Cadence Design mit dem Rücken zur Wand

Donnerstag, 16. Oktober 2008 um 13:06
Cadence Design Systems

(IT-Times) Nach der gescheiterten Übernahme des Rivalen Mentor Graphics rollen beim führenden EDA-Softwarespezialisten Cadence Design Systems (Nasdaq: CDNS, WKN: 873567) die Köpfe. Neben dem bisherigen CEO Mike Fister werden gleich vier Top-Manager ihren Stuhl räumen müssen.

Marktbeobachter rechnen nunmehr mit einem umfassenden Strategiewechsel beim einstiegen EDA-Marktführer, nachdem Cadence Design in den vergangenen Jahren gegenüber Wettbewerbern ins Hintertreffen geraten war. Während der Rivale Synopsys bislang noch schwarze Zahlen schreibt und Cadence Design auch in Sachen Umsatzentwicklung überholt hat, erwartet Cadence Design für das Septemberquartal rote Zahlen.

Wohin die Zukunft von Cadence Design geht, ist noch offen. Möglicherweise wird das Unternehmen erneut einen Anlauf versuchen, sich an eine Beteiligungsgesellschaft zu verkaufen, um mit einer umfassenden Restrukturierung die Krise zu meistern. Entsprechende Pläne waren laut New York Times im Juni 2007 gescheitert.

Cadence Design vor Stellenabbau


Auch wenn Cadence Design weiter selbständig bleiben sollte, rechnen Marktbeobachter in den nächsten Wochen mit kräftigen Einschnitten beim Hersteller von Chip-Design-Software. Dabei könnte dem Unternehmen eine massive Entlassungswelle drohen. Wie das Branchen-Magazin EETimes erfahren haben will, könnten bis zu 25 Prozent der Stellen wegfallen. Eine entsprechende Ankündigung könnte bereits am 22. Oktober folgen, dann will Cadence Design seine Zahlen für das jüngste Quartal vorlegen.

Trend geht zu ESL Design


Das nunmehr ein Kurswechsel erfolgen muss, scheint vor allem damit zu tun zu haben, dass Cadence Design einen Trend verschlafen hat. Electronic System Level Design (ESL Design) hat sich inzwischen bei immer mehr System-on-Chip-Anbieter etabliert. Cadence Design wird seinen Kunden in Richtung ESL Design folgen müssen, glaubt Industrie-Analyst Gary Smith in einem Interview mit der EETimes.

Doch auch im Bereich ESL Design wird der Wettbewerb keinesfalls leichter. Hier tummeln sich neben Synopsys und Mentor Graphics Spezialisten wie CoWare und Esterel Technologies. Synopsys wird sich also beeilen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren…

Kurzportrait

Das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen Cadence Design Systems gilt als der mitunter führende Anbieter von Chip-Design-Software, welche es Chipherstellern erlaubt, Entwicklungsprozesse von Halbleitern zu simulieren und zu optimieren. Die gefertigten Chipsätze (ICs) lassen sich auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüfen und unter realen Einsatzbedingungen testen. Mit der Software des Unternehmens lassen sich ferner Halbleiter entwickeln, welche insbesondere in komplexen Computersystemen, Netzwerken, mobilen Telekommunikationsgeräten, aber auch in anderen elektronischen Geräten des häuslichen Gebrauchs zum Einsatz kommen. Durch den Einsatz dieser Software soll es Firmen möglich sein, Entwicklungszeiten von Mikrochips entscheidend zu verkürzen.

Das Unternehmen bietet ergänzend zu seiner Software auch Dienstleistungen, wie Wartung und Support an. Das Softwarelizenzgeschäft steuerte zuletzt mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz bei. Durch seine Niederlassungen bietet das Unternehmen Serviceleistungen auch in Indien, Kanada und Großbritannien an. Das Unternehmen versuchte in der Vergangenheit vor allem durch Übernahmen von kleineren Chip-Designern zu wachsen.

Diese Strategie will Cadence auch in Zukunft weiter fortsetzen. So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem der Entwickler von Chip-Prototypen Silicon Perspective Corp. (SPC), sowie Simplex Solution übernommen. Über die Tochterfirma SpinCircuit bietet das Unternehmen weitere Produkte rund um den Bereich integrierte Speicherchips (ICs) an, während die Tochter Tality entsprechende Ingenieur-Services und andere Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Design von Halbleitern anbietet. Durch den Aufkauf von Simplex Solutions erweiterte Cadence seinen Geschäftsbereich Testverfahren für sogenannte SoCs (System-On-Chip) und ICs (Integrated Circuits). Mit den zuletzt getätigten Akquisitionen von Get2Chip und K2 Technologies will Cadence die Symbiose zwischen Design und Herstellung weiter optimieren. Im Januar 2005 übernahm Cadence den kalifornischen Technologiespezialisten Verisity. In 2007 tätigte Cadence Design weitere Zukäufe und übernahm neben Invarium den kalifornischen Lithographie-Spezialisten Clear Shape Technologies. In 2008 wurde die Chip Estimate Corporation übernommen. Zuletzt zog Cadence Design sein Übernahmeangebot für den Rivalen Mentor Graphics zurück.

Zu den Kunden von Cadence Design Systems zählen neben Motorola, Fujitsu und Lucent Technologies auch andere Unternehmen aus verschiedensten Industriebereichen.

Zahlen

Für das vergangene zweite Quartal 2008 meldete Cadence Design einen Umsatzrückgang auf 329 Mio. US-Dollar, nachdem das Unternehmen im Vorjahr noch 391 Mio. Dollar umsetzen konnte. Der Gewinn brach dabei auf 5,0 Mio. US-Dollar oder zwei US-Cent je Aktie ein, nachdem im Vorjahr noch ein Plus von 60 Mio. Dollar oder 20 US-Cent je Aktie zu Buche stand.

Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen ergibt sich für das jüngste Quartal ein Nettogewinn von 38 Mio. Dollar oder 14 US-Cent je Aktie, nach einem Nettoplus von 91 Mio. Dollar oder 30 US-Cent je Aktie im Jahr vorher, womit der Chip-Design-Softwareanbieter die Markterwartungen punktgenau erfüllen konnte.

Markt und Wettbewerb

Meldung gespeichert unter: Cadence Design Systems, Hintergrundberichte, Halbleiter, Software

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