Netflix kämpft mit Wachstumsproblemen und steigenden Kosten

Neukundenwachstum enttäuscht - Europa-Expansion verursacht hohe Kosten

Freitag, 17. Oktober 2014 um 13:29
Netflix 2014

(IT-Times) - Es war ein harter Tag für Netflix-Aktionäre. Netflix-Aktien stürzten am Vortag um rund 20 Prozent ab, nachdem das Unternehmen deutlich weniger Neukunden gewinnen konnte als erwartet.

Statt 3,69 Millionen Kunden, konnte Netflix im jüngsten Quartal nur 3,02 Mio. neue Mitglieder für seinen Video-on-Demand (VoD) Service begrüßen. Weltweit betreut Netflix damit insgesamt mehr als 53 Mio. Kunden - die Wall Street hatte allerdings deutlich mehr erwartet.

Das Management hatte sich verschätzt und die Wirkung der Preiserhöhung im Mai scheinbar unterschätzt. Netflix hatte den Preis für seinen Basis-Streaming-Service um 1 auf 8,99 US-Dollar monatlich angehoben - allerdings nur für Neukunden. Bestandskunden können noch für zwei weitere Jahre das Basis-Angebot für den alten Preis von 7,99 Dollar nutzen.

Preiserhöhung bremst Neukundenwachstum


Auch Netflix-Mitglieder, die Videos in 4K-Auflösung sehen wollen, müssen tiefer in die Tasche greifen. Der 4K-Tarif kostet künftig 12 US-Dollar im Monat. Durch die Preisanhebung will Netflix (Nasdaq: NFLX, WKN: 552484) die steigenden Content- und Produktionskosten abfedern.

Dies hat allerdings zur Folge, dass sich das Neukundenwachstum zuletzt deutlich verlangsamte. Im Kernmarkt USA kamen im jüngsten Quartal „nur“ 980.000 neue Streaming-Kunden dazu, im Vorjahr konnte Netflix noch 1,29 Mio. Neukunden melden. Auch international entschieden sich mit 2,04 Mio. Kunden deutlich weniger Interessenten für Netflix als erwartet (2,36 Mio.).

Hohe Kosten dämpfen Gewinnwachstum


Im Analystenlager ist man geteilter Meinung, welche konkreten Auswirkungen das langsamere Wachstum haben wird. In einem Punkt sind sich aber alle Analysten einig: Die Gewinne werden nicht so schnell steigen, wie zunächst erwartet.

Die hohe Bewertung von Netflix wurde in der Vergangenheit immer wieder mit stark steigenden Gewinnen in den nächsten Jahren begründet. Analysten aus dem Hause FBR schätzen zwar weiterhin, dass Netflix im Jahr 2018 einen Gewinn von 14,50 Dollar pro Aktie erzielen wird. Für 2015 korrigieren die FBR-Experten ihre Gewinnschätzungen jedoch deutlich nach unten (von 7,21 auf 4,34 Dollar je Aktie).

Europa-Expansion treibt Kosten in die Höhe


Der Grund: Um seine ehrgeizigen Ziele erreichen zu können, muss Netflix noch stark in den Ausbau seines internationalen Geschäfts investieren und das kostet zunächst Geld. Im Vormonat war Netflix in Deutschland, Frankreich und in weiteren vier europäischen Ländern an den Start gegangen.

Die Marketing- und Umsatzkosten dürften daher im vierten Quartal auf 483 Mio. Dollar steigen. Die Verluste könnten dann auf 95 Mio. US-Dollar im vierten Quartal klettern - es wäre der größte Verlust seit dem vierten Quartal 2012, wie Analysten aus dem Hause Wedbush anmerken. Bis das internationale Geschäft profitabel ist, dürfte es zum Leidwesen der Anleger noch eine ganze Weile dauern.

Kurzportrait

Gegründet im Jahre 1998, gilt Netflix heute als weltweit führender Online-Streaming-Service für private Konsumenten. Das im kalifornischen Los Gatos ansässige Unternehmen betreute zuletzt mehr 50 Millionen registrierte Kunden weltweit. Der Streaming-Service ist ab 8,99 US-Dollar im Monat verfügbar, gleiches gilt für den DVD-only Service.

Dabei stehen verschiedene Kategorien, von Actionfilme, bis Komödien, Erotik und Thriller zur Auswahl. Auch Nischenangebote, wie Naturfilme und Gesundheitsratgeber hat Netflix im Angebot.

Im Frühjahr 2005 übernahm Netflix die Kundenbasis des Mitbewerbers Walmart.com, nachdem der US-Einzelhändler aus dem DVD-Verleihgeschäft weitgehend ausstieg. Seit September 2011 ist Netflix offiziell in Lateinamerika an den Start gegangen und nunmehr in 43 Ländern Lateinamerikas mit seinem Streaming-Service aktiv. Seit Anfang 2012 ist Netflix auch in England und Irland mit seinem Streaming-Service am Start. Im Herbst 2012 ging Netflix auch in Skandinavien (Dänemark, Finnland, Schweden, Norwegen) an den Start. In 2013 folgte die Expansion in die Niederlande. Im Herbst 2014 ist Netflix in Deutschland, Frankreich und in weiteren vier europäischen Länder an den Start gegangen.

Seinen Stammkunden bietet Netflix darüber hinaus durch seinen Datenbankservice CineMatch einen zusätzlichen Service an. Der Kunde kann für Filme ein entsprechendes Rating abgeben, so dass die Software automatisch andere mit dem gleichen Thema verwandte Streifen empfiehlt. Gleichzeitig hat Netflix nach eigenen Angaben ständig aktuelle Hollywood-Produktionen im Angebot.

Markt und Wettbewerb

Die Marktforscher aus dem Hause Markets and Markets sehen den weltweiten Video-On-Demand-Markt im Jahr 2018 bei einem Volumen von 45,25 Mrd. US-Dollar, nach 21,08 Mrd. Dollar in 2013.

Netflix steht mit seinem Online-Angebot in direkter Konkurrenz zu Streaming-Portalen wie YouTube, Amazon.com (Lovefilm) und Hulu.com. Der Großteil der Netflix-Kunden kommt aus den USA, zunehmend expandiert das Unternehmen aber auch in Lateinamerika und Europa.

Durch die Übernahme von Lovefilm hat sich auch Amazon.com in diesem Bereich vorgewagt. In Europa galt bislang die Amazon-Tochter Lovefilm Marktführer.

Meldung gespeichert unter: Video on Demand (VoD), Netflix, Hintergrundberichte, Internet, Medien

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