RIM verliert mit dem Blackberry Geld, Marktanteile und Manager

Smartphones

Freitag, 8. Juni 2012 um 14:01
ResearchInMotion.gif

ONTARIO (IT-Times) - Die Situation von Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) ist derzeit der eines Wassertreters: Man strampelt und strampelt und hofft, dass man irgendwie gerettet wird. Das “Irgendwie” äußert sich bei RIM darin, dass man auf den Erfolg der Produkte, die noch in der Pipeline stecken, hofft. Zudem will man sich mit Kosteneinsparungen in die Zukunft retten oder gleich ganz aufgekauft werden, was vor allem Investoren begrüßen würden. Zu allem Ärger kommen noch Streitigkeiten vor Gericht hinzu.

Als ob man nicht schon genug wirtschaftliche Probleme hätte, hat jüngst das US-amerikanische Unternehmen Mobile Telecommunications Technologies (Mtel) mit Sitz im texanischen Lewisville Klage gegen RIM eingereicht. Mtel beschuldigt den kanadischen Smartphone-Hersteller der Verletzung von Patentrechten, die Mtel beim Kauf von SkyTel Communications mit erworben hatte, und verlangt nun Schadensersatz in unbestimmter Höhe.

Die in den Jahren 1996 bis 1999 erteilten Patente beziehen sich laut der Meldung auf eine Reihe von Software-Funktionen, darunter die Speicherung und Rücksendung von fehlgeschlagenen Messages, Server-Verfahren zur Erstellung überlanger Emails sowie Call-back-Technologien. Ein Sprecher von RIM hat angekündigt, dass sich das Unternehmen gegen die erhoben Vorwürfe mit aller Kraft zur Wehr setzen werde.

Während der Ausgang dieser Streitigkeit noch offen ist, konnte RIM in einem anderen Fall vor Kurzem einen Erfolg verbuchen und darf weiterhin den Markennamen BBM im Zusammenhang mit dem BlackBerry Messenger verwenden. Dies ist das Ergebnis eines Rechtsstreits mit der kanadischen Firma BBM Canada, die gegen RIM geklagt hatte.

BBM Canada hält zwar die Markenrechte am Namen BBM seit rund 60 Jahren, dennoch trug der BlackBerry-Hersteller nunmehr vor Gericht den Sieg davon. Hintergrund ist die hohe Popularität des BlackBerry Messengers. Der BlackBerry Messenger (BBM) ist heute einer der populärsten Services auf dem BlackBerry Smartphone und wird von schätzungsweise 50 Millionen BlackBerry-Inhabern weltweit genutzt.

Mit weniger Mitarbeitern der Krise trotzen

RIM plant nach jüngsten Angaben, weitere 2.000 Stellen weltweit zu streichen. Zuletzt beschäftigte das kanadische Unternehmen noch etwa 16.500 Mitarbeiter weltweit. Sollte RIM die Pläne realisieren, würde die Belegschaft um weitere zehn bis zwölf Prozent schrumpfen. In den vergangenen drei Jahren hatten die Kanadier die Zahl ihrer Mitarbeiter bereits um ein Viertel reduziert. In Spitzenzeiten im Jahr 2009 beschäftigte RIM weltweit noch mehr als 20.000 Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren verloren die Kanadier aber sukzessive Marktanteile im Smartphone-Markt.

Auch in den Chefetagen ist die derzeitige Unruhe von RIM zu spüren. So gibt es dort in jüngerer Zeit ein Stühlerücken. So wurde mit Kristian Tear ein neuer Chief Operating Officer (COO) bestellt. Tear fungierte zuvor als Executive Vice President von Sony Mobile Communications. Bei RIM wird sich Tear für das Handheld- und Servicegeschäft verantwortlich zeichnen. Darunter fallen auch die Bereiche Forschung und Entwicklung, sowie weltweiter Verkauf, Produktion und Beschaffungssysteme. Ferner bestellte RIM Frank Boulben zum Chief Marketing Officer (CMO). Boulben war zuvor als Marketing-Manager für LightSquared tätig. Bei RIM wird Boublen künftig die weltweiten Marketingaktivitäten von RIM verantworten.

Erst im März hatte RIM bestätigt, dass Unternehmens-Mitgründer Jim Balsillie als Direktor zurücktreten und das Unternehmen verlassen wird. Auch der bisherige Chief Technology Officer (CTO) David Yach und der Chief Operating Officer (COO) Jim Rowan geben auf und werden das Unternehmen verlassen.

