AOL feiert fulminantes Comeback - Offensive bei Online-Videos

Dienstag, 7. August 2012 um 13:15
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(IT-Times) - Totgesagte leben länger. Dieses Sprichwort dürfte in diesen Tagen insbesondere für das amerikanische Internet-Portal AOL gelten. Binnen eines Jahres hat sich der AOL-Aktienkurs verdreifacht.

Die Maßnahmen und Änderungen, die der ehemalige Google-Manager Tim Armstrong vorgenommen hat, scheinen sich nunmehr langsam auszuzahlen. Der Gewinnsprung im jüngsten Quartal erklärt sich freilich aus dem Verkauf von 800 Patenten für rund eine Mrd. Dollar, doch auch ausgenommen etwaiger Einmalfaktoren konnte AOL (NYSE: AOL, WKN: A0YECX) im jüngsten Quartal einen Nettogewinn von 23 US-Cent je Aktie verbuchen.

Nach der Übernahme von Huffington Post für 315 Mio. Dollar im Februar 2011 und die Einführung des lokalen Newsnetzwerks Patch.com scheint es aufwärts zu gehen. Die US-Besucherzahlen auf den AOL-Seiten kletterten seither stetig und erreichten im zweiten Quartal 2012 rund 112 Millionen, nach 108 Millionen im Vorquartal.

Patch.com soll im Jahr 2013 profitabel sein


Einen Anteil am Erfolg dürfte dabei das lokale Newsnetzwerk Patch.com haben, dass AOL in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Das Patch.com Netzwerk umfasst inzwischen 900 lokale Newsseiten und soll in diesem Jahr bereits einen Umsatz von 40 bis 50 Mio. US-Dollar generieren, wobei sich die Erlöse im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hätten, so Patch-Manager im Conference Call.

Im Bezug auf Patch.com habe man inzwischen einen Deal mit einem großen nationalen Werbetreibenden abschließen können, so AOL-Chef Tim Armstrong, ohne allerdings Namen zu nennen. Tatsächlich soll Patch.com bis Ende 2013 profitabel sein, so Patch-Mitgründer Warren Webster. Laut comScore zog Patch.com im Juni 2012 bereits 11,1 Millionen Besucher an, nach neun Millionen in 2011. Nunmehr wolle man das beste Werbemodell für die lokale Newsseite finden, so Webster.

AOL geht bei Online-Videos in die Offensive


Daneben setzt AOL verstärkt auf Online-Videos auf seinen Seiten um neue Besucherströme zu locken. Neben Eigenproduktionen und Original-Inhalten (Branded Entertainment), sollen künftig auch Videos auf HuffPost Live und AOL On zu finden sein. AOL On ist bereits seit Ende April mit einem Videoprogramm online, HuffPost Live soll am 13. August mit einem 12-Stunden-Live-Streaming-Programm an den Start gehen.

Derzeit lässt AOL Videos durch eigene Teams in New York und Los Angeles produzieren, außerdem arbeitet AOL beim Thema Videos mit Partnern zusammen. Darunter fallen bekannte Hollywood-Namen wie Mark Burnett, Heidi Klum und Jennifer Lopez. Derzeit sind 40 bis 50 AOL-Shows in Arbeit, so AOL General Managerin Karen Cahn.

Mit seiner Video-Offensive schlägt AOL den richtigen Weg ein, dürfte allein der US-Markt für Online-Videowerbung im Jahr 2016 ein Volumen von mehr als neun Mrd. US-Dollar erreichen, nach zwei Mrd. Dollar in 2011.

Kurzportrait

Die in New York ansässige AOL wurde im Dezember 2009 wieder als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert, nachdem AOL vor über einem Jahrzehnt von Time Warner im Rahmen einer Milliardentransaktion übernommen wurde.

Heute präsentiert sich AOL nicht nur als Internetzugangsanbieter, sondern in erster Linie als Portal-Betreiber. AOL operiert heute im Wesentlichen aus zwei Kerngeschäftsbereichen heraus: AOL Properties und Third Party Network. Unter AOL Properties ist das Geschäft mit eigenen Web-Portalen zusammengefasst, während unter Third Party Network das Geschäft mit Advertising.com, goviral A/S (goviral) und 5 Minutes beheimatet ist. Unter AOL Advertising vermarktet das Unternehmen nicht nur Drittseiten, sondern auch seine eigenen Angebote unter dem Dach von AOL Media.

AOL Media fungiert dabei als Online-Publisher und betreibt unter anderem die Hauptseite AOL.com. Darüber hinaus lizenziert AOL Media auch Content an Drittanbieter, wobei daneben auch die Seiten Asylum.com, Engadget.com, TechCrunch.com, DailyFinance, FanHouse, PoliticsDaily, Games.com, Moviefone und WalletPop.com betrieben werden.

Daneben betreibt AOL auch den Online-Kartenservice MapQuest, der gleichzeitig auch als Routen- und Stadtplaner dient. In diesem Zusammenhang betreibt AOL unter anderem die Dienste AOL City Guide, Going.com und When.com.

Ergänzt wird das Angebot durch Email-Service AOL Mail in den USA. Neben der Vermarktung von Drittanbieterwebseiten geniert AOL auch Umsätze durch Lizenz- und Abogebühren für kostenpflichtige Inhalte und Services. Über die AOL-Tochter Adtech AG lizenziert das Unternehmen Online-Werbetechnik an Drittunternehmen.

In den vergangenen Jahren verstärkte sich AOL durch eine ganze Reihe von Zukäufen. Anfang 2006 kaufte AOL den Videosuchdienst Truveo und Games.com. Anschließend übernahm AOL den Video-Werbespezialisten Lightningcast und das Online-Spielemagazin GameDaily.com. Anfang 2007 verstärkte sich AOL durch die Übernahme von TradeDoubler. Gleichzeitig wurden mit ThirdScreen Media und Adtech AG zwei Werbespezialisten übernommen. Im Frühjahr 2008 kaufte AOL den britischen Social-Networking-Spezialisten Bebo sowie die Bloging-Engine Sphere und Socialthing. Mitte 2009 verstärkte sich AOL durch die Übernahme von Patch Media (Patch.com), später wurde durch Patch.com das Newnetz Outside.in geschluckt.

Im Jahr 2010 wurde sowohl Bebo als auch das Instant-Messaging-Geschäft ICQ wieder abgestoßen. Gleichzeitig verstärkte sich AOL durch die Übernahmen von 5min, Thing Labs (Brizzly), TechCrunch, Pictela und About.me. Ende 2010 trennte sich AOL zudem von seinem Investment in Kayak Software Corporation. Anfang 2011 wurde der Content-Empfehlungsdienst Surphace (Sphere) wieder verkauft, gleichzeitig wurde das Videovertriebsnetz goviral übernommen. Im März 2011 kaufte AOL die Newsplattform "Huffington Post" für 315 Mio. Dollar.

Zahlen

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