Rechtsstreitigkeiten bremsen Qualcomm aus

Montag, 12. November 2007 um 12:48
Qualcomm

(IT-Times) - Der US-Chiphersteller Qualcomm (Nasdaq: QCOM, WKN: 883121) gilt zwar nach dem Rekordjahr 2007 weiterhin als der weltweit führende Chipausrüster für die Mobilfunkindustrie, dennoch belasten seit geraumer Zeit anhaltende Rechts -und Patentstreitigkeiten die Geschäfte des US-Mobilfunkspezialisten.

Qualcomm kämpft an mehreren Fronten


So weigert sich die finnische Nokia beharrlich Lizenzgebühren an Qualcomm zu entrichten. Qualcomm beziffert den Gewinnausfall in diesem Rechtsfall auf 25 bis 30 US-Cent je Aktie für das laufende Fiskaljahr 2008. Fortschritte in den Gesprächen mit Nokia konnten bislang nicht erzielt werden, nachdem Nokia im April die Lizenzzahlungen an Qualcomm einstellte. Eine Einigung mit Nokia scheint dabei besonders wichtig, sind die Finnen nicht nur die Nummer eins im Mobilfunkmarkt, sondern konnten auch ihren Marktanteil zuletzt weiter ausbauen.

Zeitgleich kämpft Qualcomm auch mit dem US-Chiphersteller Broadcom um Patente und entsprechende Rechte. Während Broadcom einen Importstopp von Qualcomm-Chips und Lizenzgebühren in Höhe von sechs Dollar pro Chip und Patent fordert, sieht Qualcomm naturgemäß den Sachverhalt ganz anders. Eine schnelle Einigung scheint nicht in Sicht. Vielmehr dürften die Kosten in 2008 zur Verteidigung der Geschäftsinteressen weiter steigen, nachdem man im Fiskaljahr 2007 bereits 200 Mio. Dollar für Rechtsbeistand und Prozesse ausgegeben hat.

Mit Gobi gegen WiMAX


Neben rechtlichen Auseinandersetzungen muss sich Qualcomm auch auf der technischen Seite neuen Technologien erwehren. Auch wenn ein ehrgeiziges WiMAX-Projekt in den USA zuletzt einen Dämpfer erhielt, wird der Technik in Asien und anderen Schwellenmärkten Potential eingeräumt. Qualcomm will mit seiner CDMA bzw. WCDMA und TD-SCDMA-Technik dagegen halten.

Daneben versucht Qualcomm mit seiner Gobi-Initiative zu punkten. Ende Oktober stellte Qualcomm den neuen Laptop-Chip vor, der sowohl HSPA und EV-DO Netze, aber kein WiMAX unterstützt. Erste Laptops mit den neuen Gobi-Chips sollen nach Qualcomm-Angaben im zweiten Quartal 2008 auf den Markt kommen. Darüber hinaus will Qualcomm weiter hohe Geldmittel in Forschung und Entwicklung stecken und neue Einnahmequellen rund um Mobile Commerce und durch die Erweiterung seiner BREW-Plattform erschließen, heißt es aus dem Management.

Kurzportrait

Die im Jahre 1985 gegründete und in San Diego ansässige Qualcomm ist einer der weltweit führenden Anbieter im Bereich Mobilfunkchips. Dabei gilt das Unternehmen als Pionier der sogenannten CDMA-Technologie (Code Division Multiple Access). Qualcomm dominiert diesen Mobilfunkstandard mit einem Marktanteil von mehr als 70 Prozent. Dabei vermarktet das Unternehmen seine CDMA-Technik inklusiver zugehöriger Software über die im Jahre 1995 gegründete Qualcomm CDMA Technologies (QCT). Die Einheit gehört zu den insgesamt vier Hauptgeschäftssegmenten: Qualcomm Technology Licensing (QTL). Qualcomm Wireless & Internet (QWI) und Qualcomm Strategic Initiatives (QSI).

Zu den weltweit mehr als 140 Lizenznehmern zählt unter anderem auch der weltgrößte Mobilfunkhersteller Nokia. Die Einheit QCT produziert die Chipsätze allerdings nicht selbst, sondern lässt diese von anderen Technologiespezialisten wie IBM und anderen Halbleiterherstellern fertigen.

Über seine Tochter SnapTrack vertreibt Qualcomm auch sein Satellitenortungs- und Überwachungssystem, welches nicht nur von Speditionsfirmen in den USA eingesetzt wird. Auch in Japan wollen Firmen künftig auf das sogenannte „Wireless Assisted GPS“ setzen. Daneben vertreibt Qualcomm auch seinen populären Email-Client Eudora.

In den vergangenen Jahren folgten eine Reihe von Firmenzukäufen. So wurde Ende 2004 der Interface-Spezialist Trigenix Ltd gekauft. Im Jahr 2005 schluckte man den britischen Softwarespezialisten Elata sowie den Technologieanbieter Flarion Technologies. Anfang 2006 wurde der Halbleiterspezialist Berkana Wireless übernommen. Mit dem Mobilfunktester Qualphone, dem Technikspezialisten nPhase und Airgo Networks folgten in 2006 weitere Übernahmen. Gleichzeitig wurde das Bluetooth-Geschäft von RF Micro Devices übernommen.

Mit mehr als 1.900 eingetragenen Patenten will sich Qualcomm den notwendigen technischen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz sichern. Durch Content-Lizenzabkommen mit CBS, FOX, NBC, MTV, Comedy Central und Nickelodeon will Qualcomm dem Mobile-TV zum Durchbruch verhelfen. Zu den Kunden von Qualcomm zählen Technologiefirmen aus Asien wie Samsung, Kyocera, Via und LG Electronics, aber auch US-Firmen wie Verizon Wireless und Sprint.

Zahlen

Für das abschließende vierte Fiskalquartal 2007 meldet Qualcomm einen Umsatzanstieg auf 2,31 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt konnten 68 Mio. Chipsätze ausgeliefert werden - ein neuer Rekord. Der Nettogewinn legte um 84 Prozent auf 1,13 Mrd. US-Dollar oder 67 US-Cent je Aktie zu, nach einem Plus von 614 Mio. Dollar oder 36 US-Cent je Aktie im Jahr vorher.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderfaktoren ergibt sich für das jüngste Quartal ein Nettogewinn von 911 Mio. Dollar oder 54 US-Cent je Aktie, womit Qualcomm die Markterwartungen leicht übertreffen konnte. An der Wall Street hatte man zunächst nur mit Einnahmen von 2,26 Mrd. Dollar sowie mit einem Nettogewinn 53 US-Cent je Aktie kalkuliert.

Während das Geschäft mit dem Verkauf von Chip-Produkten um 24 Prozent auf 1,4 Mrd. Dollar anzog, schwanden die Lizenzerlöse um zwei Prozent auf 647 Mio. Dollar. Im Mobilfunk- und Internet-Geschäft (BREW-Service) kletterten die Erlöse um 25 Prozent auf 245 Mio. Dollar.

Auf Jahressicht ergibt sich damit ein Umsatz von 8,87 Mrd. US-Dollar, was einem Zuwachs von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Nettogewinn zog dagegen um 34 Prozent auf 3,30 Mrd. Dollar oder 1,95 Dollar je Aktie an.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Code Division Multiple Access (CDMA), Qualcomm, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Halbleiter

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