Nokia holt zum Gegenschlag aus

Dienstag, 2. Dezember 2008 um 13:07

Nokia konnte im dritten Quartal in der Sparte Devices und Services einen Umsatz von 8,6 Mrd. Euro erwirtschaften. Im Vergleichszeitraum 2007 waren dies 9,23 Mrd. Euro gewesen. Auch Nokia Siemens Networks musste einen Umsatzrückgang hinnehmen: So waren in 2007 noch 3,67 Mrd. Euro umgesetzt worden, im aktuell abgelaufenen Quartal waren es nur noch 3,5 Mrd. Euro. Navteq, Tochtergesellschaft und Spezialist für digitale Karten, verzeichnete unterdessen einen Umsatz in Höhe von 156 Mio. Euro. Per Quartalsende verfügte Nokia über Barreserven von drei Mrd. Euro.

Markt und Wettbewerb

Das erste Halbjahr 2008 beendet Nokia als Marktführer mit einem geschätzten Marktanteil von rund 38 Prozent und distanziert damit seine Rivalen Samsung, Motorola, Sony Ericsson und LG deutlich.

Als Nummer zwei der Branche gilt inzwischen Südkoreas Elektronikkonzern Samsung Electronics, der den US-Mobilfunker Motorola vom zweiten Platz verdrängen konnte. Motorola konnte bislang keinen geeigneten Nachfolger für sein bisheriges Erfolgsprodukt Razr präsentieren. Inzwischen will Motorola seine defizitäre Mobilfunksparte abspalten.

Neben den Südkoreanern mischen inzwischen auch Sanyo und LG Electronics mit eigenen Modellen am Mobilfunkmarkt mit. Vor allem mit neuen Kamera-Handys wollen die Asiaten den etablierten Mobilfunkern Marktanteile streitig machen.

Auch das schwedisch-japanische Duo Sony Ericsson konnte in den letzten Jahren ebenfalls weiter Marktanteile gewinnen und mit eigenen Musik-Handys punkten. Mit Apple hat sich ein neuer Wettbewerber im Markt vorgewagt. Die Kalifornier wollen bis Ende 2008 insgesamt zehn Mio. iPhones weltweit verkaufen und haben dieses Ziel bereits mehr als erreicht. Daneben steht Nokia zunehmend im Wettbewerb mit dem BlackBerry-Hersteller Research In Motion, der jüngst erst ein neues Touchscreen-Smartphone ins Rennen geschickt hat. Mit dem G1-Handy und dem offenen Betriebssystem Android versucht auch Google mit Hilfe seiner Partner T-Mobile und HTC im Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen.

Ausblick

Für das laufende vierte Quartal prognostiziert Nokia einen Absatz von 330 Millionen Geräten. Auf das Gesamtjahr gerechnet sei ein weltweiter Absatz von 1,24 Milliarden Mobiltelefonen realistisch, heißt es bei Nokia.

Analysten rechnen bei Nokia im laufenden Jahr 2008 mit einem Nettogewinn von durchschnittlich 1,39 Euro je Aktie. Aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise wird der Nettogewinn im nachfolgenden Jahr 2009 voraussichtlich auf 1,17 Euro je Aktie sinken.

Bewertung

Nokia-Aktien wurden zuletzt in Frankfurt weiter freundlich bei 10,55 Euro gehandelt, womit sich damit ein Börsenwert von rund 40 Mrd. Euro für den weltweit führenden Handy-Hersteller ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das nachfolgende Jahr 2009 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von neun.

Die Analysten des Hauses UBS bewerten Nokia-Anteile weiterhin mit „neutral“. Die Analysten glauben, dass Nokia seine Zielsetzungen bei den Gewinnmargen senken wird. Insgesamt sehe sich Nokia Volumenrückgänge gegenüber, wobei die Finnen noch belegen müssen, wie sie diesem Szenario begegnen, meinen die UBS-Experten.

Auch bei der SEB bleibt man zurückhaltend und stuft Nokia-Papiere mit „hold“ ein. Nokia habe im dritten Quartal drei Prozent weniger Mobiltelefone abgesetzt als im Vorquartal. Dies sei vor allem auf den Einbruch in Lateinamerika zurückzuführen, wo die Absatzzahlen um 28 Prozent gesunken sind. Der positive Geschäftsverlauf in China, wo die Absatzzahlen um 13 Prozent gestiegen sind, habe dies nur teilweise kompensieren können, heißt es bei SEB. Die SEB-Experten führen die Marktanteilsverluste auf die Preispolitik der Finnen zurück. Während Sony Ericsson mit aggressiven Preisen versucht Marktanteile zu gewinnen, haben sich die Finnen zurückgehalten. Insgesamt sehen die SEB-Analysten die jährliche Dividendenausschüttung aufgrund des positiven freien Cashflows zunächst nicht gefährdet. Allerdings muss sich Nokia mit neuen Produkten nicht nur den Herausforderungen einer Konjunkturabkühlung, sondern auch mit Wettbewerbern wie Apple, Google und RIM auseinandersetzen, heißt es. Die SEB-Experten revidieren daher ihr Kursziel für Nokia-Papiere von 16 auf elf Euro nach unten.

Mitte November meldeten sich bereits die Experten bei Exane BNP Paribas zu Wort. Die Analysten bekräftigten nochmals ihre Einschätzung „unterdurchschnittlich“ und erwarten einen weiteren Kursrückgang bei Nokia-Papieren auf 8,0 Euro. Die BNP-Analysten glauben, dass der Abschwung, der inzwischen auch die Schwellenländer erfasst hat, deutliche Spuren bis ins Jahr 2009 hinterlassen wird. Die Analysten sehen daher die Gewinnprognosen für 2009 als zu ambitioniert an.

Auch bei J.P. Morgan Securities überwiegt der Pessimismus. Die Analysten bekräftigten Mitte November ebenfalls nochmals ihre Einschätzung von „untergewichten“ und nehmen ihr Kursziel für den Wert von 10,0 auf 7,0 Euro zurück. Gleichzeitig korrigieren die US-Investmentbanker ihre Gewinnschätzung für 2009 um 42 Prozent auf 0,70 Euro je Aktie nach unten. Die Analysten begründen diesen Schritt mit dem rückläufigen Handy-Absatz von Nokia, der in 2009 voraussichtlich um 9,5 Prozent 430 Mio. Einheiten zurückgehen werde. Nokia wird voraussichtlich mit aggressiven Kostensenkungsmaßnahmen reagieren, so die US-Banker. Insgesamt sehen die Analysten die aktuellen Marktbedingungen noch nicht ausreichend im Kurs reflektiert.

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