Google - sind die goldenen Zeiten vorbei?

Google kämpft mit Kulturwandel im Netz - Werbepreise sinken

Montag, 20. Oktober 2014 um 14:39
Google

(IT-Times) - Google hat im jüngsten Quartal die Gewinnerwartungen der Wall Street deutlich verfehlt. Das Wachstum im Kerngeschäft mit Suchmaschinenwerbung verlangsamt sich. Zudem sinken die Werbepreise weiter, nachdem der Anteil der mobilen Werbeanzeigen steigt. Viele Anleger fragen sich daher, ob die goldenen Zeiten bei Google vorbei sind?

Zwar klicken Nutzer weiter eifrig auf Google-Anzeigen im Internet - volumenmäßig verzeichnete Google hier ein Plus von 17 Prozent - doch die Werbepreise entwickeln sich seit mehreren Quartalen rückläufig. Im jüngsten Quartal musste Google (Nasdaq: GOOG, WKN: A0B7FY) hier erneut einen Preisrückgang um zwei Prozent hinnehmen.

Google kämpft noch mit dem Kulturwandel im Netz


Ein Ende der Abwärtsbewegung ist zunächst nicht in Sicht, denn immer mehr Menschen surfen mobil mithilfe von Smartphones und Tablet durchs Internet. Auf Mobile-Werbung entfallen inzwischen ein Drittel der US-Werbeausgaben, nach 20 Prozent im Jahr vorher, heißt es bei IgnitionOne. Die mobilen Werbeanzeigen sind in der Regel jedoch günstiger als reine Desktop-Anzeigen. Während die Preise für Desktop-Werbung im jüngsten Quartal um ein Prozent fielen, sanken die Preise für Mobile-Werbung zuletzt um 9,0 Prozent.

Da Google nach wie vor noch stark abhängig vom Online-Werbegeschäft ist, investiert der Suchmaschinenanbieter kräftig in neue Wachstumsmöglichkeiten außerhalb des Werbegeschäfts.

Nicht-Werbegeschäft wächst kräftig


Milliarden flossen zu Jahresbeginn zum Beispiel in den Geräte-Hersteller Nest, zudem stellt Google eifrig neue Mitarbeiter ein. Mit ersten Erfolgen: Zwar kletterten die operativen Kosten zuletzt auf 37 Prozent des Umsatzes, nach 33 Prozent im Jahr vorher, doch im Geschäftsbereich „Other“, in der unter anderem das Geschäft mit Google Play und Software und anderen Produkten zusammengefasst ist, zogen die Umsätze deutlich an.

Das Segment steuerte im jüngsten Quartal etwa 11 Prozent bzw. 1,84 Mrd. US-Dollar zu den Gesamteinnahmen bei, wächst aber um 50 Prozent, wie Needham-Experte Kerry Rice feststellt.

Microsoft-Alternative verzeichnet Zulauf


Ein gutes Beispiel für den Erfolg ist der Service Google Drive for Work. Laut Angaben von Google verzeichnete man zuletzt mehr als 1.800 neue Mitglieder für seinen 10 US-Dollar teuren Service pro Woche. Über Google Drive for Work haben Nutzer Zugriff auf Google Docs, eine alternative Anwendung zu Microsoft Office und zu anderen Programmen wie E-Mail und Cloud-Speicherdiensten. Allein beim Cloud-Speicherdienst Google Drive verzeichnet Google inzwischen rund 250 Mio. Nutzer - Tendenz weiter steigend.

Needham-Analyst Rice geht davon aus, dass das Nicht-Werbegeschäft bei Google eine gute Chance hat, sich in den kommenden Jahren zu verdoppeln - diese Nachricht dürfte auch den Google-Anlegern gefallen.

Kurzportrait


Die Internet-Suchmaschine Google, gegründet im Jahre 1998 und ansässig im kalifornischen Mountain View, gilt als die weltweit meistgenutzte Suchmaschine. Google setzt dabei auf einen Algorithmus, der Web-Seiten aufgrund ihrer Popularität an prominenter Stelle listet. Google hat seine Suchtechnologie inzwischen an mehrere hundert Unternehmen lizenziert. Haupteinnahmequelle ist jedoch das Werbeprogramm Google AdWords und das Werbenetzwerk Google AdSense.

Mit Google Books will das Unternehmen auch das Durchsuchen ganzer Bücher ermöglichen. Auch im Mobile-Markt ist Google mit einer eigenen Suchmaschine präsent. Mit Google Product Search bietet das Unternehmen einen Preisvergleichsservice an. Mit Google Desktop Search will die Suchmaschine auch den Heim-PC der Nutzer erobern, wobei sich dadurch Dateien auf der Festplatte oder Email-Postfächer durchsuchen lassen.

Mit Gmail ist das Unternehmen mit einem kostenfreien Email-Webservice am Start. Mit Google Base stieg das Unternehmen im Herbst 2005 in den Markt für Kleinanzeigen ein. Daneben ist das Unternehmen mit Google Finance im Online-Finanzbereich aktiv. Mit Google CheckOut brachte das Unternehmen Mitte 2006 einen eigenen Online-Zahlungsdienst auf den Markt. Seit Mitte 2011 ist Google mit Google+ auch mit einem eigenen Social-Networking-Service am Start.

Mit der Übernahme des Blogging-Spezialisten Blogger.com stieg Google in den Blogging-Markt ein. Im Herbst 2006 übernahm man schließlich die führende Online-Videoseite YouTube.com. 3,1 Mrd. Dollar ließ sich Google im Jahr 2007 die Übernahme des Online-Werbespezialisten DoubleClick kosten. Gleichzeitig kaufte Google eine ganze Reihe weiterer Firmen auf. Im Frühjahr 2011 erhielt Google zudem grünes Licht für die geplante Übernahme von ITA Software. In 2012 kaufte Google weitere Startup-Firmen wie Wildfire, VirusTotal und Nik Software dazu. Mitte 2013 verstärkte sich Google durch die Übernahme des Mapping-Spezialisten Waze, zudem wurde der App-Entwickler Bump Technologies übernommen. Mit FlexyCore, SCHAFT und der Roboter-Firma Boston Dynamics folgten weitere Zukäufe. Anfang 2014 kaufte Google den Connected Devices Spezialisten Nest für 3,2 Mrd. Dollar. Mit Zync, Lynx Design und Input Factory wurden weitere Firmenzukäufe getätigt. Im Gegenzug verkaufte Google die in 2012 übernommene Motorola Mobility wieder an Lenovo.

Die beiden Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page halten beide eine Minderheitsbeteiligung an Google. Google-Mitgründer Larry Page kehrte im April 2011 wieder als CEO an die Firmenspitze zurück.

Zahlen


Für das vergangene Septemberquartal meldete Google einen Bruttoumsatz von 16,52 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Abzüglich etwaiger Partnerprovisionen konnte Google einen Nettoumsatz von 13,2 Mrd. US-Dollar realisieren. Der Nettogewinn schrumpfte dabei um fünf Prozent auf 2,81 Mrd. US-Dollar oder 4,09 Dollar je Aktie, nach einem Profit von 2,97 Mrd. Dollar oder 4,38 Dollar je Aktie im Jahr vorher. Der bereinigte Nettogewinn (Non-GAAP) summierte sich auf 6,35 Dollar je Aktie und verfehlte damit die Markterwartungen der Analysten. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit einem Nettogewinn von 6,53 Dollar je Aktie gerechnet.

Meldung gespeichert unter: Online-Werbung, Alphabet, Hintergrundberichte, Internet

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