SanDisk im freien Fall

Donnerstag, 31. Juli 2008 um 12:31
SanDisk

(IT-Times) Der weltweit größte US-Flashspeicherhersteller SanDisk (Nasdaq: SNDK, WKN: 897826) erlebt derzeit einen beispiellosen Niedergang. Wurden Anfang 2006 noch mehr als 70 Dollar für die Papiere gezahlt, stürzte der Wert von SanDisk-Aktien zuletzt auf ein neues 5-Jahrestief auf unter 14 Dollar.

Die Preise für Flashspeicher befanden sich in den letzten Jahren praktisch im freien Fall. Dieser Trend hat auch in diesem Jahr weiter fortgesetzt, wie die jüngsten Zahlen belegen. So konnte SanDisk zwar an Megabyte-Volumen gemessen 120 Prozent mehr Flashspeicher ausliefern, da die durchschnittlichen Verkaufspreise aber um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. um 15 Prozent gegenüber dem ersten Quartal einbrachen, blieb unter dem Strich wenig übrig. SanDisk rutschte sogar in die roten Zahlen, nachdem sich die Lagerbestände weiter aufblähten.

SanDisk will Industriekonsolidierung erzwingen


Entgegen den Hoffnungen auf stabile Preise in 2008 dürfte sich der Preisverfall auch im zweiten Halbjahr 2008 weiter fortsetzen. Der Grund ist die lahmende US-Konjunktur sowie die nach wie vor bestehenden Überkapazitäten auf dem Flashspeicher-Markt. Analysten, wie Betsy Van Hees bei Caris & Co, glauben daher an weitere Abschreibungen im dritten Quartal sowie an weiter sinkende Gewinnmargen bei SanDisk.

Zum weiteren Preisverfall dürfte auch SanDisk selbst beitragen. SanDisk Chief Operating Officer Sanjay Mehrotra kündigte bei der Vorlage der Quartalszahlen an, aggressiv Preise für seine Produkte im dritten Quartal senken zu wollen, um die Nachfrage anzukurbeln und die hohen Lagerbestände abzubauen. Dies könnte allerdings in der Industrie schnell Nachahmer finden. Wie der Branchendienst DigiTimes berichtet, wollen auch andere Hersteller nachziehen und ihre Preise senken, wenn SanDisk den ersten Schritt macht.

SanDisk will durch den Vorstoß offenbar eine Konsolidierung in der Industrie herbeiführen, die schwächere Anbieter zum Aufgeben zwingt. Als Marktführer hat SanDisk dabei die besten Karten, die Durststrecke zu überstehen, denn das Unternehmen kann daneben auf Cash-Reserven bzw. liquide Mittel von 1,3 Mrd. Dollar zurückgreifen.

Flashspeicher verdrängen Festplatten


Zudem bieten sich langfristig durchaus Chancen für SanDisk. Flashspeicher verdrängen zunehmend Mini-Festplatten bei Notebooks und anderen Mini-Laptops infolge von schnelleren Zugriffszeiten und weniger Energieverbrauch. Mit der Einführung seiner neuen SSD-Produktlinie für sogenannte Ultra-Low-Cost PCS ist SanDisk in diesem Wachstumsmarkt mit von der Partie…

Kurzportrait

Die im Jahre 1998 gegründete im kalifornischen Sunnyvale ansässige SanDisk gilt als einer der weltgrößten Hersteller von Flash-Speicherkarten, welche in einer Reihe von Elektronikprodukten wie in Digitalkameras, PDAs und Multimedia-Handys zum Einsatz kommen.

Das SanDisk-Produktprogramm umfasst dabei nicht nur ComactFlash-Karten, sondern auch auch SD-Karten und USB-Speichersticks. Die Flash-Drive Produktlinie umfasst daneben Multimedia-Karten, Flash-Chipsets, sowie TriFlash und SSD-Laufwerke für Notebook und Netbooks. Die von SanDisk entwickelten portablen Speicher sind zu nahezu allen Computersystemen und Industriestandards kompatibel. Das Unternehmen verkauft seine Produkte überwiegend direkt an OEM-Hersteller wie Eastman Kodak, Ericsson, Matsushita und Siemens, aber auch an Händler, wie Best Buy und Office Depot. SanDisk hält rund 250 Patente im Zusammenhang mit der Flash-Speichertechnik und lizenziert seine Technologie an Kunden wie Intel, Sharp, Sony oder Toshiba. Mit Toshiba besteht zudem ein Kooperationsabkommen im Hinblick auf die Entwicklung von 3D-Speichern.

SanDisk bietet aber nicht nur Speicherkomponenten an, sondern auch ganze Produkte im Bereich der Unterhaltungselektronik. So ist der Speicherspezialist mit einem eigenen Flashspeicher-basierten MP3-Musikplayer (Sansa) im Markt vertreten und hat mit dem SanDisk Photo Album ein Gerät auf den Markt gebracht, das digitale Fotos speichern und auf dem Fernseher wiedergeben kann, ohne das hierfür ein PC benötigt wird. Anfang 2006 schloss SanDisk die Übernahme des 3D-Chipentwicklers Matrix Semiconductor ab. Ende 2006 wurde dann die israelische Msystems Ltd. übernommen und in das Unternehmen integriert.

Mit dem japanischen Partner Toshiba betreibt SanDisk das Joint Venture FlashVision, um die Flash-Speichertechnik weiter zu entwickeln. Gleichzeitig betreibt SanDisk zwei hochmoderne Chipfabriken in Japan. Darüber hinaus ist SanDisk mit einer Minderheitsbeteiligung an seinem Lieferanten, dem israelischen Halbleiterspezialisten Tower Semiconductor, beteiligt.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2008 musste SanDisk einen leichten Umsatzrückgang um einen Prozent auf 816 Mio. Dollar melden, nach Einnahmen von 827 Mio. Dollar im Jahr vorher. Dabei musste der Hersteller der Sansa MP3-Player einen Verlust von 67,9 Mio. Dollar oder 30 US-Cent je Aktie ausweisen, nachdem im Vorjahr an dieser Stelle noch ein Gewinn von 28,5 Mio. Dollar oder 12 US-Cent je Aktie stand.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen summiert sich der Nettoverlust im jüngsten Quartal auf 22,3 Mio. Dollar oder zehn US-Cent je Aktie, womit SanDisk die Erwartungen deutlich verfehlte. Analysten hatten im Vorfeld mit Einnahmen von 906,1 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 13 US-Cent je Aktie gerechnet.

Um der schwachen Konjunktur Rechnung zu tragen, will SanDisk seine Kapitalausgaben reduzieren und Lagerbestände senken. Investitionen in Fabrikerweiterungen sollen zunächst verschoben werden, wie es heißt.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: SanDisk, Hintergrundberichte, Halbleiter, Hardware

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