AOL vor Comeback? Content-Offensive soll die Wende bringen

Donnerstag, 3. Februar 2011 um 13:38

Im vergangenen vierten Quartal konnte AOL seine Kosten gegenüber dem Vorjahr signifikant reduzieren. Gegenüber dem Vorquartal kletterten die operativen Kosten jedoch um 32,3 Mio. Dollar, nachdem AOL unter anderem in Patch und in weitere Übernahmen investierte.

Insgesamt schrumpfte der Werbeumsatz bei AOL um 23 Prozent auf 247,5 Mio. US-Dollar. Das Geschäft mit dritten Werbepartnern ging sogar um 43 Prozent auf 84,1 Mio. Dollar zurück, nachdem AOL Teile seines Europa-Geschäfts geschlossen hat. Im Dezember 2010 schloss AOL die Zukäufe von Pictela und About.me für rund 31,4 Mio. Dollar ab.

Auf Jahressicht meldet AOL einen Umsatzrückgang auf 2,42 Mrd. US-Dollar, nach Einnahmen von 3,25 Mrd. Dollar im Jahr vorher. Auf Jahressicht entstand noch ein Verlust von 782,5 Mio. US-Dollar, nach einem Gewinn von 248,8 Mio. Dollar im Jahr vorher.

Ausblick

Für das laufende Märzquartal erwarten Analysten bei AOL einen weiteren Umsatzrückgang auf dann 533,4 Mio. US-Dollar. In diesem Zusammenhang wird ein Nettogewinn von 38 US-Cent je Aktie erwartet.

Im laufenden Jahr 2011 sollen die Erlöse dann auf 2,10 Mrd. Dollar schrumpfen, wobei dann ein Nettogewinn von 1,37 Dollar je Aktie erwartet wird.

Markt und Wettbewerb

AOL hat sich in den vergangenen Jahren neu positioniert. Das Unternehmen will weg vom Markt für Internetzugangsservices und hin zum Content-orientierten Internet-Unternehmen, welches sein Geld mit Online-Werbung verdient.

Im Markt für Internet-Zugangsservices konkurriert AOL nicht nur mit anderen Internet-Zugangsspezialisten wie mit EarthLink, sondern auch immer mehr mit Kabel-TV-Firmen, welche Breitbandservices über Kabel anbieten.

Im Portal-Markt steht AOL in direkter Konkurrenz mit anderen führenden Internet-Portalen wie mit Yahoo, welches mehr als 580 Mio. Besucher monatlich auf seinen Seiten verzeichnet. Darüber hinaus konkurriert AOL auch mit anderen großen Online-Portalen wie mit MSN (Microsoft), aber auch mit YouTube (Google), MySpace.com, Facebook, sowie mit den Internet-Seiten von IAC/Interactive.

Im Bereich Online-Werbung und Vermarktung steht AOL im direkten Wettbewerb mit Microsoft, sowie mit Google und ValueClick.

Bewertung

AOL-Papiere präsentierten sich nach den jüngsten Zahlen deutlich leichter und geben um mehr als fünf Prozent auf 22,6 US-Dollar nach, womit AOL aktuell mit 2,4 Mrd. Dollar an der Börse bewertet wird. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Jahr 2011 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17. Gleichzeitig wird AOL mit dem 1,1-fachen des zu erwartenden Umsatzes für das laufende Jahr bewertet.

Die Analysten aus dem Hause Evercore Partners haben im Oktober 2010 ihre Beobachtung von AOL aufgenommen und bewerten den Titel mit einer ersten Einschätzung mit "übergewichten". Dabei sehen die Analysten ein Kursziel von 30 Dollar für das Papier.

Im Dezember 2010 nahmen auch die Analysten des Hauses Needham AOL-Aktien in ihr Coverage auf. Needham-Expertin Laura Martin empfiehlt AOL-Aktien mit einem Kursziel von 35 US-Dollar zum Kauf. AOL sehe sich großen Herausforderungen gegenüber. Die Frage sei nicht, wann das Internetnetzugangsgeschäft völlig zum Erledigen komme, sondern inwieweit AOL in der Lage ist, seine Technik-Mitarbeiter zu halten. Das AOL-Mitarbeiter nicht in Scharen das Unternehmen verlassen, deutet die Analystin als gutes Zeichen und dafür, dass AOL nach wie vor Perspektiven biete. Sollte AOL mit einem neuen Produkt Erfolg erfolgreich sein, könnte sich der AOL-Aktienkurs in den nächsten zwei Jahren verdreifachen, glaubt Martin.

Die Analysten aus dem Hause Jefferies & Co reduzieren nach den jüngsten Zahlen ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen für den Wert und nehmen das Kursziel für AOL-Papiere von 27 auf 26 Dollar zurück. Gleichzeitig bleiben die Analysten bei ihrer Empfehlung "halten".

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