Alles wird online. Was wird aus dem Journalismus?

Freitag, 18. September 2009 um 10:53

(IT-Times) - Es sind wohl Folgen dessen, was seit Einführung des Internets immer stärker ins Bewusstsein der Mediennutzer tritt: Irgendwie hat der Journalismus, wie man ihn noch vor Zeiten des Internets kannte, ausgedient. Und so verwundert es nicht: Der Journalismus befindet sich in Deutschland in einer Vertrauenskrise. Lediglich 35 Prozent der deutschen Bürger sagen, dass sie Journalisten vertrauen. Damit liegt der Berufsstand weit hinter anderen Professionen zurück. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuell veröffentlichte Buch "Entzauberung eines Berufs - Was die Deutschen vom Journalismus erwarten und wie sie enttäuscht werden", das als Ergebnis einer Studie des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden veröffentlicht wurde.

Ähnlich wie die Politikverdrossenheit sei auch die gegenwärtige Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus ein Phänomen, das die Demokratie untergrabe. Ein Problem: Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Branche. Demnach hält die deutliche Mehrheit der Deutschen Journalisten für käuflich. Rund zwei Drittel glauben, dass bezahlte Recherchen häufig vorkommen oder, dass die Interessen von Anzeigenkunden auch in der redaktionellen Berichterstattung berücksichtigt werden. Eine weitere Ursache für die Vertrauenskrise ist zudem der Umstand, dass es der Bevölkerung mittlerweile an einer klaren Vorstellung fehlt, was Journalismus ist und was nicht. Dieses Problem betrifft vor allem die Unterscheidung zwischen Journalismus und PR und wird durch das Internet noch verschärft, meint der Studienleiter.

Eines der Probleme - und das nennt die Studie nicht, dürfte dabei weniger im Berufsstand der Journalisten begründet liegen, als viel mehr am deutlich veränderten Nutzungsverhalten der Leser. Früher, da gab es abends die Tagesschau und am nächsten Morgen die Tageszeitung zum Frühstück. Heute, da hat man die Nachrichten, die abends in der Tagesschau gezeigt werden, schon aktuell über das Internet mitbekommen, Kommentare, Diskussionen und Verweise auf weitere thematisch passende Beiträge inklusive. Als vor einigen Monaten ein Passagierflugzeug auf dem New Yorker Hudson-River notwassern musste, da war die Nachricht vie Twitter ruckzuck verbreitet - noch ehe Rettungskräfte am Ort des Geschehens waren. Damit geht also einher: Der Journalismus an sich scheint aus Sicht der Nachrichten-Konsumenten an Relevanz zu verlieren.

News Corp verzahnt alle Medienkanäle miteinander

Der Medienkonzern News Corp. stellt sich diesen (nicht mehr ganz so) neuen Herausforderungen. Und so startete er jüngst einen internationalen Service, der alle Bereiche und Angebote des Unternehmens miteinander verlinken und den gesamten Content gleichzeitig auch über bzw. für alle TV-Stationen, Zeitungen und Webseiten verfügbar machen soll. Künftig werden alle Nachrichten, Storys und Videos zum selben Zeitpunkt an das gesamte Netzwerk des Konzerns verteilt. NewsCore, so der Name des Nachrichtenverteilers, wird betrieben wie ein globaler Nachrichtendienst und beliefert sämtliche Medien, die zum Konzern gehören, mit Inhalten. Der NewsCore-Service fragt dabei alle elektronischen Nachrichtenkanäle, Satellitenübertragungen und Webseiten des Unternehmens ab und verteilt den Content an die Newsrooms rund um den Erdball. Bis zum nächsten Sommer sollen kostenpflichtige Angebote/Bereiche auf allen Webplattformen der News Corp. eingeführt werden. Hintergrund dieser Idee - womit wir wieder beim Thema Journalismus sind: Dieser ist nicht billig. Und nur weil in der aktuellen immer digitaler werdenden Welt neue kostengünstige Vertriebskanäle für die Verlage vorhanden sind, soll der gelieferte Content nicht immer automatisch gratis sein. Ob die Leser allerdings bereit sein werden, die kostenpflichtigen Angebote auch anzunehmen, steht auch nach Meinung der heimischen Zeitungsbranche noch in den Sternen.

Auch Youtube mischt im (Lokal)Nachrichtengeschäft mit

Auch das Videoportal YouTube, das zum Google-Imperium gehört, plant eine bedeutende Kraft im internationalen Nachrichtengeschäft zu werden. Während die Plattform in den USA eigenen Angaben zufolge bereits an die 200 Nachrichtenagenturen und Medienhäuser als Partner unter Vertrag hat, die das Angebot der Video-Sharing-Seite kontinuierlich mit aktuellen News-Beiträgen befüllen, kommt ihr vor allem in Bezug auf eine lokal orientierte Berichterstattung eine zunehmende Bedeutung zu. Ausschlaggebend hierfür ist unter anderem eine neue Funktion, die erst seit relativ kurzer Zeit zur Verfügung steht. "News Near You", so der Name des Features, nutzt dabei die Internetadresse eines Nutzers, um dessen Aufenthaltsort zu bestimmen und ihn dementsprechend mit relevanten News-Informationen aus seiner jeweiligen näheren Umgebung zu versorgen. News Near You analysiert dabei den Aufenthaltsort der User und prüft, ob im Umkreis von 100 Meilen (rund 160 Kilometer) ein News-Content-Partner existiert. Wird eine passende Nachrichtenquelle gefunden, wird der Seitenbesucher automatisch auf relevante regionale Medienberichte in Videoform weitergeleitet.

Videoportal will Bürgerjournalisten selbst „ausbilden“

Meldung gespeichert unter: Journalismus, Special am Freitag

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