Deutsche Telekom und der Sturm im Wasserglas

Montag, 4. September 2006 um 00:00

Die Deutsche Telekom ist in 29 Ländern aktiv. Die Hauptmarkt ist Deutschland, die USA, Österreich und das Vereinigte Königreich haben ebenfalls signifikante Bedeutung. Ausländische Mobilfunkaktivitäten gibt es des weiteren in Bulgarien, der Slowakei, Montenegro, Kroatien, Mazedonien, Niederlande, Tschechien und Ungarn. Nur als Internetprovider treten die Bonner in Frankreich, der Schweiz, Portugal und Spanien auf. T-Systems ist außerdem noch in Hongkong, Südafrika, Brasilien, Indien, Singapur und Kanada am Start.

 

 

In Deutschland ist die Telekom in allen Bereichen der führende Anbieter. Auch im Ausland werden zumeist führende Positionen eingenommen. Im Rahmen des Sieben-Punkte-Plans will man im Geschäftskundenbereich in allen europäischen Märkten segmentübergreifend zu den ersten drei gehören.

 

 

Nach einer Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Kommunikationsdienste (WIK) soll die DSL-Penetration deutscher Haushalte bis 2010 auf 56 Prozent steigen, 2015 werde dieser Wert bei 72 Prozent liegen. Hier wird eine Steigerung des Wettbewerbs erwartet. In den osteuropäischen Ländern liegt die DSL-Penetration im niedrigen einstelligen Bereich.

 

 

Die Mobilfunkmärkte der europäischen Industrienationen sind gesättigt und von einem zunehmenden Wettbewerb gekennzeichnet. Allein in Deutschland gaben die Preise binnen eines Jahres um rund zwölf Prozent nach, hinzu kommt die Regulierung. In Teilen Osteuropas sind die Zeiten des größten Wachstums im Mobilfunkbereich ebenfalls vorbei.

 

 

Zu den Wettbewerbern der Deutsche Telekom AG gehören beispielsweise Telefonica/O2, KPN, SprintNextel, AT&T (Cingular Wireless), Verizon Wireless, Colt Telecom, Vodafone, BT, QSC, Telecom Italia/Hansenet und France Telecom.

 

 

Ausblick

Für das laufende Geschäftsjahr hat die Telekom zuletzt die Prognosen gesenkt. Die Erwartung für den Konzernumsatz 2006 wurde im August von bislang 62,1 Mrd. Euro bis 62,7 Mrd. Euro auf nun 61,5 Mrd. Euro bis 62,1 Mrd. Euro korrigiert. Im kommenden Jahr solle der Umsatz weiter „moderat“ steigen. Der Rückgang der Umsätze im Inland führe laut Telekom zu einer Reduzierung der Erwartung für das bereinigte EBITDA im Geschäftsjahr 2006 auf 19,2 Mrd. Euro bis 19,7 Mrd. Euro. Die bisherige Erwartung lautete auf 20,2 Mrd. Euro bis 20,7 Mrd. Euro. Für das Jahr 2007 werde ein bereinigtes EBITDA in der Größenordnung des Jahres 2006 erwartet.

 

 

Bewertung

Die Telekom ist der Prügelknabe der Nation. Aber so viel, wie derzeit auf den Ex-Monopolisten eingedroschen wird, haben die Bonner eigentlich nicht verdient. Die Erosion im Festnetzgeschäft (eine Million Kunden im ersten Halbjahr 2006) ist gewiss nicht zu unterschätzen - aber diese Entwicklung wird sich nicht aufhalten lassen. Bis 2020 soll das konventionelle Festnetz vollkommen durch Internettelefonie (VoIP) substituiert worden sein. Gegen den technologischen Wandel kann selbst die beste Strategie nur beschränkt etwas ausrichten - was man bei der Telekom inzwischen erkannt hat. Deswegen kann der Weg nur heißen: Zu Hause auf halten spielen und die Wachstumspunkte auswärts einfahren.

 

 

Auf dem deutschen Markt muss die Telekom versuchen, die Ausfälle im Festnetz durch Wachstum im DSL-Segment zu kompensieren. Momentan stellt die Telekom direkt und über Wiederverkäufer noch über 80 Prozent der Anschlüsse. Auch dieser Wert wird auf Dauer nicht zu halten sein, denn selbst Vodafone und O2/Telefonica starten demnächst Bündelangebote (Mobilfunk, Homezone und Internetanschluss) und verfügen dabei noch über eigene Breitband-Infrastruktur. Das neue VDSL-Netz wird sich, obwohl momentan noch nicht sehr gefragt, langfristig als eine der besten Investitionen der Unternehmensgeschichte erweisen. Im Ausland wäre der Ansatz, gerade in Osteuropa als integrierter Anbieter und nicht nur als Mobilfunknetzbetreiber aufzutreten, absolut notwendig. In Kroatien beispielsweise ist das bereits der Fall. So könnte eine kleine Wachstumsstory entstehen. Auch in Großbritannien wäre dies notwendig, denn die Wettbewerber steigen momentan allesamt auf Bündelangebote um. Zunächst bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die strukturellen Änderungen auswirken und ob die Zeiten der konzerninternen Grabenkämpfe bald vorbei sind. Vielleicht wäre es ja auch besser, die Telekom nach Regionen und nicht nach Geschäftsfeldern zu strukturieren. Im Dezember jedenfalls soll eine detaillierte Strategie auf den Tisch kommen.

 

 

Die T-Aktie wird derzeit in Frankfurt mit über 11,30 Euro gehandelt. Vom Schock der Gewinnwarnung hat sich das Papier noch nicht wieder vollständig erholt, der Jahreshöchstwert lag bei rund 13 Euro. Bei einer Marktkapitalisierung von rund 47 Mrd. Euro wird die Telekom nicht einmal mit dem 0,8fachen des erwarteten Umsatzes für 2006 gehandelt. Das KGV soll sich - basierend auf aktuellen Gewinnschätzungen - in den nächsten drei Jahren zwischen elf und zwölf einpendeln. Nicht zu vergessen: Bei der Telekom gibt es eine momentane Dividendenrendite von sechs Prozent abzustauben. Die Analysten der Wirtschaftwoche empfehlen die Aktie auch wegen der geringen Bewertung für „mutige und antizyklisch orientierte Anleger“. Ansonsten wird die Telekom im Tenor mit „halten“ gewertet.

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