Auf der Pipeline ruhen die Hoffnungen

Bis zum Jahresende will RIM noch ein neues 4G LTE PlayBook Tablet auf den Markt bringen. Der Tablet dürfte dabei mit einem Dual-Core Prozessor, getaktet mit 1,5GHz und mit einem NFC-Chip ausgerüstet sein. Im Bezug auf das Design und die Abmessungen dürfte das BlackBerry PlayBook dem aktuellen PlayBook ähneln. Bislang waren die Kanadier mit ihrem PlayBook Tablet nicht sonderlich erfolgreich im Tablet PC Markt und konnte nur einige hunderttausend Geräte verkaufen, während sich Apples iPad und Amazons Kindle Fire millionenfach verkaufen.

Vor wenigen Wochen wurde zudem der Prototyp des gänzlich neu konzipierten BlackBerry 10 vorgestellt. Eine größere Zahl erhältlicher Apps soll den Verkaufszahlen des kanadischen Smartphone-Pioniers aus der Talsohle heraushelfen. RIM verteilte hierzu spezielle Software-Tools, die Entwickler zur Programmierung zahlreicher Apps für den neuen BlackBerry motivieren sollen. Es ist vor allem der Mangel an verfügbaren Apps, der das vormalige Kultgerät aus dem Hause RIM in der Käufergunst hatte schwinden lassen. Mit einer gänzlich neukonzipierten Bedienoberfläche und neuem Betriebssystem soll der BlackBerry 10 nun die Käuferherzen zurückerobern.

RIM wird voraussichtlich im Herbst 2012 das erste BlackBerry 10-basierte Smartphone auf den Markt bringen. Ein erstes mit einer QWERTZ-Tastatur ausgestattetes BlackBerry 10 Gerät soll im ersten Quartal 2013 auf den Markt kommen, dabei soll es sich um keinen Slider handeln.

Kurzportrait

Die im Jahre 1984 in Waterloo/Kanada gegründete Research In Motion (RIM) gilt heute als einer der führenden Anbieter von Smartphones. Das im kanadischen Waterloo ansässige Unternehmen konnte sich durch seinen Email-Pushservice BlackBerry einen Namen nicht nur in Nordamerika machen. Mit dem BlackBerry können Nutzer an einen beliebigen Ort Emails empfangen, bearbeiten und versenden. RIMs kleines Kommunikationswunder wird derzeit bereits von mehr als 50 Millionen Kunden in über 150 Ländern weltweit eingesetzt. Durch neue Produkte (BlackBerry Storm, BlackBerry Bold, BlackBerry Pearl Flip) will das Unternehmen auch von neuen und schnellen Mobilfunknetzstandards profitieren und seine Marktposition entsprechend sichern. So brachte das Unternehmen mit dem BlackBerryStorm im Jahr 2008 sein erstes Touchscreen-Smartphone auf den Markt.

Nach der Expansion in europäische und asiatisch-pazifische Märkte, will das Unternehmen vor allem in China und Indien weiter wachsen. Durch ein Abkommen mit der ägyptischen Orascom Holdings ist RIM auch in den Märkten des Nahen Ostens präsent. Durch Kooperationen mit zahlreichen ausländischen Carrier-Partnern geht die Internationalisierung weiter. Im Mittelpunkt der Expansionsbemühungen standen zuletzt nicht nur Europa, sondern auch Asien und der Nahe Osten. Im Frühjahr 2006 verstärkten sich die Kanadier durch die Übernahme des kalifornischen Softwarespezialisten Ascendent Systems. Anfang 2009 schloss RIM die Übernahme des kanadischen Spezialisten Chalk Media ab. Im März 2009 übernahm RIM den kanadischen Sicherheitsspezialisten Certicom. Mitte 2010 schluckte RIM von Harman International die Betriebssystem-Einheit QNX Software Systems, später folgte die Übernahe des Documents To Go Entwicklers DataViz. Zudem wurde Ende 2010 die schwedische The Astonishing Tribe (TAT) übernommen.

Meldung gespeichert unter: BlackBerry, Hintergrundberichte, Telekommunikation, Hardware, Software

© IT-Times 2024. Alle Rechte vorbehalten.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Unternehmen / Branche folgen
Unsere Nachrichten auf Ihrer Website

Sie haben die Möglichkeit, mit unserem Webmaster-Nachrichten-Tool die Nachrichten von IT-Times.de kostenlos auf Ihrer Internetseite einzubauen.

Zugeschnitten auf Ihre Branche bzw. Ihr Interesse.

Folgen Sie IT-Times auf ...