Q-Cells will mit neuer Strategie wieder auf die Sonnenseite

Donnerstag, 10. Juni 2010 um 11:29

2010 könnte für den deutschen Solarmarkt ein regelrechtes Wachstumsjahr werden. Das hat das US-Marktforschungsunternehmen iSuppli jüngst ermittelt. Demnach sollen die Photovoltaik-Installationen im laufenden Jahr kräftig zulegen. iSuppli prognostiziert ein Anstieg der Installationen von 3,9 Gigawatt in 2009 um 71 Prozent auf 6,6 Gigawatt in 2010. Für 2011 blickt iSuppli noch optimistischer auf den deutschen Markt. Dann sollen die Installationen 9,5 Gigawatt erreichen. Vor allem die Kürzung der Einspeisevergütung im Juli soll im zweiten Quartal 2010 für einen deutlichen Anstieg für Neuinstallationen sorgen.

Dr. Henning Wicht, bei iSuppli für den Bereich Photovoltaik zuständig, geht aber auch im zweiten Halbjahr von einer weiterhin starken Nachfrage nach Aufdachanlagen aus, auch wenn der Absatz nicht an das zweite Quartal heranreichen werde. Im vierten Quartal könne es dann jedoch zu einem erneuten Anziehen der Nachfrage kommen, denn die Nachfrager könnten Investitionen aufgrund von erneuten Förderkürzungen zum Jahresanfang 2011 vorziehen. Deutschland, so hieß es, werde weiter eine Schlüsselrolle auf dem europäischen und dem weltweiten Photovoltaikmarkt spielen. Insgesamt entfallen 80 Prozent aller Photovoltaikinstallationen auf Europa. Die größten Märkte sind, so iSuppli, dabei Deutschland, Frankreich, Italien und Tschechien.

Für 2010 rechnet auch der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) mit einem  Photovoltaik-Marktwachstum im In- und Ausland von mindestens 50 Prozent. 2009 hatte sich der Markt für Solarstromanlagen in Deutschland gegenüber dem Vorjahr bereits verdoppelt. Teile der deutschen Solarbranche bangen trotz dieser guten Wachstumschancen um ihre Zukunftsaussichten für den Fall, dass die Solarstromförderung in den nächsten Jahren zu stark gekürzt wird.

Chinesische Wettbewerber profitierten von Niedriglöhnen, staatlicher Einflussnahme auf Wechselkurse sowie günstiger Kreditvergabe und drängten so auf die europäischen Märkte. Um sich im Wettbewerb zu behaupten, plant die in Deutschland produzierende Branche allein im Inland in den nächsten vier Jahren Investitionen in Höhe von rund 10 Milliarden Euro. Damit werden modernste Solarfabriken gebaut und die Forschung und Entwicklung vorangetrieben. Spätestens 2013 wird Solarstrom vom eigenen Hausdach nach Einschätzung des BSW-Solar bereits das Preisniveau konventioneller Verbraucherstromtarife erreichen. Allerdings haben taiwanesische Solarzellenhersteller jüngst geäußert, sie wollen dem Preisrutsch auf dem europäischen Markt zunächst nicht folgen, nachdem europäische Solarzellen-Zulieferer mit einer 10-prozentigen Preissenkung bereits den Preiskampf gestartet haben. Die Taiwanesen wollen sich angesichts ausgelasteter Produktionskapazitäten lieber an chinesischen Wettbewerbern orientieren und die Preise zunächst nicht verändern. Preisanpassungen der europäischen Unternehmen sind nicht verwunderlich, da sie künftig auch im Ausland aggressiver auftreten wollen, um die schwindende Nachfrage auf dem Heimatmarkt auszugleichen.

Q-Cells galt lange Zeit als weltweit größter Hersteller von Solarzellen und hatte im Jahr 2007 die japanische Sharp als größten Zellenhersteller abgelöst (Quelle: Photon). Allerdings war zuletzt die chinesische Suntech Power an Q-Cells vorbeigezogen und hat das deutsche Unternehmen als weltweit größte Zellhersteller abgelöst.

