Q-Cells - vom einstigen Marktführer zum Sanierungsfall

Donnerstag, 4. März 2010 um 13:09

Bereits im Jahr 2017 wird nach Schätzungen der Weltbank ein Marktvolumen für Solar-Energiesysteme von 100 Mrd. US-Dollar überschritten. Bis zum Jahr 2015 rechnen die Berater von Boston Consulting Group (BCG) mit einem jährlichen Wachstum von 30 Prozent in der Solarindustrie. Schon im Jahr 2012 dürfte die USA Deutschland als größten Solarmarkt ablösen, so die Prognose der BCG-Experten. Im Jahr 2009 war Deutschland noch der weltweit größte Solarmarkt.

Q-Cells galt bislang als weltweit größter Hersteller von Solarzellen und hatte im Jahr 2007 die japanische Sharp als größten Zellenhersteller abgelöst (Quelle: Photon). Allerdings war zuletzt die chinesische Suntech Power an Q-Cells vorbeigezogen und hat das deutsche Unternehmen als weltweit größte Zellhersteller abgelöst.

Sowohl Suntech als auch der Konkurrent Sharp wollen ihre Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren signifikant erweitern. Suntech als inzwischen als Hauptrivale, zumal das Unternehmen auch der größte Hersteller von Solarmodulen ist und in China von günstigen Produktionskosten profitieren kann.

Auf Platz vier und fünf in der Weltrangliste der weltweit größten Solarzellenhersteller findet sich die japanische Kyocera Solar sowie die amerikanische First Solar. Während Kyocera Solar auch ganze Solarmodule anbietet, hat sich die amerikanische First Solar insbesondere auf Dünnschichtzellen auf Basis von Cadmium-Tellurid spezialisiert. Weitere Wettbewerber sind die japanische Mitsubishi, sowie BP Solar, Yingli Green und Trina Solar.

Ausblick

„Q-Cells wird sich binnen Jahresfrist fundamental verändern“, kündigt Anton Milner Vorstandsvorsitzender der Q-Cells AG Ende Februar an. „Mit den bereits erfolgten und weiter geplanten Schritten zur Restrukturierung will Q-Cells mit seinem operativen Geschäft auf einen profitablen Wachstumskurs zurückkehren“, so Milner.

Analysten rechnen für das laufende Jahr 2010 mit einem Nettogewinn von 0,04 Euro je Aktie bei Q-Cells. Erst im nachfolgenden Jahr 2011 sollen die Erlöse und Gewinne wieder steigen. Analysten kalkulieren in diesem Zusammenhang im Schnitt mit einem Plus von 0,33 Euro je Aktie.

Bewertung

Q-Cells-Aktien präsentierten sich nach der jüngsten Erholung wieder nachgebend bei 7,32 Euro, womit sich damit eine Marktkapitalisierung von rund 550 Mio. Euro für Deutschlands führenden Hersteller von Solarzellen ergibt. Q-Cells befindet sich in einer typischen Turnaround-Situation, nachdem das Unternehmen im Jahr 2009 einen Milliardenfehlbetrag ausweisen musste. Der Turnaround dürfte nicht zuletzt davon abhängigen, wie schnell Q-Cells seine Kosten in den Griff bekommt, sondern auch von weiteren Entwicklung im zweiten Halbjahr, nachdem die Einspeisevergütungen in Deutschland zur Jahresmitte kräftig sinken werden.

Im Analystenlager ist man überwiegend pessimistisch, was die weitere Entwicklung des Q-Cells-Aktienkurses angeht. Die Analysten der Raiffeisen Centrobank raten Anlegern Q-Cells-Papiere weiterhin zu „verkaufen“. Die Raiffeisenbanker verweisen insbesondere auf die schwachen Zahlen in 2009. Positiv bewerten die Analysten die Abschreibungen auf die Beteiligungen an Solaria, Sovello und Sunfilm. Künftig soll die Tochter Solibro im Vordergrund stehen, die für die Entwicklung der CIGS-Dünnschichttechnik verantwortlich zeichnet. Große Unsicherheiten sehen die Analysten im zweiten Halbjahr 2010, nachdem zur Jahresmitte die Kürzung der Einspeisevergütung in Kraft tritt. Durch Vorzieheffekte dürfte die Nachfrage im ersten Halbjahr noch stark steigen.

Die US-Investmentbanker aus dem Hause J.P. Morgan Securities bewerten Q-Cells-Aktien weiterhin mit „neutral“ und senken das Kursziel drastisch von 12,5 auf 5,50 Euro. Die Analysten verweisen insbesondere auf die hohen Wertberichtigungen im vierten Quartal, welche den Buchwert deutlich verringert hätten. Daneben verweisen die Analysten auf die Unsicherheit im zweiten Halbjahr, wobei die Analysten positive Effekte durch die Produktionsverlagerung nach Malaysia erwarten.

Die Analysten bei der Nord LB raten Anlegern ebenfalls weiter zum Verkauf der Aktie. Die vorgelegten Geschäftszahlen für 2009 seien unter den Markterwartungen ausgefallen, heißt es. Zwar dürfte die Nachfrage bis hinein in das zweite Quartal 2010 weiterhin hoch bleiben, gleichzeitig sehen die Analysten aber auch einen weiterhin scharfen Wettbewerb in der Branche. Daneben müsse Q-Cells seine Kapital- und Finanzstruktur weiter stabilisieren, so die Nord LB-Banker, die ihr Kursziel für Q-Cells-Aktien von 10,0 auf 6,5 Euro zurücknehmen.

Bei der Société Générale rät man ebenfalls weiter zum Verkauf von Q-Cells-Aktien. Die Analysten begründen ihre Verkaufsempfehlung unter anderem mit hohen Abschreibungen in 2009. Das bereinigte Ergebnis sei mit einem Minus von 20 Mio. Euro ebenfalls schwach ausgefallen, was auf Schwierigkeiten im Unternehmen hindeutet, glauben die Investmentbanker. Q-Cells wird daher seine Produktionskosten weiter senken müssen, heißt es. Für 2010 erwarten die Analysten bei Q-Cells einen Gewinn von 0,14 Euro je Aktie, der in 2011 auf 0,66 Euro je Anteil klettern soll. Insgesamt senken die Analysten aber ihr Kursziel für den Wert von 9,8 auf 7,0 Euro.

Ebenfalls „verkaufen“ heißt die jüngste Empfehlung aus dem Hause Royal Bank of Scotland (RBS). Die RBS-Experten erwarten einen Kursrückgang auf 5,60 Euro je Aktie, wobei die Analysten einen Einbruch beim EBITDA um 24 Prozent in 2010 und weitere 18 Prozent im nachfolgenden Jahr 2011 erwarten.

Auch bei Banc of America Securities-Merrill Lynch Research ist man alles andere als optimistisch. Die Analysten bewerten Q-Cells-Papiere weiterhin mit „underperform“ und senken ihr Kursziel von 6,0 auf 5,50 Euro. Die Analysten verweisen auf die verschlechterten Rahmenbedingungen, nachdem staatlichen Kürzungen für staatlichen Solarstrom-Subventionen in Ländern wie Deutschland, Italien und Tschechien stärker als erwartet ausgefallen sind. Aufgrund der herrschenden Kostenstruktur bestehe die Gefahr einer Kapitalerhöhung inklusive Verwässerungseffekt, so die Analysten.

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