Q-Cells verabschiedet sich von sonnigen Zeiten

Donnerstag, 16. Juli 2009 um 12:49

Ähnlich sah es beim Ergebnis aus. So rutschte das EBIT mit minus 62 Mio. Euro in die roten Zahlen. Im Vorquartal war mit plus 15 Mio. Euro noch ein positives operatives Ergebnis erwirtschaftet worden. Auch der Wert des Vergleichsquartals 2008 lag mit plus 60,2 Mio. Euro deutlich höher. Den Bestand an liquiden Mitteln und kurzfristig verfügbaren Kreditlinien in Höhe von 520 Mio. Euro bezeichnete Q-Cells als „weiterhin hoch“.

Markt und Wettbewerb

Bereits im Jahr 2017 wird nach Schätzungen der Weltbank ein Marktvolumen für Solar-Energiesysteme von 100 Mrd. US-Dollar überschritten. Bis 2010 erwartet die Bank Sarasin jährliche Wachstumsraten von 50 Prozent weltweit in der Photovoltaik-Branche.

Q-Cells gilt bislang als weltweit größter Hersteller von Solarzellen und hatte im Jahr 2007 die japanische Sharp als größten Zellenhersteller abgelöst (Quelle: Photon). Q-Cells gilt als nach wie vor als weltgrößter Zellenhersteller vor Sharp und der chinesischen Suntech Power. Sowohl Sharp als auch Suntech wollen ihre Produktionskapazitäten aber in den nächsten Jahren erweitern. Inzwischen dürfte die chinesische Suntech auf Q-Cells aufgeschlossen haben. Dadurch gilt Suntech als Hauptrivale, zumal das Unternehmen auch der größte Hersteller von Solarmodulen ist und in China von günstigen Produktionskosten profitieren kann.

Auf Platz vier und fünf in der Weltrangliste der weltweit größten Solarzellenhersteller findet sich die japanische Kyocera Solar sowie die amerikanische First Solar. Während Kyocera Solar auch ganze Solarmodule anbietet, hat sich die amerikanische First Solar insbesondere auf Dünnschichtzellen auf Basis von Cadmium-Tellurid spezialisiert. Weitere Wettbewerber sind die japanische Sanyo, Mitsubishi, sowie BP Solar und Schott.

Ausblick

Für das zweite Halbjahr 2009 rechnet Q-Cells zwar mit einer saisonalen Erholung, kassiert aber seine bisherigen Prognosen. Als wahrscheinlich gilt nunmehr, dass der Umsatz hinter dem Vorjahreswert in Höhe von 1,3 Mrd. Euro zurückbleiben wird, nachdem Q-Cells ursprünglich einmal Einnahmen von 2,1 Mrd. Euro in Aussicht gestellt hatte.

Analysten hatten für das laufende Jahr 2009 ursprünglich mit einem Nettogewinn von 0,80 Euro je Aktie gerechnet, der im nachfolgenden Jahr 2010 auf 1,20 Euro je Anteil steigen sollte. Diese Prognosen dürften sich voraussichtlich nicht mehr realisieren lassen.

Bewertung

Q-Cells-Anteile präsentierten sich zuletzt erneut leichter im Frankfurter Xetra-Handel bei rund 11,50 Euro, womit sich damit ein Börsenwert von rund 850 Mio. Euro für Deutschlands führenden Solarzellenhersteller ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2009 ergibt sich ein theoretisches Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14. Da Analysten ihre Gewinnschätzungen nach der jüngsten Warnung auf den Prüfstand stellen dürften, ist jedoch mit einer Abwärtsrevision der Gewinnschätzungen zu rechnen.

Unmittelbar nach der jüngsten Umsatz- und Gewinnwarnung von Q-Cells revidieren auch Analysten ihr Bewertungsmodell und stufen Q-Cells-Papiere reihenweise zurück. So auch die französischen Investmentbanker aus dem Hause Société Générale, die Q-Cells-Papiere von „kaufen“ auf „halten“ zurückstufen. Die Analysten verweisen auf die fehlende Transparenz im Hinblick auf das zweite Halbjahr, nachdem Q-Cells keine Prognose mehr abgeben wollte. Damit lasse sich ein Ende der Krise nur schwer vorsehen, heißt es. Im Hinblick auf die Preisentwicklung gehen die Analysten von einem weiteren Preisdruck aus, solange die Überkapazitäten in der Branche nicht abgebaut werden können. Die Analysten rechnen für das Jahr 2009 mit einem Minus von 5,28 Euro je Aktie und für 2010 mit einem Plus von 0,79 Euro je Anteil. Das Kursziel senken die Analysten von 22 auf 12 Euro.

Dr. Karsten von Blumenthal aus dem Hause SES Research zeigt sich überrascht von der Wucht der Krise bei Q-Cells. Nach den deutlichen Kursrückgängen empfiehlt der SES-Experte Anlegern an Q-Cells-Papiere weiter festzuhalten und sieht ein Kursziel von 12 Euro für den Wert. Der Analyst verweist dabei auf positive Ansätze im Hinblick auf die neue Q-Cells-Strategie, sich mehr als Stromanbieter zu positionieren. Zudem baue Q-Cells eine neue Fabrik in Malaysia, wodurch das Unternehmen besser mit den asiatischen Wettbewerbern konkurrieren könne, meint Blumenthal in einem Interview mit dem DAF. Bei der Deutschen Bank ist man dagegen pessimistischer und empfiehlt Q-Cells-Aktien weiterhin zum Verkauf. Deutsch Banker Alexander Karnick zeigte sich enttäuscht über die jüngsten Zahlen sowie den revidierten Ausblick. Da Analysten ihre Prognosen für das Unternehmen weiter reduzieren werden, dürften Q-Cells-Papiere weiterhin unter Druck bleiben, glaubt der Analyst.

Auch bei JPMorgan ist man alles andere als optimistisch. Die US-Investmenbanker bewerten Q-Cells-Papiere weiterhin mit „untergewichten“ und verweisen auf die hohen Lagerbestände bei Kunden sowie dem harten Preiswettbewerb. JPMorgan-Experte Sandeep Deshpande sieht keine grundlegende Änderung der Situation und sieht daher auch die Verkaufspreise im dritten Quartal weiter unter Druck. Eine Margenerholung dürfte frühestens im Verlauf des nächsten Jahres einsetzen, glaubt Deshpande. Für 2009 erwartet der Analyst bei Q-Cells statt eines Gewinns, einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 57 Mio. Euro.

Bei der Commerzbank glaubt man an einen weiter sinkenden Aktienkurs und senkt das Kursziel für den Wert auf 10 Euro, wobei die Commerzbanker den Titel mit „reduzieren“ bewerten. Hintergrund sei der Umstand, dass sich das Prämiumpreis-Modell nicht am Markt durchsetzen lasse, heißt es. Auch bei Sal. Oppenheim rät man Anlegern, Q-Cells-Aktienbestände zu „reduzieren“. Den fairen Wert sehen die Analysten vorerst noch bei 14,8 Euro, wobei Oppenheim-Analyst Stephan Wulf seine Bewertung senken will.

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