Sowohl Suntech als auch der Wettbewerber Sharp wollen ihre Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren signifikant erweitern. Suntech als inzwischen als Hauptrivale, zumal das Unternehmen auch der größte Hersteller von Solarmodulen ist und in China von günstigen Produktionskosten profitieren kann. Zu den  weltweit größten Solarzellenherstellern zählen auch die japanische Kyocera Solar sowie die amerikanische First Solar. Während Kyocera Solar auch ganze Solarmodule anbietet, hat sich die amerikanische First Solar insbesondere auf Dünnschichtzellen auf Basis von Cadmium-Tellurid spezialisiert. Weitere Wettbewerber sind die japanische Mitsubishi, sowie BP Solar, Yingli Green und Trina Solar.

Ausblick

„Q-Cells wird sich binnen Jahresfrist fundamental verändern“, kündigte Anton Milner, Vorstandsvorsitzender der Q-Cells AG, schon  Ende Februar an. „Mit den bereits erfolgten und weiter geplanten Schritten zur Restrukturierung will Q-Cells mit seinem operativen Geschäft auf einen profitablen Wachstumskurs zurückkehren“, so Milner. Q-Cells erwartet in Zukunft starkes Wachstum für den Photovoltaik-Markt. Indessen sei aber auch mit Überkapazitäten und daraus resultierenden Margendruck zu rechnen. Auf diese Entwicklung will man von Unternehmensseite aus vorbereitet sein. Für 2010 stehen dabei in erster Linie Maßnahmen im Bereich der Optimierung von Cash-Management und Working Capital im Fokus, weiterhin sollen interne Strukturen angepasst werden. Für das Jahr 2010 geht man bei Q-Cells von einer Umsatzsteigerung auf eine Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro aus, das operative Ergebnis soll sich „signifikant“ verbessern. Analysten rechnen für das laufende Jahr 2010 mit einem Nettogewinn von 0,04 Euro je Aktie bei Q-Cells. Erst im nachfolgenden Jahr 2011 sollen die Erlöse und Gewinne wieder steigen. Analysten kalkulieren in diesem Zusammenhang im Schnitt mit einem Plus von 0,33 Euro je Aktie.

Bewertung

Analysten der Nord LB scheinen auf den Konsolidierungskurs bei Q-Cells nicht zu vertrauen: Sie empfehlen, die Aktien des Unternehmens zu verkaufen. Man sieht kurzfristig zwar Möglichkeiten, von positiven Nachrichten zu profitieren, der bevorstehende verstärkte Preis- und Margendruck sei jedoch nicht von der Hand zu weisen. Das Kursziel wurde daher auch von sieben auf fünf Euro herab gesetzt.

Ähnlich argumentiert man bei UBS: Für das zweite Halbjahr 2010 zeichnen sich Überkapazitäten ab, so dass der Preisdruck die Kostensenkungen überkompensieren werde. Damit sei es auch schwierig, die angestrebte Gewinnschwelle zu verteidigen. Hinzu komme, dass 80 Prozent der Umsätze in Europa erzielt werden. Der schwache Euro führe damit aber dazu, dass die Kostenvorteile der Produktion in Malaysia durch Wechselkurseffekte wieder zunichte gemacht werden. Das Kursziel wurde daher jüngst von 7,40 Euro auf 4,50 Euro gesenkt.

Optimistischer ist man da schon bei Goldman Sachs. Dort wurde zuletzt das Kursziel von sieben Euro bestätigt, die Bewertung der Aktie wurde von "verkaufen" auf "neutral" herauf gestuft. Doch auch hier gibt es ein großes Aber: Q-Cells sei vor allem in Ländermärkten mit geringen Markteintrittsbarrieren präsent. Dort sei es für zukünftige Wettbewerber ein Leichtes, in den Markt zu treten und den Preiskampf weiter zu entfachen.

An der Börse notierten die Q-Cells-Aktien zum Ende des gestrigen Handelstages bei 4,76 Euro. Vor rund einem Jahr hatten die Papiere noch bei rund 16,00 Euro gelegen. Beim aktuellen Kurs ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 354,22 Mio. Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2010 beläuft sich auf 24,61. Für 2011 wird es mit 29,22 angegeben, für 2012 mit 12,81.

Folgen Sie uns zum Thema Global PVQ und/oder Hintergrundberichte via Nachrichten-Alarm (E-Mail Push), RSS, Newsletter, Widget oder Social Media Kanal!

Meldung gespeichert unter: Global PVQ, Hintergrundberichte, Solartechnik

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...