Microsoft profitiert vom Patentkrieg zwischen Apple und Samsung

Dienstag, 28. August 2012 um 14:15
Microsoft Unternehmenslogo

(IT-Times) - Wenn sich zwei streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. Der Dritte könnte in diesem Fall der US-Softwarekonzern Microsoft sein. Nachdem ein US-Gericht am vergangenen Freitag Apple eine Schadensersatzsumme von 1,05 Mrd. Dollar zugesprochen hat, reibt sich Microsoft Marketing Manager Bill Cox bereits die Hände.

Was Besseres hätte Microsoft gar nicht passieren können. Windows Phone sehe jetzt gut aus, twitterte der Microsoft-Manager erfreut. Nicht ohne Grund: Smartphone-Hersteller, die bislang vor allem auf das kostenlose Android-Betriebssystem von Google gesetzt hatten, könnten kalte Füße bekommen. Zwar beschwichtigte Google sehr schnell, wonach am vergangenen Freitag nicht Android vor Gericht stand, sondern hauptsächlich das Design von Samsung-Telefonen und dessen Benutzeroberflächen.

Microsoft will mit Windows 8 den Mobile-Markt zurückerobern


Dennoch glauben Industriebeobachter wie Technology Business Research Analyst Ezra Gottheil, das Microsoft und Nokia von dem jüngsten Urteil profitieren werden. Nokia will am 5. September in Kooperation mit Microsoft (Nasdaq: MSFT, WKN: 870747) eine neue Generation von Lumia-Telefonen vorstellen und hat hierfür bereits zu einem entsprechenden Event geladen.

Bislang spielte Microsoft trotz Windows Phone und der Lumia-Offensive von Nokia kaum eine Rolle im weltweiten Smartphone-Markt. Dies könnte sich aber schnell ändern. Die Entscheidung vom Freitag könnte genau der Bruch gewesen sein, den Microsoft benötigt hat, glaubt Nordea-Experte Sami Sarkamies. Hersteller wie HTC, LG aber auch Samsung könnten gezwungen sein, ihr Produktangebot weiter zu diversifizieren und mehr Windows-Smartphones anbieten. Microsoft wäre der Gewinner und könnte sich über zusätzliche Lizenzeinnahmen freuen.

Droht mit Windows 8 und dem Surface Tablet ein weiterer Flop?


Insgesamt hofft Microsoft auf den Erfolg zweier Produkte. Ende Oktober kommt das neue Betriebssystem Windows 8 inklusive des Surface Tablet PCs auf den Markt. In Fachkreisen wird der "Surface" Tablet allerdings bereits böse als "Suicide" und damit als Rohrkrepierer bezeichnet, dürfte der Microsoft-Tablet gegen iPad & Co keine Chance haben.

Trotz dem Medien-Hype um das neue Windows 8 System glaubt BMO Analyst Keith Bachman, dass sich Windows 8 zur Enttäuschung entwickeln wird. Der Grund: Microsoft geht mit Windows 8 völlig neue Wege und hat das Aussehen des Systems radikal verändert und an Touch-Screens angepasst. Für Anwender, die bislang noch Windows XP oder Windows 7 nutzen, eine große Umstellung. Ob Privatanwender, aber auch Firmenkunden im großen Stil auf Windows 8 wechseln, bleibt daher mit einem großen Fragezeichen verbunden.

Kurzportrait

In den 80er und 90er Jahren gelang dem Softwarespezialisten Microsoft der Aufstieg zum weltweit größten Softwarehersteller. Mit seinem Windows Betriebssystem eroberte das Unternehmen schnell die Schreibtischbüros in den Firmen als auch bei den Privatanwendern. Mit Windows 7 schickte Microsoft in 2009 seine neueste Betriebssystemgeneration ins Rennen. Das Kerngeschäft bildet heute der Bereich Desktop- und Client-Systeme, worunter populäre Anwendungen wie Microsoft Office fallen, sowie der Geschäftsbereich rund um die Windows-Plattform. Aber auch andere Geschäftsbereiche, wie das wachstumsstarke Server-Geschäft tragen inzwischen zum Unternehmensgewinn bei. Ergänzt werden die Geschäftsbereiche von der Entertainment-Sparte, in der das Geschäft rund um die Xbox zusammengefasst ist. Insgesamt operiert Microsoft heute aus fünf Kerngeschäftsbereichen heraus: Windows & Windows Live Division (Windows Division), Server and Tools, Online Services Division, Microsoft Business Division, sowie die Entertainment and Devices Division.

