAM-Chips, auch Flashspeicher, die zum Beispiel in Digitalkameras zum Einsatz kommen.

Daneben konkurriert die insolvente Infineon-Tochter Qimonda auch mit dem DRAM-Spezialisten Hynix Semiconductor, ebenfalls ein Halbleiterspezialist aus Südkorea. Im DRAM-Markt steht Qimonda ferner auch im direkten Wettbewerb mit der amerikanischen Micron Technology und Elpida Memory.

Ausblick

Infineon erwartet für das erste Fiskalquartal 2009 ein Umsatzrückgang in allen fünf operativen Segmenten. Insgesamt geht Infineon von einem Minus von 30 Prozent aus - für die fortgeführten Geschäftsbereiche. Im Gesamtjahr 2009 erwartet Infineon ein Umsatzminus von 15 Prozent.

Für das laufende Fiskaljahr 2009, welches im September endet, gehen Analysten bei Infineon von roten Zahlen aus. Im Schnitt rechnen Investmentbanker mit einem Nettoverlust von 0,61 Euro je Aktie.

Erst im Fiskaljahr 2010 dürften die Verluste dann wieder sinken. Analysten kalkulieren bislang mit einem Nettoverlust von 0,10 Euro je Aktie.

Bewertung

Bedingt durch die Insolvenz von Qimonda gerieten auch Infineon-Anteile zuletzt weiter unter Druck. An der Frankfurter Börse wurden Infineon-Papiere deutlich leichter bei nur noch 0,62 Euro gehandelt, womit sich damit ein Börsenwert von mehr als 460 Mio. Euro für den defizitären Halbleiterkonzern ergibt. Infineon befindet sich in einer typischen Turnaround-Phase, wobei jedoch die Belastungen durch die Qimonda-Pleite noch nicht im Detail absehbar sind.

Nicht wenige Analysten raten Anlegern inzwischen Infineon-Aktien abzustoßen. So auch die Experten des Hauses Sal. Oppenheim. Auch nach der Qimonda-Insolvenz lautet die Empfehlung der Analysten, Infineon-Anteile weiter zu „reduzieren“. Dabei sehen die Oppenheimer nur noch einen „fair value“ von 0,50 Euro pro Aktie. Neben den Belastungen aus der Qimonda-Insolvenz, stelle sich die Frage nach der Refinanzierung von Infineon selbst. Durch die Rezession dürfte Infineon eine Liquiditätsspritze benötigen und damit auf fremde Mittel zur Begleichung fälliger Schulden angewiesen sein. Derzeit sei jedoch noch unklar, wie Infineon diese Mittel aufbringen will, heißt es.

Auch bei der Nord LB ist man alles andere als optimistisch gestimmt. Die Analysten raten Anlegern auch auf dem schon niedrigen Niveau Infineon-Anteile zu „verkaufen.“. Nord LB Analyst Christian Göhnmann verweist unter anderem auf die Insolvenz der Tochter Qimonda. Der Analyst rechnet mit hohen Belastungen durch die Qimonda-Pleite für Infineon, sowie mit weiter sinkenden Halbleitererlösen. Zudem sieht Göhnmann Unsicherheiten im Bezug auf die Refinanzierung einer in 2010 auslaufenden Anleihe. Eine Kapitalerhöhung hält der Analyst derzeit für praktisch nicht möglich, da diese erst bei einem Aktienkurs von mindestens 2,0 Euro realisierbar ist. Zudem bezweifelt Göhnmann, dass Banken Infineon noch weitere Kredite einräumen werden. Daher erwartet der Analyst einen weiteren Kursrückgang von Infineon-Aktien auf 0,50 Euro.

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