Durch das gemeinsam mit Accenture gegründete Joint Venture Avanade versucht Microsoft im Bereich IT-Services Fuß zu fassen. Gleichzeitig stieg Microsoft mit der Marke Zune und dem gleichnamigen Musikdienst in den Markt für MP3-Player ein. Nach der Übernahme der dänischen Navision, kaufte Microsoft das Startup XDegrees. Zudem wurde der Webkonferenzanbieter PlaceWare übernommen. Im Jahr 2005 folgte die Übernahme von Groove Networks und MessageCast. Mitte 2005 schloss Microsoft die Übernahme des Sicherheitsspezialisten Sybari Software ab. Auch im Jahr 2006 blieb Microsoft weiter auf Einkaufstour und schluckte den britischen Foto-Katalogsoftwareanbieter iView Multimedia sowie den Windows-Spezialisten Winternals Software. Mitte 2007 schloss Microsoft die Übernahme des Web- und Marketing-Spezialisten aQuantive ab. Gleichzeitig wurden mit der Werbebörse AdECN, dem Softwareanbieter Engyro und dem Shopping-Dienst Jellyfish.com weitere Firmen hinzugekauft.

Anfang 2008 schluckte Microsoft den norwegischen Suchmaschinenspezialisten Fast Search & Transfer. Später wurde der Datenspeicherspezialist DATAllegro übernommen. Im Herbst 2008 folgte die Übernahme des Verbraucherportals Ciao.com. Mitte 2009 einigte sich Microsoft mit Yahoo auf ein 10-Jahresabkommen, wonach Microsofts Bing.com künftig als bevorzugte Suchmaschine auf Yahoo-Seiten fungieren wird. Ende 2009 schluckte Microsoft den Spezialisten Opalis Software. Im Herbst 2010 schloss Microsoft die Übernahme von Skype für 8,5 Mrd. Dollar erfolgreich ab. In 2011 wurde der Spezialist VideoSurf übernommen. Mitte 2012 verkaufte Microsoft seinen 50%ige Beteiligung an MSNBC.com an Comcast.

Mit seiner Spielekonsole Xbox 360 will Microsoft dem Platzhirschen Sony vom Thron stoßen. Firmenmitgründer Bill Gates zog sich zwar als Unternehmenschef zurück, hält aber nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an Microsoft.

Zahlen

Für das im Juni 2012 zu Ende gegangene vierte Quartal 2012 summierte sich auf 18,059 Mrd. US-Dollar, ein Plus von knapp vier Prozent. Das operative Ergebnis für den selben Zeitraum summierte sich auf 192 Mio. Dollar. Nach 6,17 Mrd. Dollar im vierten Quartal 2011 ein Minus von 97 Prozent.

492 Mio. Dollar verlor Microsoft im vierten Quartal 2012 netto (Vorjahr: plus 5,87 Mrd. Dollar). Pro Aktie ergibt sich hieraus ein Verlust von 0,06 Dollar nach einem Gewinn von 0,70 Dollar im vierten Quartal 2011.

Der Verlust ergibt sich aus einer einmaligen, nicht zahlungswirksamen Abschreibung auf Geschäfts- oder Firmenwerte (Goodwill) in Höhe von 6,19 Mrd. Dollar. Diese, sowie weitere einmalige Kosten im Zusammenhang mit dem Windows Upgrade Angebot heraus gerechnet, ergab sich ein Gewinn von 6,93 Mrd. Dollar (0,73 Dollar je Aktie).

Meldung gespeichert unter: Microsoft, Hintergrundberichte, Software, Internet

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